Ihr Kinderlein, kommet – aber sie kommen nicht
Im Text eines der vielen alten Weihnachtslieder, die in diesen Stunden überall ertönen, wird präzise – wenn auch ganz anders gemeint – das größte Problem der westlichen Nationen angesprochen. Deren autochthone Bevölkerung stirbt aus, weil sie in den letzten 50 Jahren zu wenige Kinder in die Welt gesetzt hat. Das wirkt an einem Tag besonders tragisch, da wir, da zumindest die Christen unter uns, der Geburt eines Kindes gedenken, das vieles in der Welt zum Positiven verändert hatte. Auch die Geburt von viel mehr Kindern in den letzten Jahrzehnten hätte vieles zum Positiven verändert. Hätte.
- Die rasch wachsenden Finanzierungsprobleme der Pensionsversicherungen angesichts des immer schiefer werdenden Verhältnisses zwischen den sich vermehrenden Pensionsbeziehern einerseits und den geringer werdenden Einzahlern ins Pensionssystem andererseits.
- Der das Wirtschaftswachstum behindernde Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist in vielen Berufen von den Soldaten bis zu den Lehrern, von den Krankenpflegern bis zu den Facharbeitern immer spürbarer geworden. Diesem Mangel steht ausgerechnet bei einigen volkswirtschaftlich völlig unproduktiven, um nicht zu sagen überflüssigen Berufen ein Überschuss gegen: also etwa bei Genderologen, Politologen, Publizisten, Historikern, Philosophen, Komparatisten und ähnlichen. Sie alle bekommen dennoch weiterhin in großer Zahl vom Steuerzahler ein Gratisstudium bezahlt.
- Die Verschuldung fast aller europäischer Staaten ist genau aus diesen beiden Gründen immer größer geworden, weil eben einerseits die Steuereinnahmen aus dem fehlenden Wirtschaftswachstum ausbleiben und weil die Staaten andererseits immer mehr dem Pensionssystem zuschießen müssen.
- Millionenfach sind völlig unqualifizierte und an eine gefährliche Eroberungsreligion glaubende Migranten nach Europa zugewandert, von denen wirtschaftlich ahnungslose Ideologen geglaubt haben, sie könnten in einer Industriegesellschaft jene Lücken füllen, die durch das Fehlen des Nachwuchses gerissen worden sind. Sie haben aber in Wahrheit einen riesigen Berg neuer Probleme geschaffen.
Ebenso wie die Folgen so sind auch die Ursachen der europäischen Katastrophe klar, die in wertfreier Analyse insbesondere folgende sind:
- Das war vor allem die gegen Ende der 60er Jahre eingeführte und seither in großer Anzahl konsumierte Antibaby-Pille, durch die plötzlich die Möglichkeit geschaffen war, das Bekommen unerwünschter, aber früher dennoch fast immer liebevoll großgezogener Kinder zu verhindern und das Bekommen von zwar für eine spätere Lebensphase erwünschten, aber vorerst anderen Prioritäten hintangestellten Kindern hinauszuschieben, bis es für ein Kind oder zumindest für das zweite und dritte Kind biologisch zu spät geworden ist.
- Die in der gleichen Periode in vielen Ländern geänderten Gesetze erlauben plötzlich Abtreibungen, was zweifellos zu deren Zunahme geführt hat, auch wenn es nicht ausreichend statistische Zahlen gibt.
- Der Anteil jener Frauen hat rasch zugenommen, die sich für einen deutlich längeren Ausbildungsweg entscheiden, wodurch selbst jene Kinder, die dann überhaupt noch geboren werden, in einer deutlich späteren Lebensphase zur Welt kommen, sodass weitere Kinder kaum noch in einer reproduktionsfähigen Phase gezeugt werden können.
- Die in vielerlei Hinsicht immer höher geschraubten Ansprüche an einen potentiellen Ehepartner haben zu einer größeren Zahl lebenslang eheloser Singles geführt, die oft nur zu kurzfristigen Abenteuern oder mittelfristigen "Lebensabschnittspartnerschaften" mit getrennten Wohnungen bereit sind.
- Der Anteil der bäuerlichen Bevölkerung ist rapide gefallen. Diese waren traditionell die reproduktivste Gruppe, einerseits, weil das Aufziehen von Kindern auf einem Bauernhof viel einfacher ist, und andererseits, weil zumindest früher Kinder ab dem Volksschulalter auch als unentgeltliche Gratishelfer zur Erntezeit erwünscht waren (siehe auch der Termin der österreichischen Sommerferien).
- Damit Hand in Hand geht der Trend, etwa der interessanteren Jobs wegen aus kleinen Gemeinden in Städte zu übersiedeln, wo jedenfalls das Finden von ausreichendem Wohnraum und das Aufziehen von Kindern viel komplizierter erscheint.
- Der Anteil berufstätiger Frauen ist steil gewachsen. Das ist einerseits logische Folge ihrer besseren Ausbildung, die man dann auch verwerten will. Das ist andererseits auch Folge eines nach Unabhängigkeit strebenden Lebensbildes: Solche Frauen setzen in der Regel höchstens ein einziges Kind in die Welt, das sie oder bisweilen ihr Partner gehetzt vor der Arbeit in den Kindergarten bringen und danach wieder abholen; allein diese täglich erlebte Hetze reduziert dramatisch das Interesse an einem zweiten oder gar dritten Kind.
- Der Anteil des religiösen Bevölkerungsteils ist stark gefallen, der einst die Aufnahme sexueller Kontakte mit dem baldigen Weg zum Traualtar gleichgesetzt hat.
