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Kinderheime: Wie das Rathaus Skandale entsorgt

Kinderheime: Wie das Rathaus Skandale entsorgt

Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen die Kinderabteilungen des Otto-Wagner-Spitals am Steinhof sowie des Spitals am Rosenhügel werden jetzt neuerlich von einer Kommission untersucht. Diese ständigen Untersuchungen ohne Ergebnis sind aber nichts anderes als eine unglaubliche Ablenkungs- und Beschwichtigungsstrategie. Die haargenau gleiche Taktik ist vom Rathaus auch schon nach den Verbrechen im Zwangserziehungsheim Wilhelminenberg in Gang gesetzt worden. Auch die Vorwürfe gegen Steinhof sind schon lange bekannt und schon einmal von einer Kommission untersucht worden.

Es gab auch schon im Vorjahr Medienberichte über Missbrauch an geistig behinderten Kindern in Wiener Einrichtungen der 1960er bis 1980er Jahre. Die seither vergangene Zeit hat man in der Folge mit einem „internen“ Bericht des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) überbrückt. Der wurde aber – leider, leider – nicht veröffentlicht. Mit der bei Skandalen von der Politik immer herangezogenen Ausrede: Datenschutz.

Die nun beauftragte Kommission hat sich gleich von Anfang an einmal zwei Jahre Zeit genommen. Der Endbericht wurde erst für Mitte 2016 angekündigt. Damit hat die rotgrüne Gemeinde Wien die unangenehme Geschichte vor allem einmal über die Wiener Wahlen hinweg bugsiert. Damit wird in dieser Zeit im ORF und den bestochenen Boulevardmedien mit Sicherheit nichts erscheinen. Damit ist eine noch größere Sicherheit gegeben, dass dann alle Taten verjährt sind, dass alle Täter gestorben oder in Pension gegangen sind.

Zwei weitere Jahre lang kann man jetzt cool alle Anfragen mit dem Satz abdrehen: Es wird eh untersucht. Wenn man denkt, dass die Griss-Kommission in ein paar Monaten alle wesentlichen Aspekte zur (viel komplizierteren!) Hypo-Affäre herausgearbeitet hat, dann wird erst so richtig klar, was für eine Gaunerei das Wiener Rathaus da wieder einmal inszeniert.

Und nach diesen zwei Jahren wird die mit 210.000 Euro fürstlich finanzierte Kommission dann zweifellos den schon jetzt gefallenen Satz wiederholen: „Wir sind ein Forschungsteam und kein Gericht.“ Mit diesem Satz wird man dann begründen, dass in dem Bericht nur Soziologen-Blabla und keine konkrete Verantwortlichkeit zu finden sein wird.

Noch lächerlicher ist: Schon bei der Ankündigung der Kommission wird von „Kontinuitäten aus der NS-Zeit“ gesprochen. Damit wird de facto der Nazi-Zeit die Schuld für etwas zugeschoben, was in den 80er Jahren passiert ist! Damit will man ganz offensichtlich von Anfang an davon ablenken, dass damals schon 40 Jahre lang die SPÖ die gesamte Verantwortung getragen hat. Und dass die – gewiss auch in Kinderheimen – furchtbare NS-Zeit schon sehr lange vorbei gewesen ist.

Genau dieselbe Beschwichtigungs-Taktik hat das Rathaus schon einmal angewandt: in Hinblick auf die einstigen Verbrechen im Kinderheim Wilhelminenberg. Dabei stellt das, was sich in diesem Kinderheim des Wiener Magistrats abgespielt hatte, zweifellos die ärgste Agglomeration an Missbrauchs-Verbrechen dar, die wir seit der Nazi-Zeit hatten. Der Schrecken am Wilhelminenberg übertrifft zweifellos auch all das, was sich am Steinhof und Rosenhügel abgespielt hat.

Was aber ist aus dem schlussendlich erstellten Bericht zu diesem Kinder-Zwangsbordell Wilhelminenberg geworden? Vor zweieinhalb Jahren wurden 30 potenzielle Täternamen (geheim) an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Täter-Banden, die zweifellos in hochrangige Rathaus-Hierarchien reichen. Und was ist draus geworden? Bisher ist dazu absolut nichts bekannt geworden.

Ach ja: Der Bericht wurde an die Staatsanwaltschaft Wien weitergereicht. Na dann . . .

PS.: Um aber auch einen Sozialisten positiv dem Wiener Sumpf gegenüberzustellen: Es war der SPÖ-Volksanwalt Kräuter, der verhindert hat, dass der Steinhof-Skandal still und leise entsorgt wird.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.