
Die Inflation und ihre 19 Ursachen
Es ist fast peinlich, wenn ÖVP wie SPÖ derzeit den Eindruck zu erwecken versuchen, sie könnten die Inflation geradezu auf Befehl beliebig senken; oder wenn ihnen die FPÖ vorwirft, das nicht schon längst getan zu haben. Das ist fast so, wie wenn ich behaupte, fliegen oder Chinesisch zu können – nur weil ich auf die Nase fliegen könnte, oder weil ich zwei chinesische Wörter beherrsche (das sind übrigens jene für "Österreich" und "Prost" …). Würde man sich ernsthaft dem – bei Meinungsumfragen derzeit den Ärger der Österreicher dominierenden – Problem Inflation stellen, sollte man vor allem mit einer seriösen und alle Faktoren und Schuldigen umfassenden Analyse des Problems beginnen.
Zugleich hat diese Politik zur bitteren Krise der 80er Jahre und zu der seither fast immer anschwellenden Staatsverschuldung geführt.
Daraus sollte man Viererlei lernen:
- Inflation ist ernst zu nehmen;
- ihre Reduktion ist ein sehr mühsamer Prozess;
- sie ist nicht nur für die österreichischen Konsumenten unangenehm, sondern verschlechtert auch die internationalen Wettbewerbsbedingungen der Unternehmen (wie man gerade wieder exemplarisch an der Abwanderung der KTM-Motorradproduktion aus Österreich ins viel billigere Indien sehen kann);
- ihre Bekämpfung sollte aber keinesfalls über eine noch höhere Staatsverschuldung erfolgen.
Dazu kommt aber heute als zusätzliches Problem: Damals konnte Österreich noch mit dem Schilling relativ autonom agieren (und war daher aber auch noch viel mehr selber schuld an der Entwicklung). Heute ist insbesondere durch Euro und EU vieles anders, was freilich nichts daran ändert, dass noch immer viele Urachen in Österreich zu finden sind. In der Folge die wichtigsten der vielfältigen Ursachen der heutigen Inflation in möglich übersichtlicher Auflistung.
A) Ursachen, die aus dem Ausland kommen
- Da sind zweifellos an der Spitze die langen Jahre der artifiziellen und allen ökonomischen Regeln widersprechenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu nennen. Dadurch sind viel zu viele Euro in Umlauf gekommen, denen nicht eine gleichstark steigende Erhöhung des Angebots von produzierten Waren und Dienstleistungen gegenübergestanden ist. Das ist geradezu lehrbuchmäßig die sicherste Ursache von Inflation. Die EZB wollte damit besonders den defizitgeplagten Mittelmeer-Staaten die Gelegenheit geben, ihre Budgets zumindest ein wenig zu sanieren. Statt dessen haben diese, aber auch viele andere Euro-Länder mit Begeisterung die Möglichkeit genutzt, sich weiterhin billig zu verschulden. Die Niedrigzinsen sind heute zwar zu Ende, aber die Spirale war so in Gang gesetzt.
Schuldig: die EZB, Italien & Co, aber auch die vielen österreichischen Gebietskörperschaften, die ebenfalls die Niedrigzinsen nicht zum Sparen genutzt haben. - Die Energieverknappung durch den Ukrainekrieg und die darauf folgenden Sanktionen.
Schuldig: Abgesehen von Russland & Co ist auch die österreichische Politik zu nennen. Sie hat zwar nicht den spanischen Wahnsinnsweg gewählt, die Steigerung der internationalen Energiepreise durch neue Megaschulden auszutarieren. Sie hat aber dennoch die eigentlich wirtschaftlich zwingende Reaktion kaum gewagt. Die hätte darin bestanden, den Österreichern mutig klarzumachen, dass alle Bürger den Gürtel zwangsläufig enger schnallen müssen, wenn die Energie international teuer wird. Denn uns ersetzt ja niemand das zusätzliche Geld, das wir für die Energie ans Ausland zahlen müssen. Statt dessen haben alle Parteien den Eindruck zu erwecken versucht, dass in einem fürsorglichen Staat durch einen Zaubertrick alle Unbill von den Bürgern ferngehalten werden kann. - Die Notwendigkeit für alle europäischen Staaten, also auch Österreich, angesichts der Bedrohung durch das völlig unberechenbar gewordene Verhalten Moskaus und durch den massiven Ausbau der russischen Rüstungsindustrie (die nach einem eventuellen Sieg in der Ukraine automatisch nach weiterer Verwendung und damit neuen Gegnern suchen wird!) deutlich mehr für die eigene Verteidigung ausgeben zu müssen. Das wirkt sich nicht nur defizit- und damit schulden- und damit inflationsvermehrend aus. Das treibt auch deutlich die Löhne hinauf, weil die Staaten mit stolzen Gehaltsangeboten junge Männer und Frauen für das auszubauende Militär suchen müssen.
Schuldig: Wladimir Putin. - Die katastrophale deutsche Energiepolitik der letzten Jahre, vor allem das Sperren der Kohle- und Atomkraftwerke.
