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Bewegt unsere Energiepolitik Firmen zur Abwanderung?

Bewegt unsere Energiepolitik Firmen zur Abwanderung?

In den vergangenen Tagen wurde in allen Medien über die Gefahr der Abwanderung der Industrie aus Europa in die USA diskutiert. Die Abwanderung ist nichts Neues. Es scheint den Medien noch nicht aufgefallen zu sein, dass die Voest wegen der geringeren Energiekosten und freundlicheren Administration schon 2013 in Texas, USA, ein Roheisenwerk  errichtet hat. Das hat sie zwar mittlerweile wegen häufiger Pannen wieder verkauft, nun aber versucht Arcelor Mittal dieses Werk zum Laufen zu bringen. Doch seither und nunmehr immer öfter verlegen europäische Firmen neu zu errichtende Standorte in die USA.

 

Zuletzt hat etwa der CEO des auch in Österreich produzierenden Automobilzulieferunternehmens Schaeffler angekündigt, zukünftig eher in den USA als in Europa investieren zu wollen.

Nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 2.400 Betrieben aus allen Branchen plant bereits jede zehnte Firma Produktionsverlagerungen. Geschäftlich besonders beliebt sind derzeit die USA und Kanada, auch weil hier die Energiekosten deutlich niedriger sind als in Europa.   

Die Administration unter Präsident Joe Biden hat den "Inflation Reduction Act" (IRA) promulgiert. Dieser scheint, wie man liest und hört, eine starke Anziehungskraft auf europäische Firmen zu haben. Dabei unterstützten die USA die Energiewende und "Made in USA". Es ist ein umfangreiches Programm, Details dazu findet man in Wikipedia. In nachfolgenden Betrachtungen sollen nur energiebezogene Themen und Kosten diskutiert werden, die auch Österreich betreffen.

Der Akt betrifft u. a. die Sicherung von Energie und den Klimawandel. Die grüne US-Politik umfasst auch Kernenergie. Das wird in allen Artikeln in unseren Medien, die über den "Inflation Reduction Act" (IRA) schreiben, vergessen zu erwähnen. Es ist dieser Mix von Energiesystemen, auf den einige europäische Staaten zunehmend verzichten, durch den die USA auch in Zukunft erheblich geringere Energiekosten als Europa garantieren und europäische Firmen anziehen. Wie soll Europa - vor allem Deutschland - mit Energiekosten, die doppelt so hoch wie jene der USA oder dreimal so hoch wie jene in Kanada sind, konkurrenzfähig bleiben?

Bemerkenswert ist Dänemark, dessen Stromerzeugung aus Windenergie immer wieder hervorgehoben wird: Selbst mit etwa 40 Prozent der Energieversorgung aus Norwegen, die mittels Wasserkraft gewährleistet wird, hat Dänemark mit Deutschland die höchsten Strompreise in der Welt. Und was macht Österreich? Wir versuchen mit unserer Energiepolitik mit Erfolg an die Energiekosten Deutschlands und Dänemarks aufzuschließen. Und man fragt sich, warum das so ist? Eine Antwort dazu könnte eine Studie von Associate Professor Michael Jonas | University of San Francisco  geben. Diese Studie kommt zu dem Schluss, dass es einen sichtbaren Zusammenhang wischen Wind- und Solarenergie und höheren Strompreisen gibt. Dieser ist abhängig vom Verhältnis der Menge von Wind- und Photovoltaik erzeugtem Strom zu Primärstrom. Wobei unter Primärstrom jener aus Kernenergie, fossiler oder Wasserkraft erzeugter Energie zu verstehen ist. Das sollte eigentlich verantwortlichen Politikern zu denken geben.

Österreich und Deutschland gehen einen anderen Weg. Getrieben von absurder Klimahysterie will man die Energiewende nur mittels erneuerbarer Energie meistern. Das sind Windkraft und Photovoltaik, neben etwas Biogas und zusätzlicher Wasserkraft, ohne fossile Energieträger oder Kernkraft. Das führt gemäß den Erkenntnissen von Professor Michael Jonas zwangsläufig zu höheren Stromkosten. Zwar sind die Gestehungskosten von Wind-, Photovoltaik- oder Atomstrom in Europa gleich hoch, doch sind die Investitionskosten je TWh produziertem Strom, gerechnet über die Lebenszeit bei Wind und Photovoltaik, in Österreich für diese erneuerbaren Energieformen sechsmal so hoch wie für Atomstrom. Die Ursache dafür ist, dass ein Kernkraftwerk mit einem einmaligen Investment über 60 Jahre mehr Energie erzeugen kann. Beispiele dafür sind Barakah in den Arabischen Emiraten oder Olkiluoto in Finnland, wo 8 bis 10 Milliarden Euro investiert wurden. Dem gegenüber stehen Windkraftwerke oder Photovoltaikpaneele, die nach 20 Jahren und nochmals nach 40 Jahren erneuert werden müssen, um die gleiche Menge Strom zu erzeugen, wie ein Kernkraftwerk über seine prognostizierte Lebenszeit.

Selbst ein geringer Inflationsfaktor führt daher zu einem Vielfachen der Investitionskosten je TWh bei erneuerbaren Energiesystemen und damit zu steigenden Stromkosten. Dagegen ist die in den USA gepflegte Energiepolitik ausgewogen und setzt auf alle Energiesysteme. Besonders werden Photovoltaikwerke vorangetrieben. Der Kapazitätsfaktor der Photovoltaikanlagen ist aufgrund ihrer geographisch-klimatischen Lage oft mehr das Zweifache des in Europa erreichten.

Die gewählte Energiepolitik Österreichs, übersieht die Langzeitfolgen der damit sich entwickelnden wachsenden Stromkosten. Der Abstand zu den Stromkosten in den USA oder in Kanada wird daher größer. Die Überlegungen der Industrie, neue Betriebe in die USA oder andere Billigstromländer zu verlagern, sind daher gerechtfertigt. Leider scheint das die grüne, von der ÖVP unterstützte, durch pure Ideologie getriebene Energiepolitik, die auch Teil hat an der hohen Inflation, nicht zu berühren.

Den darauf basierenden Niedergang unseres Lebensstandards hat unser Bundespräsident ja de facto mit der Feststellung "Zähne zusammenbeißen, dann wird’s schon irgendwie gehen” kommentiert.

 

Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.