- Das Bewusstsein ist überhaupt verloren gegangen, dass Kinder für die eigene Altersversorgung relevant sind. Das hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass der (auf Schulden aufgebaute) Sozialstaat den Eindruck in den Menschen eingepflanzt hat, dass er sich ohnedies um jedes soziale Problem von Krankheit bis Alter und Einsamkeit kümmert, sodass sich die Menschen nicht selber kümmern müssen.
- Als Erbe des Nationalsozialismus hat das Aufziehen vieler Kinder ein negatives Image bekommen – denn kaum kommt dieses Thema auf, fällt selbst drittklassigen Kabarettisten sofort das Stichwort "Mutterkreuz! Haha!" ein.
- Die Intensität der – aus ganz anderer Intention – von vielen Elternverbänden kommenden Klagen, wie mühsam und wirtschaftlich belastend doch das Aufziehen von Kindern wäre, hat das Image des Kinderkriegens in einer konsumorientierten Gesellschaft zusätzlich verschlechtert.
- Von den Wohnungs- bis zu den Autogrößen ist vieles nur auf Familien mit maximal zwei Kindern ausgerichtet. Damit werden noch mehr jener Eltern, die eventuell ein drittes und viertes Kind überlegen würden, abgeschreckt.
- Dazu kommt das rasch zugenommene Praktizieren von Homosexualität und neuerdings von geschlechtsverändernden Operationen als Scheintherapie gegen pubertäre Verunsicherung, die immer irreversibel zu Unfruchtbarkeit führen.
All diese Diagnosen für Ursachen, beziehungsweise Folgen der Kinderarmut liegen weitgehend auf der Hand. Viel schwieriger wird es, nach Therapien zu suchen. Denn:
Der wichtigste Grund, warum unsere Gesellschaften dringend mehr Kinder bräuchten, liegt nicht gerade im Vordergrund des Überlegungshorizonts junger Paare: Das ist der volkswirtschaftliche Bedarf an künftigen Steuerzahlern und Pensionsfinanzierern.
Das gilt auch für das fast ebenso wichtige zweite Motiv: Das wäre das nationale Interesse am Überleben des eigenen Volkes in ausreichender Zahl. Aber noch nie in der europäischen Geschichte haben nationale Interessen für die Bürger einen so geringen Stellenwert gehabt wie heute.
Auch ein dritter – subjektiver – Grund, der zum Bekommen von mehr Kindern bewegen könnte, wird vielen erst zu spät im Leben bewusst, sodass er nur kaum wirksam ist: Das ist die drohendes Alterseinsamkeit ohne Kinder und Kindeskinder.
Die Maßnahmen Ungarns, zum Bekommen von drei und mehr Kindern zu motivieren (spürbare Steuernachlässe, Hilfe beim Hausbau oder beim Kauf großer Autos für solche Familien), haben bisher nur marginal gewirkt.
In Spielfilmen oder in Theaterstücken kommt praktisch nirgendwo das Beispiel einer glücklichen Familie mit Kindern vor. Am ehesten kommt mir da die Papageno-Papagena-Episode aus der "Zauberflöte" und die Familie Trapp aus Sound of music" in den Sinn.
Während gerade in besonders katholischen Ländern von Italien über Litauen, Spanien bis Polen aus noch nicht erforschten Ursachen das Bekommen von Kindern dramatisch zurückgegangen ist, liegt sie in vielen islamischen Ländern wie der Türkei noch immer sehr hoch, in Relation zu den eingeborenen Österreichern auch bei den Türkinnen in Österreich (jedoch überraschenderweise nicht im zivilisatorisch trotz der Mullahs auf einer höher entwickelten Stufe stehenden Iran). Das hängt ganz eindeutig mit der an sich unerfreulichen Lage der Frauen zusammen, die in islamischen Gesellschaften oft noch immer zu Gebärmaschinen verurteilt sind. Dabei kann aber auch der Wunsch wirksam sein, einer nationalistischen oder religionsexpansive Pflicht der Frauen nachzukommen.
Während gegen den Mangel der Lust auf Kinder also kaum etwas hilft, sind am ehesten noch Maßnahmen gegen die Folgen der Kinderarmut hilfreich. Das sind vor allem folgende drei:
- Das gezielte Hereinholen von qualifizierten Arbeitskräften, die man im indischen und südostasiatischen Raum, aber kaum unter den illegal nach Österreich geströmten Massen aus islamischen und afrikanischen Ländern finden kann (bei jenen auswanderungsaffinen Völkern ist allerdings die Bevorzugung englischsprachiger Länder und die Aversion gegen hohe Steuern und Abgaben in Ländern wie Österreich ein enorm bremsender Faktor).
- Die Einführung viel längerer Lebensarbeitszeiten als logische Konsequenz der längeren Lebenszeit und des einstigen Unwillens der Babyboomer und der folgenden Generationen, ausreichend Kinder zu zeugen. Das könnte etwa dadurch leichter eingeführt werden, dass jeder die Höhe seiner versicherungsmathematisch ausgerechneten Pension festlegen kann, indem er selbst den Zeitpunkt des Pensionsantritts festlegt.
- Die drastische Reduktion volkswirtschaftlich sinnloser Studien (siehe oben: Politologie usw.) auf eine kleine Zahl, die auch einen spürbaren Beitrag zum Spaß-Studium zahlen müsste. Dadurch könnten etliche Studenten in echte Mangelberufe umgelenkt werden (Bei Kunst- und Musik-Studien etwa gibt es schon lange eine solche Beschneidung, ohne dass deswegen die Sonne vom Himmel fiele).
Das alles sind aber nur Symptommilderungs-Maßnahmen und gewiss keine Rezepte, die unser Zentralproblem der unzureichenden Kinderzahl lösen könnten. Und das Absingen von "Ihr Kinderlein, kommet" zur Weihnachtszeit wird es wohl auch nicht können.
