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Bischof sein dagegen sehr

Bischof sein dagegen sehr

Josef Grünwidl ist als neuer Wiener Erzbischof von allen Seiten freudig begrüßt worden. Das überrascht angesichts der gigantischen Probleme der Kirche, gerade der Wiener Kirche. Aber solange auf einen neuen Amtsträger alle Wünsche wie auf ein unbeschriebenes Blatt projiziert werden können, ist das letztlich doch logisch. Die Probleme werden erst anfangen, wenn er wirklich im Amt ist. Eines der größten hat der charismatische Vorgänger Christoph Schönborn in seiner geradezu transzendenten Weltferne immer aufgeschoben. Und das Allergrößte wird überhaupt von Tag zu Tag schlimmer.

Zu diesen beiden großen Problemen gehört freilich nicht das, wozu sich die meist ahnungslosen Medien äußern, sobald von Kirche die Rede ist: Wie auf Knopfdruck sondern sie da jedes Mal Kommentare ab, die immer in der Frage münden: Wann wird die Kirche endlich den Zölibat abschaffen, und wann wird sie endlich weibliche Priester einführen? Diese zwei Themen sind längst zum Perpetuum mobile der Kirchenberichterstattung geworden. Sie führen daher logischerweise auch immer zu den gleichen Antworten:

  1. Beide Forderungen betreffen mit Sicherheit Änderungen, die nur vom Papst oder eventuell einer gesamtkirchlichen Autorität (wie Konzil oder Synode) entschieden werden können. Wer das hingegen bei der Bestellung eines österreichischen Bischofs für die wichtigste Frage hält, hat mit Sicherheit von der Kirche keine Ahnung.
  2. Beide Forderungen könnten zwar vielleicht den Priestermangel lindern, den viel problematischeren Gläubigenmangel in Europa und Nordamerika mit Sicherheit nicht.
  3. Gesamtkirchlich wäre die Einführung des Frauenpriestertums eine Entscheidung, die mit Sicherheit zu einer neuen Kirchenspaltung führen würde, wie es ja auch bei etlichen protestantischen Kirchen schon der Fall gewesen ist. Außerhalb Europas und Nordamerikas gibt es unter den Katholiken nur sehr wenig Verständnis für ein Frauenpriestertum.
  4. Die Abschwächung des Zölibats für Priester ist in weiteren kleinen Schritten langfristig denkbar, wie sie ja schon durch die Union mit etlichen Ostkirchen geschehen ist, ohne dass die Ehelosigkeit allgemein aufgehoben worden wäre. Eine solche Abschwächung würde wahrscheinlich auch zur Auflösung der Vorwürfe rund um den Kindesmissbrauch führen.
  5. Innerhalb des Weltchristentums ist nicht die Kritik progressiver Kirchenvolksbegehrer relevant; dort wächst viel rasanter die Zahl der Evangelikalen, die sich meist über Freikirchen entwickelt haben, die also im Gegensatz zu Protestanten und Orthodoxen nicht durch ein konfliktreiches Abbrechen von der römischen Kirche entstanden sind. Gerade diese Evangelikalen sind in kirchlichen wie politischen Dingen überaus konservativ. Und viel deutet darauf hin, dass ihre Blüte ziemlich direkt mit dem Erstarken eines progressiven Linksflügels in der westlichen Kirche zusammenhängt.

Die Probleme, oder nobel umschrieben: Die Herausforderungen für einen Wiener Erzbischof liegen auf ganz anderer Ebene als auf der dieser zwei immer gleichen Forderungen der immer gleichen Kirchenfunktionäre.

Für Schönborn lag das zentrale Problem vor allem am Anfang in den vielen behaupteten oder wirklichen Fällen des homosexuellen Umgangs mancher Priester mit Kindern.

  • Er ist dabei zwar durchaus mutig in die Offensive gegangen.
  • Er hat damit freilich auch in Kauf genommen, dass sich auch Schwarzfahrer gemeldet haben, die auf die finanziellen Entschädigungen selbst im Falle völlig beweisfreier Anschuldigungen gegen Priester spekuliert haben.
  • Er hat es trotz aller Mea-Culpa-Predigten nicht geschafft, die infame und von etlichen Medien bewusst hergestellte Gleichsetzung einzelner Täter mit der Kirche als solcher zu verhindern.
  • Er hat damit auch riskiert, dass die Fälle wirklichen sexuellen Missbrauchs mit den Fällen von gelegentlichen Ohrfeigen in einen dadurch quantitativ enorm aufgeblähten Topf geworfen worden sind, obwohl Ohrfeigen vor wenigen Jahrzehnten (leider) noch zu den ganz normalen und nicht hinterfragten Erziehungsmethoden in den allermeisten familiären, kirchlichen, schulischen Strukturen gezählt haben. Die verstorbene Brigitte Bierlein, die der kirchlichen Opferschutzkommission angehört hat, hat damals berichtet, dass auch jene Opfer finanziell entschädigt worden sind, deren ganze Opfergeschichte darin bestanden hat, dass sie an den Haaren gezogen oder in den Keller eingesperrt worden sind (Etliches deutet im Übrigen darauf hin, dass auch im Falle der SOS-Kinderdörfer die aktuelle Empörung mit einer ähnlich verzerrenden Berichterstattung zu tun hat!)

