Teufelskreislauf in die falsche Richtung
Wohnungen werden in Österreich zunehmend knapp. Dieser Alarmruf der Statistik Austria hat in der Öffentlichkeit überraschend wenig Echo gefunden. Ganz offensichtlich wird die allgemeine Diskussion und Medienlandschaft von jenen geprägt, die schon eine Wohnung oder ein Haus im Eigentum oder zu geschützten Mietzinsen haben. Die trifft der Mangel nicht. Die jungen Familien hingegen, die verzweifelt nach Wohnungen suchen, haben kaum eine Stimme.
Allein im Vorjahr wurde ein Fünftel weniger Wohnungen fertiggestellt als im Jahr davor. Und die schon beantragten oder genehmigten Baubewilligungen zeigen, dass das Niveau weiter sinken wird.
Das ist eine Entwicklung, die in einer Marktwirtschaft eigentlich ungewöhnlich ist. Es wächst ein Bedarf, aber das Angebot wird geringer. Die Antwort ist einfach: Es herrscht im Wohnungssektor eben keine Markt- sondern eine Planwirtschaft, die die Mietpreise politisch immer mehr zu dämpfen verspricht. Dadurch haben Investoren keine Motivation, ihr – eigentlich dringend benötigtes – Geld in den Wohnbau zu stecken. Deshalb werden immer weniger Wohnungen gebaut. Und auch der Staat hat kein Geld für eine Wohnbauoffensive.
Es schreit aber niemand auf, weil diese Lage nur eine kleine Minderheit – eben die erfolglos Wohnraum Suchenden – trifft, während die Mehrheit von niedrigen Mieten profitiert.
Freilich ist diese Mehrheit in anderer Hinsicht sehr wohl von den Folgen der Wohnbaukrise betroffen: Ohne eine marktwirtschaftliche Bauoffensive wird die Konjunktur nicht in Gang kommen. Dabei wäre verstärkte private Investition in den Wohnbau sogar der sicherste Weg, dass das Geld im Inland den Kreislauf belebt, statt in den Konsum zu gehen, der zu 60 Prozent ins Ausland fließt, oder statt überhaupt im Ausland angelegt zu werden.
Wann begreift es die Politik: Erst wenn die Mieten steigen dürfen, wird es wieder genug Wohnungen geben, erst dann wird wieder vom Wohnbau die darniederliegende Konjunktur angekurbelt werden?
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".
