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Die Nonnen, die Kinder und ihre "Freunde"

Die Nonnen, die Kinder und ihre "Freunde"

Das Gleiche passiert zehntausende Male und sorgt oft für innerfamiliären Streit und Frust. Doch wenn es im kirchlichen Raum passiert, stürzen sich bestimmte Gruppierungen und Medien mit voller Wolllust darauf. Ob es nun um Ohrfeigen geht oder ums Altwerden.

Die Geschichte der drei betagten Nonnen, die lieber im einsam und kalt gewordenen Kloster bleiben wollen, als in ein kirchliches Altersheim zu gehen, hat wirklich weltweit Schlagzeilen gemacht. Das Erstaunliche daran: Wenn das drei normale Menschen wären, die sich gegen einen solchen Schritt wehren, den ihnen die nächste Generation, etwa Söhne oder Töchter, sei es notgedrungen, sei es aus Bequemlichkeit auferlegt, dann kräht kein Hahn danach.

Auch bei den drei Nonnen ist die Aufregung nur subjektiv, aber nicht objektiv erklärbar. Subjektiv ist sie voll nachvollziehbar, gilt doch das Altersheim auch für Nonnen gleichsam als letzte Lebensstation vor dem Grab, waren Altersheime doch lange Zeit wirklich abschreckend (ich erinnere mich heute noch mit Schaudern, als Kind an der Hand der Mutter eine alte bettlägerige Verwandte regelmäßig besucht zu haben, besuchen zu müssen, die in einem riesigen Saal mit rund 40 Betten ihre letzten Jahre verbringen musste), und haben doch viele das Gefühl, das einem mit dem "Ab ins Altersheim" signalisiert würde, dass man dem Leben nicht mehr gewachsen, dass man gar eine Last wäre.

Objektiv gesehen hat freilich jener Abt – aus einem ganz anderen Kloster –, dem innerkirchlich die Verantwortung über die drei alten Klosterschwestern auferlegt ist, richtig gehandelt und das Beste für die drei Nonnen gewollt. Sie sollten beisammen bleiben. Sie sollten in ein kirchliches Altersheim kommen, wo sie geistig zweifellos mehr Heimat finden würden als in einem 08/15-Heim der öffentlichen Hand. Sie würden auch wie im Kloster in persönlichen "Zellen" leben können. Altersheime sind – zumindest mehrheitlich – ganz und gar nicht mehr, was sie einmal waren. Und alle Bekannten, die in einem solchen Altersheim leben oder gelebt haben, haben sich nach dem ersten Eingewöhnen überaus positiv geäußert. Schrecklich waren nur die Corona-Zeiten, als viele Monate lang kein Besuch erlaubt gewesen ist. Sonst erinnere ich mich nur an zwei Klagen von Altersheim-Bewohnern:

  • Einer hat – in Wahrheit wahrscheinlich insgeheim geschmeichelt – geklagt, dass ihm die Rolle als rundum von der großen Überzahl an Frauen angebratener Hahn im Korb ziemlich auf die Nerven gegangen wäre.
  • Viel öfter hört man die – mehr als verständlichen – Klagen darüber, dass sich Kinder, Enkel oder Neffen nie blicken lassen, dass sie höchstens zu Weihnachten vorbeischauen.

Wie auch immer: Es scheint eigentlich unklar, warum das im Grund gegenüber vielen anderen alten Menschen privilegierte Los der drei Nonnen so viel Aufsehen erregt. Gewiss, es mutet immer irgendwie sympathisch an, wenn Achtzigjährige Mut und Kraft aufbringen, ihr Schicksal – scheinbar – in die eigene Hand zu nehmen. Aber es mutet zugleich auch seltsam an, dass die Menschen in der Umgebung der drei Nonnen erst, als das Ganze eine große Medienstory geworden war, sich zu Hilfsdiensten bereitfanden und für die drei Nonnen regelmäßig Besuche und Besorgungen organisierten. Warum nicht schon vorher? Warum findet sich sonst nur ganz selten jemand, der sich um die vielen alten Menschen kümmern würde, die oft das ganze Jahr alleine sind, aber außerhalb der Scheinwerfer der Öffentlichkeit stehen?

