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Die Schlauheit der Ärzte

Die Schlauheit der Ärzte

Wer die Vereinbarung zwischen Ärztekammer und Gemeinde Wien analysiert, kann den  Gemeinde-Ärzten nur gratulieren. Sie haben praktisch alle Forderungen durchgesetzt. Und das Rathaus ist letztlich voll eingeknickt.

Der Grund ist völlig klar: Die waidwunde SPÖ-Wien wollte nicht noch ein verheerendes Signal vor ihren Schicksalswahlen haben. Das wäre ein Ärztestreik aber vom ersten Tag an gewesen. Den hätten nicht einmal ORF und die bestochenen Boulevardmedien ignorieren können.

Die Ärztekammer hat diese SPÖ-Panik geschickt erkannt und genutzt. Dort haben sich zugleich die zuletzt von den SPÖ-Ärzten in den Hintergrund gedrängten ÖVP-Ärzte wieder geschickt profilieren können. Die Ärztekammer hat damit eindringlich klargemacht: Sie hat die Basis hinter sich – und nicht etwa die stramm SPÖ-treue Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Machtstrategisch genial.

Das wird wohl auch etliche andere Berufsgruppen motivieren, sich künftig von der Gewerkschaft zu emanzipieren, wenn diese parteifromm agiert. Für diese Perspektive sind nicht nur die Wiener Gemeinde-Ärzte, sondern auch die deutschen Eisenbahnern und Lufthansa-Crews ein spannendes Vorbild, die sich ja auch an der Gewerkschaft vorbei mit ihren Forderungen weitgehend durchgesetzt haben (und mit den restlichen Forderungen noch durchsetzen werden). Diese deutschen Gruppen haben ein paar Streiks gebraucht, um zu siegen. Die Ärzte brauchen nicht einmal das, da ihr Monopol noch viel konkurrenzloser und wirkungsmächtiger ist als das der Bahn oder Lufthansa. Und in Wien haben sie das auch zu dem für sie idealen Zeitpunkt auszuspielen verstanden.

Für solche Berufe in Schlüssel-Bereichen ist das eine mehr als spannende Perspektive. Für alle anderen Berufe wie Lehrer oder Verwaltungsbeamte oder Amazon-Mitarbeiter oder Gewerbe-Angestellte, deren Streiks in der Regel erst nach vielen Wochen irgendjemanden unangenehm berühren, ist die Perspektive viel weniger spannend. Und für Konsumenten wie Steuerzahler ist das eine vor allem teure Perspektive.

PS.: Wenn die Ärzte durch das Wiener Beispiel angestachelt in Zukunft auch einen viel härteren Kampf mit den Gebietskrankenkassen aufnehmen werden, dann kann man das nicht einmal als Ausnützung einer Monopol-Position bezeichnen. Denn die Ärzte werden schandbar schlecht honoriert. Das sieht man schon daran, dass trotz eines an sich ausreichenden Outputs der Medizin-Universitäten der Ärztemangel dramatisch wächst. Denn viele in- wie ausländische Jungmediziner sehen, dass sie im Ausland viel besser verdienen könnten. Wenn daher die derzeit noch mächtigen Sozialpartner die Ordinations-Ärzte jetzt auch noch durch Spionage-Aktionen (Mystery Shopping) quälen wollen, dann wird die Kampfbereitschaft auch dieser Ärztegruppe noch viel rascher wachsen.