Grünwidl ist heute mit völlig anderen Herausforderungen konfrontiert als Schönborn bei seinem Amtsantritt. Dabei ragen zwei ganz unterschiedliche deutlich heraus: Der Islam und die Pfarrorganisation.

Die größte Herausforderung wird die nächste Etappe der historischen Auseinandersetzung mit dem Islam sein. Die Abwehr dieser sich durch kriegerische Aggression ausbreitenden Ideologie mit Religionseigenschaften ist seit 1300 Jahren immer wieder das zentrale Problem des europäischen Christentums. Und gerade Wien hat dabei zweimal bei der Abwehr von sogenannten Türkenbelagerungen für ganz Europa ein historisches Verdienst errungen.

Jetzt aber ist kaum mehr abwendbar, dass ausgerechnet in dieser Millionenstadt der Islam bald die größte Religionsgemeinschaft stellen wird: Dieser ist so groß geworden durch legale wie illegale Zuwanderung und die signifikant größere Geburtenzahl islamischer Frauen (die ja auch immer wieder ganz gezielt auf das häufige Kinderkriegen als wichtigste Aufgabe für den Sieg des Islams verwiesen werden). Und nur wenige Jahrzehnte später droht der Islam auch österreichweit zur größten Religion zu werden.

Der Wiener, der österreichischen Amtskirche ist ganz eindeutig noch gar nicht bewusst, was das alles bedeutet, gegenüber einer islamischen Mehrheit in eine Minderheitenrolle zu geraten. Vom heute türkischen Kleinasien über Syrien und den Libanon bis Ägypten können Christen, die dort einst die Mehrheit gebildet hatten, tausendfach über Demütigungen, Christenverfolgungen, Zwangsehen mit islamischen Männern und Kirchenzerstörungen berichten. Weltweit hat es da den Christen wenig geholfen, wenn sie sich nur mit Gebeten dagegen gewehrt haben. Gegen den Islam gibt es nur dann Erfolge, wenn man sich auch militärisch verteidigt.

So wie Israel. So wie die Habsburger im 16., 17. und 18. Jahrhundert. So wie die indischen Hindus. So wie die Südsudanesen.

Wenig wird der Kirche hingegen das österreichische Rechtssystem helfen können. Das ist ja ein rein positivistisches System, wo immer das gilt, was die Mehrheit beschließt, plus dem, was die europäische Mehrheit beschlossen hat und was Höchstrichter in ihrer Willkür daraus machen. Daher kann es auch sehr leicht von einer potentiellen islamischen Mehrheit in einem Sinn genutzt werden, welcher der heutigen Mehrheit unter der Österreichern auch für ihre Kinder völlig zuwider ist. Immerhin ist der Islam in sämtlichen mehrheitlich islamischen Ländern auch in die staatlichen Rechtssysteme eingedrungen.

Zwar gab es einige Phasen, in denen islamische Staaten wieder zur religiösen Neutralität zurückzukehren versucht haben – die Türkei unter Atatürk oder Ägypten unter as-Sisi oder Syrien unter Assad oder Iran unter dem Schah – aber irgendwann haben die Imame, Mullahs, Prediger und Muslimbrüder ihren Machtkampf immer gewonnen, die alle die wörtliche Anwendung des Korans und der Hadithen in ihrer mittelalterlichen Gefährlichkeit und Grausamkeit zum Ziel haben.

Wie reagiert da die österreichische Kirche, die ja so wie die fast schon dem Erdboden gleichgemachten deutschen Kirchen in einem besonders exponierten Land leben muss? Lassen sich ihre Amtsträger mit frommen Sprüchen blind machen, dass der Islam deshalb gut und unproblematisch wäre, weil auch er nur einen Gott kenne, weil auch er in seinen Schriften Stammvater Abraham erwähnt (wie Mohammed mangels eigenen Substrats auch sonst noch etliches aus der christlich-jüdischen Bibel abgeschrieben hat)? Oder glauben sie gar, dass der österreichischen Identität auf Grund der langen, immer zutiefst christlich gewesenen Geschichte des Landes nichts geschehen kann? Oder glauben sie gar an den Schutz durch eine in Wahrheit jetzt schon zum Teil bösartig gewordene Justiz?