Der Verdacht, dass das Ganze gar nicht so sehr ein plötzlicher Ausbruch von Nächstenliebe war, hat sich dann endgültig bestätigt, als ausgerechnet eine langjährige "Profil"-Journalistin gleich ein Buch über sie auf den Markt gebracht hat, und als die drei Nonnen zur Präsentation des Buches von ihren "Unterstützern" zu einem Auftritt ausgerechnet in einem Volksheim der KPÖ gebracht worden sind.

Warum nur fallen mir da die unzähligen Nonnen ein, die in den letzten Jahrzehnten irgendwo in Europa von Kommunisten umgebracht, eingesperrt, vergewaltigt oder aus dem Kloster geworfen worden sind? Warum nur kann ich bis heute nicht verstehen, dass die österreichischen Kommunisten nicht einmal ihren Namen geändert haben, um sich von den schlimmen Verbrechen im Namen des Kommunismus wenigstens dem Türschild nach zu distanzieren? Immerhin haben sich die Kommunisten in anderen Ländern in "Linkspartei", in "Demokratische Partei", in "Sozialdemokraten", in "Sozialistische Demokratische Partei", in "Sozialistische Partei" umbenannt.

Warum wird mir angesichts der Zeitgeschichte geradezu schlecht, wenn der Salzburger Kommunistenboss sein plötzliches Engagement für Klosterschwestern mit dem Satz begründet: Es gehe der Partei um "grundsätzliche Fragen, wie mit Menschen umgegangen wird". Wären die Kommunisten mit Menschen nur immer so umgegangen, wie in der Kirche – meistens – mit Menschen umgegangen wird!

Aber das erinnert auch an die mediale Dauergeschichte des Missbrauchs in der Kirche. Gewiss, jeder einzelne Fall eines sexuellen Missbrauchs, der wirklich stattgefunden hat, ist schlimm und streng zu bestrafen. Nur bleiben da schon viele Fragen offen:

Warum werden in die Statistik der Missbrauchsfälle genauso Ohrfeigen und Ähnliches aufgenommen, wie sie vor wenigen Jahrzehnten leider überall als ganz normales Erziehungsmittel gegolten haben?

Warum melden sich Opfer in so großer Zahl sofort, als es kirchliche Meldestellen gegeben hat, bei denen es immer auch Entschädigungszahlungen gibt – während diese Opfer erstaunlicherweise nie den Weg zu Polizei oder Staatsanwaltschaft gefunden haben?

Warum gibt es nicht ähnlich großzügige Meldestellen für Opfer staatlicher Heime?

Warum sind die – viel schlimmeren – Fälle im Kinderheim der Gemeinde Wien, das in ein Zwangsbordell verwandelt worden war, so rasch wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden?

Warum werden auch Bischöfe genauso wie die Täter behandelt, wenn sie von Missbrauchsfällen erfahren, diese aber nicht staatlichen Meldestellen gemeldet haben, sondern nur ihre Untergebenen – im zweifellos naiven Glauben an die Besserungsfähigkeit von Kindervergewaltigern und in Befolgung des kirchlichen Verzeihungsprinzips – bloß intern getadelt und woanders hin versetzt haben?

Ist da nicht ein Riesenunterschied zwischen Kinderbelästigern und jenen, die aus Schlichtheit nicht begreifen, dass der Hang zum Kindesmissbrauch nicht einfach durch Reue und "Ich werde es nicht mehr tun" aus der Welt zu schaffen ist?

Hat die Kirche jemals behauptet, dass sie aus lauter Heiligen bestehen würde?

Will man mit dem absichtlichen Verwischen des Unterschieds zwischen einzelnen kirchlichen Akteuren und der kirchlichen Botschaft nicht gleich auch deren moralische Maßstäbe aus der Welt schaffen?

Und warum wird bei echten oder aufgeblasenen Fällen im kirchlichen Bereich – womit wir wieder bei den drei Nonnen sind – sofort und mit großer Entrüstung ein Drama gemacht, die anderswo niemanden interessieren?

Ist da nicht oft eindeutig böser Wille zu erkennen?