In der Luft ist viel Luft drinnen
"Germany`s economy goes from bad to worse”, hat dieser Tage der renommierte britische "Economist” getitelt. Was schlecht läuft, kann immer noch schlechter gehen. Und Österreichs Wirtschaft hängt da auf Grund der engen Beziehungen voll drinnen und kann sich nicht wehren – so glauben zumindest viele. Doch in Wahrheit gibt es eine ganze Menge Dinge, die Österreich alleine machen könnte.
Ein bisher weniger beachtetes Gebiet, wo Österreich, so wie die Osteuropäer, gegenüber Deutschland punkten könnte, es aber ebenfalls nicht tut, sind die Standortkosten für Fluggesellschaften. So kostet der Start eines Flugzeuges von Dresden acht Mal so viel wie der Start einer gleichen Maschine vom nahe gelegenen Prag. Kein Wunder, dass osteuropäische Städte auch für das Fliegen immer beliebter werden, dass der einstige Stehsatz, Osteuropas Infrastruktur sei schlechter, nicht mehr stimmt. Hingegen nimmt in Deutschland und Österreich die Zahl der Flugverbindungen ab.
Die Standortkosten am Flughafen Wien haben sich ähnlich schlecht entwickelt wie die deutscher Airports: Sie sind in fünf Jahren um gewaltige 78 Prozent gestiegen. Wien ist heute nicht nur viel teurer als mittelosteuropäische Metropolen, sondern hat mit diesen Steigerungen auch viele westeuropäische Städte überholt wie Paris, Rom oder Oslo.
Die Standortkosten setzen sich aus vielen Faktoren zusammen, wobei aber die Luftverkehrssteuer und die Luftsicherheitsabgaben die weitaus größten sind, also politisch festgesetzte Abgaben. Das, was da vor allem zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung und Rückführung des Verkehrs auf die Schiene von der Politik beschlossen worden ist, hat diese Ziele allesamt nicht erreicht, aber eine Vertreibung des Luftverkehrs, vor allem der Hub-Funktion (des Umsteigeverkehrs) Richtung Osten ausgelöst.
Gerade im Luftverkehr sollte man doch endlich – wie etwa auch bei der Kerosinsteuer – begreifen, dass Lenkungs-Maßnahmen nur dann sinnvoll sein können, wenn sie im internationalen Verbund erfolgen. Sonst lösen sie nur eine Verschiebung der Wettbewerbs-Konditionen aus.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".