
Land der Peinlichkeiten
Immer öfter muss man sich für durchaus nicht irrelevante Akteure in diesem Land genieren. Die heutige Liste reicht von der Erste Bank bis zur Universität Wien. Einige neue konkrete Beispiele.
- Da hat die Erste Bank ein Video ins Netz gestellt, in dem allen Ernstes der von der ungarischen Regierung ungeliebte Budapester Schwulen-Aufmarsch (wo sich unter dem anmaßenden Titel "Pride" die Teilnehmenden stolz ihrer Sexualgewohnheiten brüsten) als eines der Schlüssel-Ereignisse des 20. Jahrhunderts bejubelt wird. Erst nach heftigen Protesten aus Ungarn – naturgemäß besonders vom dortigen Zweig der Bank – hat man diese Passage dann wieder gestrichen und durch die Erwähnung der ungarischen Revolution 1956 als wichtiges Ereignis ersetzt. Ach ja: Ursache der Peinlichkeit sei die "Künstliche Intelligenz" (die wohl bald auch mein Bankkonto auf Null stellen wird …); und überdies sei das Video überhaupt nicht für Ungarn und die Bank, sondern für das – von Bank wie Republik unterstützte – Europäische Forum Alpbach erstellt worden (das bekanntlich mit der Beförderung eines Othmar Karas zum Chef den Marsch in die eigene linke Irrelevanz abgeschlossen hat). So ist offenbar eh niemand schuld. Das zeigt, wie man mit holprigen Rechtfertigungsversuchen die eigene Dummheit noch einmal quadrieren kann. Im Übrigen hat sich die Erste Bank gerade einen dieser skurrilen Diversitätspreise abholen können ...
- Die Wiener Grünen (die angesichts des Schwächelns von Rot und Pink beim nächsten Mal wohl als zusätzliche Absicherung des roten Rathauses benötigt werden) trommeln ständig einen Vorschlag zur "Durchmischung" der Wiener Schulen. Das heißt im Klartext: Kinder aus den wenigen Volksschulklassen, wo noch Deutsch die dominierende Umgangssprache ist, sollen in sogenannte Brennpunktschulen gezwungen werden, damit dort wenigstens ein paar Kinder sitzen, die Deutsch als Muttersprache haben! Offen bleibt nur die Frage: Werden die Grünen von der FPÖ bestochen oder machen sie gratis Wahlwerbung für diese?
- Apropos Wiens Linke: Da findet in der Stadt eine aus Steuergeld geförderte Ausstellung zweier "Künstler" unter dem Titel: "Tötet Canaletto!" statt. Gewiss, jemanden längst Verstorbenen kann man im strafrechtlichen Sinn nicht mehr töten oder dazu anstiften. Dennoch zeigen Titel wie auch die Förderung die Verkommenheit der Wiener Linken. Bei diesen wird man bald wohl auch "Tötet Lessing!" oder "Tötet Mozart!" grölen, die ja etwa in der gleichen Zeit gelebt haben, nur damit sich irgendwelche "Künstler" bekannt machen können. Diese Aktion widert noch mehr an, wenn man sieht, was dahintersteckt: Das ist nichts anderes als die Forderung, das barocke Wien (das Canaletto ja in seinen Bildern festgehalten hatte) durch noch mehr Hochhäuser endgültig zu demolieren.
- Nur noch als peinlich ist auch der Datenschutzterror zu bezeichnen. Dieser reicht viel weiter als bis zur lästigen Notwendigkeit, ständig beim Zugang ins Internet irgendwelche Cookie-Erlaubnisse anklicken zu müssen. Er wird diese Woche mit Inkrafttreten des neuen europäischen Datengesetzes einen weiteren üblen Tiefpunkt erreichen und fast alle Unternehmen mit noch mehr bürokratischen Schikanen als schon bisher schikanieren (die diesen teilweise noch gar nicht bekannt sind). Mit diesem Gesetz werden die Datenschutz-NGOs wieder Hunderte Gründe finden, um mit Prozessen den Unternehmen wie den Internet-Usern das Leben noch schwerer und mühsamer zu machen. Besonders peinlich ist, wenn die gleiche EU-Kommission und die gleichen EU-Abgeordneten, die das beschlossen haben, jeden zweiten Tag Deregulierung und Entbürokratisierung versprechen.