Schuldig: der deutsche Grünwahn und die massive Abhängigkeit Österreichs von Deutschland. - Alle Aspekte des Green Deals der EU, aber auch der deutschen Politik, die beide insbesondere das Verbrennerauto zurückgedrängt und das teurere Elektroauto forciert haben.
Schuldig: der europäische Grünwahn. - Die irre Zollerhöhungspolitik des Donald Trump, welche der europäischen und österreichischen Industrie schwer schadet und welche zugleich in den USA einen kräftigen Inflationsschub auslöst. Das könnte zwar theoretisch für Europa auch inflationsdämpfende Wirkung haben, wenn vor allem China seine Billigexporte noch mehr nach Europa lenkt – diese Wirkung ist aber noch nicht zu merken.
Schuldig: Donald Trump. - Die im Vergleich zu anderen Ländern höheren Einkaufspreise, welche die internationale Konsumindustrie für den Verkauf an österreichische Handelsunternehmen verlangen.
Schuldig: die EU, die diese skandalöse Ungleichbehandlung zwischen Mitgliedsländern bisher desinteressiert toleriert hat (während sie etwa schon seit Jahrzehnten Österreich zwingt, deutsche Studenten "gleichzubehandeln" und damit gratis wie auch mit schlechtem, für ein Studium in Deutschland unzureichendem Abiturzeugnis in Österreich studieren zu lassen); sowie alle österreichischen Regierungen, die das bisher tatenlos hingenommen hatten, wie auch der österreichische Handel, der das ebenfalls kaum thematisiert hat.
B) Ursachen, die primär im Inland liegen
- Da stehen an erster Stelle die Lohn- und Pensionserhöhungen der vergangenen Jahre und insbesondere des letzten Herbstes. Dabei wurde ignoriert, dass viele Inflationsursachen im Ausland liegen. Es löst daher zwangsläufig eine steile Inflationsspirale aus, wenn man sie zur Gänze im Inland zu kompensieren versucht.
Schuldig: die Gewerkschaften bei den Löhnen der Wirtschaft und die Regierung bei Pensionen und Beamtengehältern. - Die in den vergangenen Jahren aus populistischen Motiven über die Inflationsrate hinausgehenden Erhöhungen besonders der niedrigeren Pensionen, wo ja nicht einmal theoretisch die Beteiligung an einer Produktivitätssteigerung behauptet werden kann. Dadurch hat sich überdies die Pensionshöhe in gefährlicher Weise von den Einzahlungen während des aktiven Berufslebens abgekoppelt (was wieder zusätzlich zu Schwarzarbeit motiviert).
Schuldig: mehrere Regierungen der letzten Jahre. - Die seit Jahrzehnten – trotz signifikanter Steigerung der Lebenserwartung und trotz viel zu geringer Kinderproduktion durch die jetzt in Pension gegangenen Generationen – nicht erfolgte Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters.
Schuldig: die Regierungen der letzten Jahrzehnte und das kurzsichtige Lobbying der Pensionistenverbände (denn eine Erhöhung des Antrittsalters hätte ihre Klientel ja eigentlich gar nicht betroffen!). - Der seit Ende der 60er Jahre eingetretene Geburtenmangel: Er hat heute zu einem stark steigenden Mangel an Arbeitskräften geführt und dieser wieder zu massiven Lohnerhöhungen. Denn Unternehmen und staatliche Organisationen haben mit höheren Angeboten Jagd auf die rar gewordenen Arbeitswilligen und Arbeitsfähigen gemacht.
Schuldig: Alle jene potentiellen Eltern, die lieber das Leben genossen haben statt Kinder großzuziehen, und alle Gesetzgeber, die sie trotzdem zu früh in Pension gehen haben lassen und weiter lassen. - Die innerösterreichische Energiepolitik: Sie hat die Stromkosten dramatisch nach oben getrieben, insbesondere durch die von den Konsumenten zu zahlenden Kosten für den Ausbau von Windmühlen und Photovoltaik, aber auch durch den massiv notwendig gewordenen Netzausbau für die vielen Anlagen wie auch für die hohen Kosten des Exports überflüssigen Stroms in den sonnigen Sommerstunden wie auch des teuren Imports von Strom in windarmen Nächten.
Schuldig: der grüne Alternativ-Energiewahn, der gleichzeitig vehement weiter gegen Atomstrom kämpft (der ja klimaneutral wäre, wenn man schon meint, dass die einsame europäische Klimapolitik irgendeinen Sinn hat). - Die unzähligen Auflagen und Berichtspflichten, welche die Produktion in Europa und Österreich immer teurer gemacht haben.
Schuldig: alle Politiker, die dadurch Gender-, Sozial und Umweltpolitik betreiben wollen. - Die Migrationspolitik, die praktisch alles verteuert hat. Sie hat nicht nur wegen der explodierenden Wohlfahrtskosten die inflationstreibende Schuldenpolitik intensiviert, sondern insbesondere auch die Wohnungsnachfrage dramatisch erhöht.
