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75 Jahre Auschwitz: dreifacher Ärger

75 Jahre Auschwitz: dreifacher Ärger

In den vergangenen Tagen wurde zu Recht und mit großer internationaler Anteilnahme des 75. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz gedacht. Auschwitz steht für das schlimmste Verbrechen, das je von Menschen deutscher Sprache begangen worden ist. Bei diesem Gedenken fielen jedoch gleich zwei Dinge als extrem ärgerlich auf. Denen als zumindest verständlich der große Ärger Polens, auf dessen Staatsgebiet Auschwitz liegt, über bestimmte Aspekte des Gedenkens anzureihen ist.  

Um mit diesem dritten Ärger zu beginnen. Seinetwegen haben die Polen die in Israel stattfindenden Gedenkfeiern boykottiert und eigene Feiern veranstaltet. Das große osteuropäische Land zeigte dadurch einmal mehr, wie sensibel es den internationalen Umgang mit seiner eigenen Geschichte beobachtet. Die Polen sind empört, weil ein aktueller israelischer Gedenkfilm den Kampf polnischer Soldaten gegen Hitler zu Unrecht völlig ausgeklammert hat. Und noch mehr sind sie empört, weil Russland in letzter Zeit ganz besonders vehement jede Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ablehnt.

Es ist jedoch Tatsache, dass die kommunistische Sowjetunion mit Hitler am Vorabend des Kriegsausbruchs einen Pakt abgeschlossen hat, in dem die beiden Diktaturen die brutale Aufteilung Polens und Osteuropas quer über eine ganze Reihe von Staaten und Völkern hinweg beschlossen haben. Ohne diesen Pakt wäre möglicherweise der Weltkrieg gar nicht ausgebrochen, wäre den Deutschen der Angriff auf Polen zu riskant erschienen.

Daher stünde es den Russen gut an, wenn sie zu mehr historischer Selbstkritik imstande wären – so berechtigt ihr Verweis darauf auch ist, dass sie dann später selbst von Hitler überfallen worden sind und ganz schwere Opfer hinnehmen mussten. Freilich: Auch den Polen stünde – bei aller Berechtigung ihrer Empörungspunkte – etwas Selbstkritik gut an. Denn es gab eindeutig auch einen autochthon polnischen Antisemitismus, wenngleich mit der deutschen Vernichtungsmaschinerie nicht vergleichbar. Und das historische Verhältnis zwischen den beiden Warschauer Aufständen gegen die Nazis – dem jüdischen und dem erst nach dessen Niederschlagung losgegangenen nationalpolnischen – ist vorsichtig ausgedrückt ebenfalls problematisch.

Jenseits dieser historischen Kontroversen und Empörungen aus Polen sind aber aus europäischer Perspektive zwei durchaus gegenwärtige Aspekte der Gedenkfeiern noch viel ärgerlicher:

  1. Vom österreichischen Bundes- bis zum Nationalratspräsidenten wurde in Gedenkreden und Interviews nicht nur der historischen Ereignisse gedacht, sondern auch auf die heutige Zunahme antisemitischer Vorfälle und Einstellungen vor allem unter Jugendlichen eingegangen. Dabei vermieden es jedoch beide Herren geflissentlich, auf die Ursachen dieser Zunahme einzugehen. Die liegen aber ganz eindeutig in der rapiden Zunahme islamischer Jugendlicher und Schüler in Österreich und in dem von Herkunftskultur und Moscheen vermittelten Antisemitismus. Das hat gerade erst jetzt wieder die neueste Studie der Schulexpertin Wiesinger massiv bestätigt. Wenn Politiker aber diesen Aspekt so demonstrativ ausklammern, dann sind sie entweder verlogen und feige oder ahnungslos und blind.
  2. Genauso ärgerlich ist, dass – so weit ich das überblicken kann – kein einziger europäischer Staatsgast in Israel auf die flammenden Worte des israelischen Ministerpräsidenten eingegangen ist. Dieser hatte nämlich intensiv vom Iran im Zusammenhang mit dem Holocaust gesprochen: "Das jüdische Volk hat die Lektionen des Holocaust gelernt. Wir nehmen die Bedrohungen derjenigen ernst, die uns vernichten wollen." Denn er entwickle Atomwaffen und wolle den jüdischen Staat zerstören. "Ich rufe sie alle auf: Wir müssen uns dem Iran entgegenstellen." Der Iran bedrohe die ganze Welt." Alle hörten den Aufruf. Aber niemand fühlte sich aufgerufen, auch nur mit einer halben Silbe darauf einzugehen. Denn einen Tag später agieren sie nach ihrer Heimkehr wieder sehr iranfreundlich.

Was sind eigentlich solche Veranstaltungen und die vielen dabei gefallenen hochtrabenden Reden wert, wenn die zentralen Aspekte in Hinblick zum heutigen Antisemitismus so zynisch übergangen werden?

PS: Ich ersuche eindringlich auf alle Postings zu verzichten, die auf ein "Aber die Juden sind ja doch schuld" hinauslaufen.