- Einen ähnlichen – jahrelangen! – Rechtsstreit hat ein Gericht gegen die österreichische Datenschutzbehörde zugunsten des Arbeitsmarktservices AMS entschieden (wobei also skurrilerweise eine staatliche Behörde gegen eine andere gekämpft hat!). Die Datenschutzbehörde hatte dem AMS die Anwendung eines Algorithmus verboten gehabt, mit dem dieses für jeden einzelnen Arbeitssuchenden ein maßgeschneidertes Jobangebot finden wollte. Ende gut, dank eines vernünftigen Gerichtes, könnte man sich denken. Aber letztlich ist – auch abgesehen von den Kosten eines solchen Prozesses – gar nichts gut: Denn der ursprüngliche Bescheid der Datenschutzbehörde hatte das AMS gezwungen, sämtliche vorhandenen Daten zu löschen. Weshalb das Projekt heute trotz des Prozesssieges als tot gilt.
- Wechsel zu den österreichischen Medien. Mit der Regelmäßigkeit einer Gebetsmühle bezeichnen sie Donald Trump und Viktor Orbán als "Autokraten". Sie versuchen, die beiden damit sehr direkt – obwohl eindeutig demokratisch gewählt – in die Nähe von Diktatoren wie Russlands Putin oder Chinas Xi zu rücken. Dieser Vergleich ist – bei aller legitimen und dringend notwendigen Kritik vor allem an Trump – infam und peinlich. Er ist auch verlogen. Denn die gleichen Medien würden nie Bruno Kreisky als "Autokraten" bezeichnen. Obwohl dieser fast 13 Jahre praktisch fast ungehindert allein geherrscht hat. Obwohl er in dieser Zeit eine katastrophale Wirtschaftspolitik angeordnet hat, mit der die Inflation in ungeahnte zweistellige Höhen gejagt worden ist, um seine Wählerbestechungsaktionen zu finanzieren; obwohl er den bei seinem Amtsantritt unabhängigen Gebührenfunk kräftig nach links zu wenden verstanden hat; obwohl er ganz ähnlich wie Trump die Notenbank wegen ihrer Zinspolitik massiv attackiert hat; obwohl er (im Unterschied zu Trump und Orbán) vier echte Nazis – frühere NSDAP-Mitglieder – in seine Regierung geholt hat.
- Peinlich bis widerlich ist auch die Entwicklung am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Da wurde ein Mann, den man oft mit einem Pressesprecher der SPÖ verwechseln konnte, durch eine Frau ersetzt, die noch ein paar Kilometer weiter links steht. Um nur ein Beispiel für das zu nennen, was sie verbreitet: Sie bezeichnet die Annahme der – mit etlichen dringend notwendigen Sparmaßnahmen verbunden gewesenen – Völkerbundanleihe 1922 durch Österreich hasserfüllt als Teil eines "Durchputschens". Dabei waren es genau diese Anleihe und der damalige Bundeskanzler Seipel, die eindeutig für ein Ende der Hyperinflation gesorgt haben. Der damalige vehemente Widerstand der Linken gegen jede Form des Sparens erinnert lebhaft an die heutigen Herren Babler und Marterbauer. Heute ist allen klar, wie entscheidend jene Anleihe für die Sanierung des kriegsverarmten Österreichs bis zur Weltwirtschaftskrise gewesen ist. Aber offenbar ist das doch nicht allen klar: An der Universität Wien wird das (unter Behauptung der Wissenschaftlichkeit!) als Putsch bezeichnet. Und von uns allen zwangsfinanziert.