Schuldig: vor allem die Linksparteien und die europäischen wie österreichischen Höchstgerichte, welche die Hauptförderer der illegalen Massenmigration gewesen sind. - Die wachsenden Kreditraten für die seit den 70er Jahren anwachsenden Schulden, die auch inflationstreibend sind. Diese sind seither nur in zwei Jahren ein wenig abgebaut worden: einmal unter Wolfgang Schüssel und einmal unter Sebastian Kurz.
Schuldig: vor allem die SPÖ, deren Regierungsjahre sich immer besonders schulden- und damit inflationstreibend ausgewirkt haben. - Das "Koste es, was es wolle" während der Covid-Krise, in der fast alle Räder stillgestanden sind. Das hat nicht nur viel gekostet, das hat auch auf Staatskosten viele eigentlich sowieso moribunde Zombie-Unternehmen am Leben gehalten, in denen die von lebensfähigen Betrieben eigentlich dringend benötigten Arbeitskräfte weiterbeschäftigt werden – und teurer gemacht worden sind.
Schuldig: die damalige schwarz-grüne Regierung unter Kurz, die – durchaus im Einvernehmen mit der Opposition – in der Bevölkerung und insbesondere den Unternehmen den Eindruck erwecken wollte, dass (außer den Erkrankten und Sterbenden) niemand durch die Pandemie Schaden erleiden würde. - Die Abschaffung der Stillen Progression (die an sich gewiss ein dringend fälliger Schritt zur Gerechtigkeit war und ist), ohne dass dafür eine ausreichende – und notwendigerweise unpopuläre – Gegenfinanzierung im Budget erfolgt wäre.
Schuldig: die schwarz-grüne Regierung Nehammer. - Die Höhe der derzeit besonders im Zentrum stehenden europäischen und österreichischen Lebensmittelpreise ist auch eine direkte Folge der bisher regelmäßig erfolgten Ablehnung von internationalen Handelsabkommen, wie dem jetzt wieder einmal zur Diskussion stehenden Mercosur-Abkommen der EU mit vier großen lateinamerikanischen Ländern. Das würde zu deutlich niedrigeren Lebensmittelpreisen insbesondere für Fleisch führen.
Schuldig: Die Agrarlobbys von Österreich bis Frankreich, aber ebenso die gegen Mercosur kämpfende Arbeiterkammer, und letztlich alle Parteien, die sich im Nationalrat (aus purer Dummheit) ausdrücklich gegen das Handelsabkommen ausgesprochen haben. - Die gigantischen und durch nichts gerechtfertigten Gebührenerhöhungen durch die Gemeinde Wien in den letzten Tagen, die an Infamie alle anderen staatlichen Akteure weit übersteigen.
Schuldig: die rot-pinke Gemeinde Wien.
Gewiss: Diese Ursachen liegen fast alle in der Vergangenheit oder im Ausland. Daher kann einem die aktuelle Regierung fast leid tun (wie auch jede andere, die jetzt amtieren müsste). Daher kann die Inflation niemals mit einem Fingerschnippen der Regierung oder mit blöden 2-1-0-Formeln abgeschafft werden. Im Grund sollte man davon ausgehen, dass eine einmal gestartete Inflations-Spirale noch lange in Betrieb bleiben wird – bis eine größere Krise sie zum Stillstand bringt. Die wir uns aber erst recht nicht wünschen sollten.
In Österreich sind die Inflationsraten aus den oben aufgelisteten Gründen noch höher als in anderen europäischen Ländern. Zugleich ist aber unbestreitbar, dass ihr Einbremsen in Zeiten globaler Inflationsängste extrem schwierig ist. Wie groß die sind, sieht man daran, dass der internationale Goldpreis heuer um mehr als unvorstellbare 30 Prozent gestiegen ist. Steigende Goldpreise sind aber immer ein ganz eindeutiges Zeichen, dass die Inflation weitergehen wird, dass die Menschen dem Geld nicht trauen.
Schon gar nicht kann es ein echtes Einbremsen der Inflation ohne schwere wirtschaftliche Schäden durch eine Regierung geben, die von drei Parteichefs geleitet wird, welche bisher – höflich ausgedrückt – allesamt nicht durch sonderliche ökonomische Kenntnisse geglänzt haben. Und wo in Schlüsselpositionen die Herren Babler und Marterbauer sitzen, die wirklich noch tief in sozialistischen Ideologien verhaftet sind. Also in einer Ideologie, die bei jeder ihrer Realisierungen zwar Preise eingefroren hat, die damit aber immer gigantische Knappheiten und Schwarzmärkte produziert hat.
Am allersozialistischsten präsentiert sich derzeit aber erstaunlicherweise die FPÖ. Sie verlangt wörtlich allen Ernstes "einen staatlichen Eingriff in die Preisgestaltung von Grundnahrungsmitteln, Treibstoff und Energie". Das wäre nun freilich das Allerdümmste. Denn in der Geschichte hat das absolut immer zu leeren Regalen und trockenen Tankstellen geführt.