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Handelskriege: Wo sind die Bösen, wo die Guten?

Handelskriege: Wo sind die Bösen, wo die Guten?

Donald Trump hat in seinen ersten beiden Jahren reihum Handelskriege ausgerufen, gegen China, gegen Europa, gegen Iran, gegen Russland. Und außer mit den nordamerikanischen Nachbarn Mexiko und Kanada noch keinen beigelegt. Aber die US-Wirtschaft boomt. Wie geht das? Trotz oder gerade wegen der Handelskriege?

"Weder – noch" ist die einzige richtige Antwort. Die USA boomen, weil Trump ein expansionistisches Budget fährt (was langfristig gefährlich wird), weil aus allen Richtungen Geld in die USA fließt (was durch die höheren Zinsen ausgelöst worden ist, aber auch stark mit Vertrauen in Trumps Amerika zusammenhängt), und weil der US-Präsident viele Regulierungen und Beschränkungen der Wirtschaft gelockert hat (was die Grünen gar nicht freut). Der Boom konnte bisher auch durch die US-Notenbank nicht gebremst werden, die gegen seinen Willen die Zinsen erhöht hat.

Naiv freilich zu glauben, dass das ewig weitergehen wird. Die sich global schon zeigende Konjunkturabschwächung wird auch die USA treffen. Da werden sich dann auch Trumps Handelskriege unweigerlich negativ auswirken.

Es ist zu befürchten, dass in Trumps Hinterkopf der auch bei Linken beliebte Merkantilismus des 18. Jahrhunderts herumgeistert, wo jedes Land möglichst wenig importieren, möglichst autark sein wollte. Die Wirtschaftsgeschichte hat oft genug bewiesen, dass das am Schluss allen schadet. Dass hingegen freier Handel zu niedrigeren Preisen führt und zur Verlagerung von Produktion dorthin, wo diese am besten und billigsten erfolgt. Und wenn nicht in jedem Land getrennt jedes Produkt teuer mit veralteten Methoden und kleinen Serien produziert wird.

Und dennoch: Die von Trump angezettelten Handelskriege sind nicht nur dumm. Er hat auch in etlichem Recht. So, wenn er kritisiert, dass die EU auf viele Produkte aus den USA höhere Zollsätze verlangt als umgekehrt die Amerikaner für Importe. So, wenn er verlangt, dass China die Gesetze abschafft, die jeden ausländischen Investor zwingen, einen chinesischen Partner hereinzunehmen. Das hat schon unzählige Male zu komplettem Knowhow-Diebstahl geführt. Das konnte man solange tolerieren, als China noch ein Entwicklungsland war, aber nicht mehr, seit es um den Rang als größte Industrienation der Welt zu kämpfen begonnen hat.

In Hinblick auf China ist es eigentlich völlig unverständlich, dass nicht – bei allen bilateralen Disputen – Europa in diesem Streitpunkt an die Seite der USA tritt. Sind doch Europas Investoren genauso von der chinesischen Politik betroffen.

Und noch unverständlicher ist, dass nirgendwo der laute Ruf ertönt: Machen wir doch einen neuen Anlauf zu einem Welthandelsabkommen, das für alle gleiche Spielregeln schafft und einen möglichst freien Welthandel ermöglicht. Das ist damals am linksextremen Widerstand von Gruppen wie Attac gescheitert, aber auch an einzelnen Ländern (wie damals Indien), Industrien und Handelsketten, die ihre Vorteile in derzeit von Wettbewerb geschützten Nischen bedroht sehen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".