
Woher der nächste Papst wohl kommen wird
Symbolischer hätte Papst Franziskus gar nicht aus dieser Welt gehen können, als mit eisernem Willen schwerkrank aus dem Spital für die Karwoche und die Auferstehungszeremonien in den Vatikan zurückzukehren und dann unmittelbar nach dem Osterfest in ein besseres Jenseits zu gehen. So zwiespältig sein Wirken auch zu bewerten ist, so eindeutig ist das, was die katholische Kirche jetzt braucht, von wo der nächste Papst kommen dürfte, und was für diesen die zentralsten Aufgaben sind.
Auf der anderen Seite gibt es keine Zweifel, dass ihnen intellektuell wie politisch, philosophisch wie theologisch zwei andere Päpste weit überlegen gewesen sind: Pius XII. und Benedikt XVI. Diese beiden haben aber nicht die Ausstrahlung der Genannten gehabt (auch wenn Joseph Ratzinger persönlich überaus einnehmend und überzeugend war, wie ich einst in einem längeren persönlichen Gespräch mit ihm erfahren durfte).
Mit diesen zugegeben etwas scherenschnittartigen Schlaglichtern auf die jüngere Kirchengeschichte sind auch gleich zwei der wichtigsten Anforderungen genannt, die man sich vom nächsten Papst erhoffen muss. Ein Papst sollte also zugleich volksnah-charismatisch wie auch intellektuell brillant und politisch versiert sein. Der zurückgetretene Wiener Erzbischof Christoph Schönborn wäre ein solcher Mann gewesen – aber auch ihm ist das erst im Laufe seines Episkopats voll gelungen (nein, das ist kein versteckter Hinweis oder Wunsch: Ein Achtzigjähriger wird mit Gewissheit nicht mehr zum Papst).
Dennoch seien noch ein paar Anmerkungen zum jetzt verstorbenen Papst Franziskus gemacht. Bei allem Verständnis für die gewaltigen und in Wahrheit nie völlig zu erfüllenden Anforderungen, die auf einen Papst einstürmen, so haben seine Äußerungen manchmal doch zu purem Kopfschütteln geführt. So waren seine politischen und ökonomischen Aussagen einige Male geradezu peinlich.
Als er die Marktwirtschaft als "Mord" bezeichnet hat, hat diese Ahnungslosigkeit nur noch weh getan. Hat die Marktwirtschaft doch so viele Menschen aus Not und Elend befreit, hat sie doch Hunger und Armut tausend Mal effizienter reduziert als jedes andere System, versteht sie doch besser als jede andere politisch-ökonomische Theorie, wie die Menschen ticken, deren Verhalten in Summe ja der Markt ist. Vor allem haben diese Äußerungen deshalb weh getan, weil nach dem Christentum die Marktwirtschaft und eine wirkliche Demokratie die zentralen Fundamente der Freiheit der Menschen sind. Und ist sie doch alles andere als ein Gegensatz zu persönlich und freiwillig praktizierter Nächstenliebe.
Jorge Mario Bergoglio hat durch mehrere politökonomische Äußerungen jedoch gezeigt, dass er vom Irrsinn des argentinischen Peronismus geprägt war, obwohl dieser ein einst so wohlhabendes Land unter ständiger Absonderung sozialistischer Phrasen in bittere Armut, Verzweiflung und Verschuldung gestürzt hat.
Der zweite große Vorwurf, den man Franziskus auch nach seinem Tode machen muss: Er hat nicht einmal annähernd begriffen, wie sehr das Christentum durch den Islam und seine Invasionsmassen in Bedrängnis gekommen ist. In Europa sind diese Massen als angeblich arme "Flüchtlinge" gekommen und haben hier dennoch schon das Kalifat ausgerufen – in etlichen Stadtvierteln Europas bereits mit etlichem Erfolg. In Afrika erobern sie südlich der Sahara sogar mit der Waffe in der Hand (und mit Hilfe russischer Söldner) immer weitere Landstriche.
Damit ist eine weitere zentrale Aufgabe für den nächsten Papst verbunden. Er sollte dringend den vielerorts durch die islamische Offensive bedrängten Christen wieder mehr Hoffnung geben, er sollte nicht wie Franziskus auf den schlimmen Schmäh der "armen Flüchtlinge" hineinfallen, und er sollte wie Papst Innozenz XI. im Jahr 1683 den Christen klarmachen, dass sie ein Selbstverteidigungsrecht haben, er sollte diese Selbstverteidigung vielmehr auch moralisch unterstützen – schon allein auf Grund der Tatsache, wie schlecht es den Gläubigen absolut überall unter islamischer Herrschaft geht, wie wenig Existenzraum das Christentum heute in einst zur Gänze christlichen Gebieten noch hat, wenn sie unter islamische Herrschaft geraten.
