
Was das Blutbad von Graz bedeutet
Wie überheblich haben doch Österreichs Medien und Politiker jedes Mal reagiert, als in den USA oder in Deutschland frustrierte, meist ehemalige Schüler an Schulen ein Blutbad angerichtet haben. Und jetzt das. Jetzt sind in Österreichs zweitgrößter Stadt binnen weniger Minuten zehn junge Menschen durch einen 21-jährigen Ex-Schüler ums Leben gebracht und rund ebenso viele schwer verletzt worden. Was bedeutet das für die Zukunft?
Bald werden wohl auch in Österreich am Eingang zu Schulen Metalldetektoren samt Wachposten rund um die Uhr stehen. So wie wir es schon länger bei Gerichten und vielen Ämtern erleben. Und so wie bei diesen wird auch dafür die Allgemeinheit aufkommen müssen – ohne zu wissen, ob dadurch auch nur ein einziges Attentat verhindert werden kann.
Genauso problematisch ist, dass nun auch gewiss eine weitere Aufblähung – ebenfalls auf Kosten der Allgemeinheit – der Zahl der "Schulpsychologen" erfolgen wird. War das doch das einzige Wort, das dem Schulminister ständig zu der Bluttat eingefallen ist. Dennoch wird wohl keine einzige Tat durch diese Schulpsychologen verhindert werden können. Sie können – maximal – das tun, was früher Priester mit mehr metaphysischer Legitimation getan haben: trösten.
Dass die Tat eines gescheiterten ehemaligen Schülers mit den Tagen der mündlichen Matura eines nachfolgenden Jahrgangs passiert ist, ist mit Sicherheit kein Zufall. Der Neid auf etwas, was einem selbst verwehrt geblieben ist, ist ein unglaublich wirksames Gift. Das hat es zwar gewiss immer schon gegeben. Aber zusammen mit einem starken kollektiven Rückgang der Fähigkeit zur Frustrationstoleranz – also der Fähigkeit, Leid, Misserfolge und Schicksalsschläge zu ertragen – in einer Ego-Generation, zusammen mit der unglaublich intensivierten Menge an "Vorbildern" aus Filmen und elektronischen "Spielen", in denen massenweise vermeintliche oder wirkliche Feinde niedergeschossen werden, und zusammen mit dem Nichtfunktionieren von immer mehr Familien in einer politischen Landschaft , die sich nur noch um die Schwulen, aber nie um die Familien sorgt, führt das zu immer häufigeren Katastrophen.
Und, ja, es sind fast immer junge Burschen, junge Männer, bei denen es zu solchen Katastrophen kommt. Das hängt wohl auch mit einer Gesellschaft zusammen, die massiv feminisiert ist, in der junge Männer keine positiven Vorbilder haben, die sie auch in ihrer Männlichkeit akzeptieren oder gar sublimieren könnten.
Letztlich aber bleibt die Frage, wieso ein 21-Jähriger legal Waffen besitzen konnte, etwas, was den Behörden noch schwer wird zu beantworten.