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Unsere Alpen-Wokeness

Unsere Alpen-Wokeness

Es ist wirklich schade, dass die ÖVP einen ihrer besten Abgeordneten beharrlich versteckt. Rudolf Taschner, der Mann, der es geschafft hat, die für viele angsterregende Mathematik zu einem faszinierenden Thema zu machen (nicht umsonst landeten seine Bücher auf Bestseller-Listen), ist der gut versteckte Wissenschaftssprecher der Kanzler-Partei. Im Gegensatz zu einer wissenschaftsfernen Wissenschaftsministerin hat er auf diesem Gebiet viel zu sagen – wenn man ihn nur lässt. Das hat er erst vor kurzem in einer bemerkenswerten Parlamentsrede bewiesen.

In Zeiten des unumgänglichen Sparens, wo jeder Steuer-Cent, der vergeben wird, eigentlich besonders gut argumentierbar sein müsste, dürfen wir uns stolz schätzen, via staatlichem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) ein Forschungsprojekt mit 400.000 Steuer-Euro zu unterstützen, das auf den klingenden Titel "Nicht aufwachen!" hört und sich mit "zukunftsträchtigen Träumen in den Künsten" beschäftigt. Beheimatet ist das Projekt an dem zur Privatuniversität hinaufmutierten Konservatorium der Stadt Wien und die 400.000 € decken für vier Jahre fast ausschließlich die Personalkosten der deutschen Projektmitarbeiterin Marietta Kesting ab, die schon seit Jahren mit Vorträgen zu diesem Thema (z. B. an der Angewandten 1922) auftritt. Sie ist Dozentin an der Uni Potsdam und gehört zur Redaktion einer deutschen "Zeitschrift für Geschlechterforschung". Schon daher sind ihr wohl die notwendigen Worte geläufig, die Forschungsgelder fließen lassen. So heißt der Untertitel der Arbeit: "Am Schnittpunkt von Ästhetik, Dekolonialisierung und Technologie".

Über die Dekolonialisierung von Träumen endlich wissenschaftlich aufgeklärt zu werden, muss uns schon eine knappe halbe Million wert sein – auch wenn die Donaumonarchie nur Franz-Josef-Land und damit einzig und allein Eisbären kolonialisiert hatte. Aber "Dekolonialisierung" genauso wie "Gender" gehören eben zu jenen "Buzzwords", die wie Zauberformeln wirken und jedes Bewerbungsschreiben zum Erfolg führen. Noch gibt es Agenturen, die sich mit nichts anderem beschäftigen, als die richtigen, nämlich geldbringenden Wörter in Subventionsansuchen bei Staat oder EU unterzubringen – deren Geschäftsmodell wird jetzt freilich von der künstlichen Intelligenz umgebracht. Da mag die Förderung noch so vieler wichtiger Projekte etwa aus den Naturwissenschaften abgelehnt werden müssen, weil das Geld nicht für alles reicht – aber wenn Träume dekolonialisiert werden sollen, dann fließt im alpenwoken Österreich der Mammon.

Genau das hat Rudolf Taschner wortgewaltig im Parlament kritisiert und dazu aufgerufen, dass das Wissenschaftsministerium sinnloser Geldverschwendung auch bei der Forschungsförderung entgegenwirken solle, wenn schon der Wissenschaft die Selbstreinigungskräfte fehlten.

Mehr hat er freilich nicht gebraucht: Gerade, dass er nicht mit "Sie Trump!" beschimpft wurde, womit die Linke im Moment jegliche auch nur eine halbe natürliche Intelligenz fordernde Diskussion abwürgt.

Ex-Politiker Andreas Maillath-Pokorny, der Rektor der Musikprivatuniversität Wien, der Heimat jenes teuren "Nicht aufwachen"-Projekts, empört sich wortreich gegen Taschners "polemische Stimme im anschwellenden Chor der Antiaufklärer" – Kurzbotschaft: Politiker haben bei der Wissenschaftsfinanzierung nichts zu sagen – ausgenommen wohl er selbst.

Und die Frauenministerin Holzleitner, der man auch das Wissenschaftsministerium in die Hände gegeben hat? Sie faselte von "parteipolitischen Wertungen" Taschners. Wer also nicht "woke" genug ist, um die Wichtigkeit der Dekolonialisierung von Träumen zu erkennen, der ist – pfui – ein Parteipolitiker. Wahre Politiker hingegen sind so wie sie, laut eigener Aussage, "jeden Tag aufs Neue erschüttert über die wissenschaftsfeindlichen Maßnahmen in den USA," wo Donald Trump gegen die Genderitis und Wokeness in der Wissenschaft vorgeht. Darum hofft man ja auch europaweit auf führende US-Forscher, die "Exil" in Europa suchen. Nach den Trump’schen Ausritten wird aber wohl nur das Heer der Genderisten in die alte Welt streben. Und dann kann auch unsere erschütterte Frauen/Wissenschaftsministerin auf den zeitgeistigen Zug aufspringen, der längst auf einem toten Gleis steht. Um unser Geld ist halt kein Schwachsinn zu teuer.