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Gaza, Tibet, Sudan oder: Die Medien und die wirkliche Welt

Gaza, Tibet, Sudan oder: Die Medien und die wirkliche Welt

Es ist beklemmend zu beobachten, welche Prioritäten Medien Ereignissen in anderen Ländern geben und welche sie praktisch ignorieren. Zwar beachten sie zu Recht die Vorgänge im eigenen Land mehr als jene in anderen Ländern. Aber dann wird es seltsam. Gewiss kann man noch sagen, dass die Vorgänge in Deutschland ob der Nachbarschaft, der wirtschaftlichen Verflechtung und Größe sowie der gemeinsamen Sprache zu Recht mehr als die in anderen Ländern interessieren. Jedoch ist schon schockierend, wie wenig die Österreicher an ihren anderen Nachbarn interessiert sind, wie wenig sie über diese wissen, selbst wenn sie eine gemeinsame Sprache haben wie die Schweiz oder groß und wirtschaftlich wichtig sind wie Italien. Lediglich Sport oder Tourismus scheinen da zu interessieren. Noch schlimmer ist die Berichterstattung über den Rest der Welt. Der scheint fast nur aus Amerika und Israel zu bestehen.

Auf diese beiden Nationen wird aber mehr hingehaut als auf alle anderen zusammen. Dabei sind die USA trotz Donald Trump in vielerlei Hinsicht ein erfolgreiches und attraktives Land, von der wirtschaftlichen Stärke über die Erfindungskraft bis zur Lebenskultur. Gewiss gibt der jetzige US-Präsident viel zu kritisieren. Aber die USA haben auch sonst kaum Lorbeeren bekommen, als sie noch viel Entwicklungshilfe in der Dritten Welt geleistet und Entscheidendes zur militärischen Sicherheit vieler Länder gegen aggressive Nachbarn beigetragen haben.

Noch schlimmer ist Israel dran. Kein Medium zeigte sonderliche Empathie für das Land, als es fast täglich unter Raketenbeschuss aus Gaza, aus dem Libanon, aus Iran und aus dem Jemen zu leiden hatte. Jedoch seit dem großen Geiselüberfall aus Gaza ist Israel zentrales Thema der Berichterstattung. Aber nicht aus sonderlichem Mitleid mit den Geiseln, sondern wegen der israelischen Angriffe auf Gaza, die den (kaum geglückten) Zweck der Befreiung der Geiseln sowie der (auch nur teilweise geglückten) Vertreibung der Hamas und der (bisher geglückten) Sicherstellung hatten, dass von dort künftig keine Raketen kommen.

Diese israelischen Angriffe in Gaza haben – wenn man den Ukraine-Krieg ausklammert – zur weitaus größten medialen politischen Empörung der letzten Jahre geführt. Dazu haben von der Hamas geschickt angefertigte und global verbreitete Bilder von angeblich oder wirklich Hungernden massiv beigetragen. Diese Berichterstattung ist – abgesehen von den diversen problematischen Aktivitäten des Donald Trump – eindeutig die weitaus intensivste und breiteste der letzten Monate gewesen.

Man vergleiche sie mit der Berichterstattung aus anderen Krisen- und Kriegszonen in anderen Kontinenten. Wo hat man etwa über die 15 Millionen Uiguren oder die 7 Millionen Tibeter gelesen oder gehört, die durch China einem tatsächlichen kulturellen Völkermord und einer sprachlichen Umerziehung ausgesetzt sind? Praktisch nichts. Denn den Chinesen ist es gelungen, jede unabhängige Berichterstattung über jene beiden Regionen und damit auch ihre großen Verbrechen zu verhindern. Dort gibt es kein Medium, keine ausländische Staatskanzlei, die erklären würde, wie unabdingbar doch eine Zweistaatenlösung (oder hier: Dreistaatenlösung) wäre.

Gewiss kann man es keinem Journalisten vorwerfen, dass er sich nicht gleichsam in Partisanen-Taktik durch die Wüste oder über den Himalaja in jene Regionen geschlichen hat. Aber wir sollten uns zumindest viel mehr bewusst sein, und die Medien sollten das ehrlich zugeben, welch verzerrtes Bild wir durch sie von der Welt bekommen.

Noch schlimmer ist die totale Nicht-Berichterstattung über den Sudan. Dabei ist dort der weitaus opferreichste Krieg in Gang, den es derzeit überhaupt auf der Welt gibt. 13 Millionen Menschen sind durch den dortigen Bürgerkrieg schon in die Flucht geschlagen worden. Dort gibt es eindeutig – quantitativ wie qualitativ – viel schlimmere Hungerkatastrophen als in Gaza. Dabei grenzt der Sudan ebenso wie Gaza und Israel an Ägypten, ist also keineswegs geographisch aus der Welt. Dabei ist das nicht nur ein Bürgerkrieg, sondern auch ein Stellvertreterkrieg: Auf der einen Seite, jener der bisherigen Regierung, stehen Ägypten und Saudi-Arabien, auf der anderen, jener der recht erfolgreichen RSF-Rebellen, die Vereinigten Arabischen Emirate. Aber die Emirate und Saudi-Arabien kommen dennoch in den Fußball-Spalten der Zeitungen eher vor als in den außenpolitischen, trotz ihrer düsteren Rolle im Sudan.

Das ist ein weiteres und dramatisches Beispiel für das völlig verfälschte und verzerrte Bild, das uns die Medien von der Welt liefern. Gewiss hängt das auch dort damit zusammen, dass es kaum unabhängige Berichte gibt, wenn überhaupt. Lediglich UNO und Rotes Kreuz bemühen sich da ein wenig um Humanität und Information der Außenwelt – aber auch die beiden zeigen sich eindeutig mehr um die Menschen in Gaza besorgt als um die im Sudan.

Das lässt den üblen Verdacht aufkommen, dass das nicht nur mit fehlenden Bildern zusammenhängt. Denn die Kriegsparteien im Sudan könnten ja auch ähnlich wie die Hamas die internationalen Agenturen mit Videos und Fotos füttern, vor allem, wenn sie Geld dafür bekommen. (Wie wir gerade in den letzten Tagen erfahren haben, arbeiten die großen Agenturen ja auch ausschießlich mit palästinensischen Journalisten, weil vier von ihnen umgekommen sind.) Aber offensichtlich herrscht im globalen Medienzirkus Desinteresse an den anderen Regionen. Und diese schiefe Aufmerksamkeit, so wird man von Tag zu Tag mehr überzeugt, hängt mit der schweren Linkslastigkeit dieses Medienzirkus zusammen.

Er berichtet viel begeisterter, viel lieber, viel intensiver, wenn man die Juden oder/und Amerikaner (oder auch die Europäer) als Bösewichte darstellen kann, als wenn die Chinesen die Übeltäter oder wenn gar alle Beteiligten im Sudan und außerhalb des Sudan Moslems sind.

Diese Motivation ist zwar kaum nachweisbar, aber es gibt sonst keine Erklärung für die üble und manipulative Schlagseite der Berichterstattung. Diese Schlagseite hat jedenfalls auch massive Wirkungen auf die Politik. Während Israel ununterbrochen von Regierungen, EU und UNO kritisiert wird, während sogar der deutsche CDU-Bundeskanzler Merz zur Strafe die Waffenlieferungen nach Israel stoppt – obwohl Israel eindeutig von Gaza aus angegriffen worden ist –, gibt es keinerlei Kritik, Resolutionen oder gar Sanktionen gegen die zuvor genannten Länder, kein echtes Interesse an Tibetern, Uiguren oder Sudanesen.