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Wien, die Kulturschande

Wien, die Kulturschande

Wenn in den nächsten Tagen halb Wien wie alljährlich unter dem Dröhnen des von der SPÖ veranstalteten Donauinselfestes zu leiden haben wird, dann wird man wieder einmal deutlich daran erinnert, was die Wiener Genossen unter Kultur verstehen und wie ernst sie den Anspruch der Wiener auf Ruhe nehmen. Und wofür der Steuerzahler viel Geld brennen muss. Das raufereien- und dezibelreiche Fest sollte aber auch deutlich ins Bewusstsein rufen, wie zynisch und leichtfertig die gleiche Wiener SPÖ gleichzeitig mit dem großen Erbe umgeht, das ihr mit der historischen Innenstadt Wiens aus der Habsburger Zeit in den Schoß gefallen ist. Es gibt nämlich in Wahrheit nur zwei Erklärungen, warum das Wiener Rathaus mit einem Immobilienspekulanten kollaboriert, der neben das Konzerthaus unbedingt ein Hochhaus bauen will, dessen in wörtlichem Sinn aussichtsreichen Räume mit riesigem Gewinn verkaufbar beziehungsweise vermietbar sein werden. Dieser Bau würde freilich das Zentrum Wiens dramatisch verhässlichen und überdies die Unesco-Qualifikation als Weltkulturerbe kosten würde, die enorm wichtig für den globalen Ruf der Stadt ist.

Dahinter stehen entweder grenzenlose Dummheit und Kulturlosigkeit oder ganz üble Korruption. Diese Qualifikation reiht Wiens Zentrum ja – derzeit noch – in eine Reihe mit den Altstädten von Prag und Rom, mit der Chinesischen Mauer und mit den ägyptischen Pyramiden.

Es ist absolut unfassbar, dass man auch nur auf den Gedanken kommen kann, Wien hässlicher zu machen und überdies diese Qualifikation zu gefährden, dass man dem Investor, wie von beiden Seiten regelmäßig betont wird, ein "Commitment", eine Verpflichtung gegeben hat, dass er das Hochhaus bauen dürfe – trotz der damit verbundenen Vernichtung des Status als Weltkulturerbe.

Der doppelte Skandal: Bis heute sind der Öffentlichkeit keinerlei Verträge zu dieser Verpflichtung bekannt gemacht worden. Niemand weiß, was der Spekulant da als Gegenleistung gegeben hat. Aber in der politischen Propaganda wird ständig über "noch mehr Transparenz" und "Informationsfreiheit" gesprochen.

Wirklich widerlich, diese Verlogenheit.

Das besonders Bedrückende: Die einzigen beiden österreichischen Institutionen, die dem Wiener Rathaus dabei noch in den Arm fallen können, sind beide fest in roter Hand.

  • Das wäre einerseits in der Bundesregierung der Kulturminister, der verantwortlich für die Einhaltung des Staatsvertrags zum Schutz des Weltkulturerbes ist. Aber dieser Minister ist derzeit Andreas Babler. Und der hat erstens keine Ahnung von Kultur und der wird auch deshalb keinen Finger rühren, weil ihn sonst die Wiener Genossen mit einem einzigen Fingerschnippen von der Spitze der SPÖ entfernen würden.
  • Das wäre andererseits die Korruptionsstaatsanwaltschaft WKStA, die dem massiven Verdacht nachgehen müsste, dass da Korruption im Spiel ist. Aber die tut bekanntlich nie etwas, wenn im Umkreis des Wiener Rathauses zum Himmel stinkende Korruption stattfindet: Man denke nur an die total ignorierte Medienbestechung im Umfang eines dreistelligen Millionenbetrags. Die Genossen von der WKStA machen lieber, statt dem nachzugehen, – letztlich jämmerlich scheiternde – Monsterprozesse, die Hunderttausende Euro verschlingen, weil angeblich im Hass- und Zwischenruf-Chaos eines Parlamentsausschusses eine Aussage nicht präzise genug gewesen ist.

Daher wird keine innerösterreichische Ebene, die zuständig wäre, eine Initiative ergreifen, damit Wien doch nicht den Status "Weltkulturerbe" für seine Innenstadt verliert.

Auch die Medien nicht: Selbst "Presse" wie "Kurier", die sich früher noch gegen das Hochhaus ausgesprochen haben, sind inzwischen ganz auf Rathaus-Linie eingeschwenkt. Dreimal darf man raten, warum nur …

Auch ÖVP und FPÖ scheinen in Wien größere Sorgen zu haben, als im Interesse der Schönheit Wiens sonderlich aktiv zu werden. Ihre Proteste klingen angesichts des unglaublichen Skandals lediglich nach Pflichtübungen. Welche Interessen – etwa aus der Bankenwelt – da sonst eine Rolle spielen mögen. Nur einige Bürgerinitiativen kämpfen unverdrossen und tapfer mit wirklichem Engagement gegen diese Sauerei.

Tatsache ist ja und bleibt, dass die Unesco festgelegt hat: Maximal 38 Meter dürfe der (ja auch dann noch fette Rendite versprechende) Bau werden, aber keinen Meter höher, sonst wird das Wiener Zentrum aus dieser prestigeträchtigen Liste gestrichen. Wird hingegen nur einen Meter höher gebaut, würde das historische Zentrum Wiens gleichwertig wie Bielefeld oder Favoriten dastehen (wo sich Sozialdemokraten freilich ohnedies wohler fühlen als im Zentrum Wiens …).

Selbst diese 38 Meter sind ja in Wahrheit viel zu hoch. Denn das ist die Höhe des Hotels Intercontinental, das in dieser wunderschönen Stadtlandschaft, wo Jugendstil, Biedermeier und Gründerzeit exemplarisch aufeinandertreffen, eigentlich seit seinem Bau ein hässlicher Fremdkörper gewesen ist. Und dessen negative optische Wirkung würde durch einen zweiten riesigen Bau gleicher Höhe, der noch dazu frontal zur Stadt schauen soll, geradezu potenziert werden. Selbst wenn er "nur" die erlaubte Höhe hätte. 

Es wäre daher für Wien und seine Schönheit weitaus am besten, wenn auch dieser Bau unterbliebe, und wenn nur die Baracken rund um den Eislaufverein in niedriger Höhe durch etwas Besseres ersetzt würden. 

Aber seit Helmut Zilk und Jörg Mauthe tot sind, gibt es ja in der Wiener Stadtpolitik niemanden mehr, der irgendein ästhetisches Gefühl hätte.