China gewinnt den Wirtschaftskrieg
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht bekannt wird, dass China auf einem weiteren Feld der Wirtschaft an die Spitze vorgestoßen ist. Was ist da los?
Was sind die Ursachen dieses Booms? Das Abkupfern westlicher Technik und Spionage allein können es heute kaum mehr sein, auch wenn das in früheren Jahrzehnten eine große Rolle gespielt hatte. Die Größe allein kann es auch nicht sein, denn mittlerweile wird Chinas Bevölkerung im Schnitt rapid älter, und Indien hat die Chinesen rapid überholt.
Wichtiger sind drei andere Faktoren: Chinas Kapitalstärke, seine Wettbewerbsfähigkeit und die Stärke seiner Wissenschaft.
Die ersten beiden Faktoren hängen damit zusammen, dass Chinas Unternehmen seit Jahrzehnten von den niedrigen Löhnen profitieren. Was mit der Herstellung von Plastikspielzeug angefangen hat, erstreckt sich heute auf sämtliche Branchen: Die Chinesen sind gegenüber der europäischen und amerikanischen Konkurrenz massiv im Vorteil, da diese viel höhere Löhne zahlen muss. Zugleich haben sich mit den so erwirtschafteten Erlösen in China die größten Devisenreserven der Welt angehäuft: 3 Billionen und 340 Milliarden Dollar. Die USA hingegen haben bloß 39 Milliarden im Tresor. Das gibt China ungeheure Kapitalkraft, die nach Belieben eingesetzt werden kann.
Inzwischen ist aber das anspruchsvolle, auf Leistung und Disziplin setzende Bildungswesen von den Grundschulen bis zu den Forschungsuniversitäten fast noch wichtiger bei der Entwicklung wirtschaftlicher Vorteile.
Europa liegt überall weit zurück. Was aber seinem Selbstbewusstsein keinen Abbruch tut.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".