Es ist gewiss richtig und notwendig, den Schuldigen an dieser Entwicklung nachzugehen, die da sind:

  • Linke Hasser der europäischen Gesellschaften, die diese durch den Import von Millionen Moslems bewusst zerstören wollen;
  • die europäischen Babyboomer und die zwei Generationen danach, die geglaubt haben, ungestraft auf das In-die-Welt-setzen einer ausreichenden Kinderanzahl verzichten zu können;
  • die europäische Industrie, die Millionen islamischer "Gastarbeiter" importiert haben, als die eigenen Arbeitskräfte ausgeblieben sind, die sich nicht um die dadurch ausgelösten gesellschaftlichen Probleme gekümmert haben;
  • naive oder bösartige Höchstrichter und EU-Institutionen, die das Kommen von Millionen illegaler Moslems erleichtert und sogar gefördert haben.

Aber diese Verantwortungs-Aufbereitung hilft für die Zukunft nicht weiter. Jetzt geht es vor allem um die Frage: Was tun? Gelingt es den europäischen Christen noch einmal, eine große Abwehrfront zusammen mit den nicht mehr wirklich gläubigen Kulturchristen, zusammen mit allen echten Liberalen, zusammen mit Juden und Protestanten, ja, und auch mit den Atheisten aufzubauen? Hat ein solcher Versuch überhaupt noch eine Chance,

  • wenn die derzeit blutigste Bedrohung der Europäer noch gar nicht vom Islam, sondern ausgerechnet von einem sich auf das Christentum berufenden Diktator und Kriegsherrn in Moskau ausgeht?
  • wenn in den eigenen Ländern sich ebenfalls auf das Christentum berufende Parteien jetzt schon Appeasement und Unterwerfung unter diese Moskauer Diktatur fordern?
  • und, wenn Bundesheer-Offiziere wissen, dass zumindest auf die schon stark islamisch geprägte Wiener Garnison kein Verlass mehr ist, wenn es zur Auseinandersetzung mit dem Islam kommt?

Zurück zu Josef Grünwidl und seinem zweiten großen Problem, der inneren Pfarrreform in seiner Erzdiözese. Hier trifft der neue Erzbischof auf das große Versäumnis von Christoph Schönborn. Der in vielerlei Hinsicht eindrucksvolle, theologisch brillante, menschlich überzeugende und charismatische Vorgänger hat nur eines völlig links liegen gelassen: alles, was mit Verwaltung zusammenhängt.

Die harte Konfrontation mit Pfarrgemeinderäten und anderen Verteidigern hergebrachter Strukturen war einfach seine Sache nicht. Da ließ er fast alles treiben, was längst neu geordnet, was längst drastisch und damit schmerzhaft beschnitten werden müsste.

Die Ursachen sind eindeutig: Weder in Hinblick auf die klammen Finanzen der Erzdiözese noch in Hinblick auf die (weit mehr als Folge der unzureichenden Geburtenzahl denn als Folge von Austritten) schrumpfende Gläubigenzahl noch in Hinblick auf die ebenfalls (dank der Nothilfe aus Polen, Indien und Afrika aber etwas weniger) schmelzende Priesterzahl ist die Zahl der von der Diözese zu erhaltenden Pfarren und Gebäude auch nur annähernd zukunftstauglich.

Besser heute als morgen müssen Pfarren zusammengelegt werden, müssen kirchliche Gebäude anderen christlichen Gruppen (etwa den zahlenmäßig heute starken rumänischen oder serbischen oder ukrainischen Orthodoxen) oder der öffentlichen Hand (etwa den Gemeinden aus denkmalschützerischen Gründen) übergeben werden.

Das wissen alle Insider der Wiener Kirche als unumgänglich notwendig, das traut sich nur keiner offen zu sagen.

Das fordert harte Entscheidungen, die in keiner Hinsicht erfreulich sind für die Kirche. Aber es ist pastoral sinnlos, wenn man in manchen Wiener Pfarrkirchen in die einzige Sonntagsmesse gerät und dort ganze acht Anwesende zählt, die angestrengt einem Priester zu folgen versuchen, zu dessen Stärken zweifellos nicht ein verständliches Deutsch gehört. Mit Sicherheit werden auch diese Acht bald auf solchen Frust verzichten und zu Hause bleiben – oder lieber ein anderes Gotteshaus aufsuchen, wo sie noch die vielfach in der Kirche angesprochene "Gemeinschaft" der Gläubigen finden können. Immerhin sind das Auto und in der Stadt die Straßenbahn schon erfunden. Deshalb sind in der eigentlich einwohnerarmen Innenstadt viele Gotteshäuser auch regelmäßig gut gefüllt.

Auch in kleinen ländlichen Gemeinden wäre es weitaus sinnvoller, für die Kirchgänger aus drei Gemeinden sonntägige Transporte zu organisieren, damit auch die Gläubigen ohne Auto in einer gefüllten Kirche zusammentreffen können. Das ist allemal besser, als ein Priester braust mit dem Auto im Stundentakt am Sonntag von halbleerer Kirche zu halbleerer Kirche.

Zugegeben. Dabei sind sehr irdische Aufgaben zu lösen. Aber für die Kirche genügt es halt nicht, sich nur auf die großen jenseitigen Dinge zu konzentrieren.