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Bitte anschnallen!

Bitte anschnallen!

Wie ein Flächenbrand lodert ringsum die Inflation. Die Ursachen lassen sich in drei verschiedene Körbe bündeln. Und wir dürften erst den Anfang erlebt haben. Denn zu diesen drei Ursachenbündeln kommen bald noch zwei weitere hinzu, ohne dass die Therapie nahe wäre.

Die Beseitigung der ältesten Ursache wäre theoretisch am einfachsten – und wird dennoch kaum oder viel zu gering erfolgen. Das ist die grob fahrlässige Null- und Negativzinspolitik der EZB. Diese könnte zwar durch rasche und kräftige Zinserhöhungen saniert werden. Was umso notwendiger wäre, da die USA jetzt schon einen großen Zinsschritt gesetzt haben, sonst wird der Abfluss von Kapital über den Atlantik und die Stärke des Dollar zu bedrohlich. Aber nix da. Denn die EZB ist primär politisch gesteuert, vom Überlebensinteresse der europäischen Schuldenländer am Mittelmeer, wo Zinsen zu Staatskrisen führen würden.

Die anderen beiden Ursachenbündel hingegen sind von Europa alleine nicht zu beeinflussen.

Das ist zum einen die radikale Anti-Corona-Politik Chinas, die vor allem im Raum der Weltmetropole Shanghai schwere Störungen der Logistikströme für die gesamte Weltwirtschaft ausgelöst hat, welche sich in den letzten Jahrzehnten in hohem Maß von chinesischen Industrieprodukten, aber auch Absatzmärkten abhängig gemacht hatte.

Das sind zum anderen die russische Invasion in der Ukraine und die verzweifelten Versuche, Moskau mit scharfen Sanktionen zu mäßigen. Krieg wie Sanktionen haben sowohl den Energie- wie auch den Agrarmarkt dramatisch durcheinandergebracht.

Weder China noch Russland werden sich aber in ihrem Verhalten von Europa beeinflussen lassen. Ganz im Gegenteil: Beide Faktorenbündel drohen nun auch noch zur Stagnation zu führen. Dies könnte der vierte inflationstreibende Faktor werden: Denn in der Stagnationsgefahr versuchen Notenbanken traditionell, Gas zu geben und nicht durch höhere Zinsen zu bremsen.

Das alles hat aber auch das Startsignal für den fünften Faktor gegeben: Das sind die Gewerkschaften. Diese werden vor allem in der herbstlichen Lohnrunde gewaltig Druck machen, vieles nachzuholen. Haben sie doch bei der letzten Runde noch der EZB geglaubt, dass die schon damals teilweise sichtbaren Inflationsvorboten bald wieder verschwinden würden. Jetzt stehen sie ihrerseits gewaltig unter Druck der Belegschaften, wo die Empörung über Inflation und die Rolle der Gewerkschaften massiv wächst.

Da kann man nur sagen: "Bitte anschnallen!"

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".