Päpstliche Hilfe bei der christlichen Selbstverteidigung wäre umso dringender, als die Linke, die Papst Bergoglio so sympathisch gefunden hat, diesen Flucht genannten Vorstoß in Richtung auf ein europäisches Kalifat zum Teil bis heute aktiv unterstützt.
Fast genauso schwer wird es sein, die Ökumene, das Zusammenrücken der Christen voranzutreiben. Das droht nicht nur an der Zerreißprobe zu scheitern, dass etliche protestantischen Kirchen nach links gerückt sind (beispielsweise, aber nicht nur die deutschsprachigen Lutheraner), während die orthodoxen Kirchen deutlich konservativer als die katholische Kirche sind. Dazu kommt der beklemmende Ukraine-Krieg, wo sich die russische Orthodoxie, gewiss auch unter Druck des Diktators, aber zum Teil auch aus eigenem Chauvinismus so angriffskriegsfanatisch entwickelt hat, dass eine Annäherung an sie völlig undenkbar wäre. Dazu kommt die gewaltige Herausforderung durch die im rapiden Aufstieg befindlichen Evangelikalen, die gewaltigen Zulauf haben, weil sie die Versöhnung mit dem Judentum besonders vorbildlich geschafft haben, weil sie mit woken und linken Gedanken radikal aufgeräumt haben, die unter etlichen Theologen so blühen.
Zu dieser historischen Herausforderung durch den Islam,
zur Aufgabe der Ökumene,
der Führung durch Charisma,
zur Notwendigkeit politischer und ökonomischer Weisheit
wie auch theologischer Standfestigkeit,
zu diesen notwendigen Eigenschaften in einer aus der Ordnung geratenen Welt kommen die innerkirchlichen Herausforderungen:
- der weitere Umgang mit Priestern, die sich an Knaben herangemacht haben (da hat sich in den letzten Jahren in der Kirche etliches bewegt, vor allem hat man langsam zu erkennen begonnen, dass da Veranlagungen im Spiel sind, die nicht einfach durch den üblichen Mechanismus "Beichte, Reue und Versprechen, sich zu bessern", aus der Welt zu schaffen sind);
- der von Christus gegebene missionarische Auftrag der Christen,
- der Umgang mit den Frauen, die für die Kirche so wichtig sind, die sie auch angesichts des Priestermangels heute besonders dringend braucht – deren Zugang zu den Weiheämtern aber mit Sicherheit in manchen außereuropäischen Regionen eine neue Kirchenspaltung auslösen würde, und die überdies vor allem die ökumenischen Träume Richtung Orthodoxie zunichte machen würde;
- der Umgang mit der Homosexualität, wo die Kirche einen Spagat braucht zwischen der von Franziskus gepredigten individuellen Barmherzigkeit und dem Hochhalten des so wichtigen Ideals der heterosexuellen Ehe zwischen Mann und Frau;
- die Zusammenführung ideologisch gespaltener Kirchenflügel;
- die Abstellung persönlicher Bösartigkeiten und Intrigen in der Kirche;
- die Lösung unzähliger regionaler Herausforderungen
- und last but not least die Beherrschung der italienischen Sprache (ist diese doch Umgangssprache im Vatikan und ist der Papst doch auch Bischof von Rom) wie auch der englischen Sprache als globalem Kommunikationsinstrument.
Zu den regionalen Problemen gehört gewiss auch die Bestellung eines neuen Erzbischofs für Wien. Diese ist offenbar nicht mehr von Franziskus unterzeichnet worden, obwohl die Vakanz schon unziemlich lange gedauert hat. Das scheint aber ein klarer Beweis dafür zu sein, dass sich kein sonderlich geeigneter Kandidat für Wien aufgedrängt hat. Zugleich hat der Papst noch in fast 3000 andere Diözesen weltweit regelmäßig Nachbesetzungen zu treffen, die er gar nicht annähernd kennen kann.
Wir lernen schon anhand dieser wenigen Überlegungen: Das Anforderungsprofil an den neuen Papst ist in seiner ungeheuren Größe einfach nicht zur Gänze erfüllbar. Schon eine Annäherung wäre daher ein ziemliches Wunder, das die Kirche (schon wieder einmal) benötigt …
Dennoch wage ich mich mit einer Vermutung vor: Der neue Papst wird wohl aus Afrika oder Asien kommen. Das sind jene Kontinente, wo die Kirche im deutlichen und kraftvollen Wachsen ist, wo man zugleich die Bedrohungen durch den Islam oft schon sehr konkret erfahren hat.
Hingegen kann man Lateinamerika als Papstherkunft unmittelbar nach einem argentinischen Papst ausschließen.
Hingegen sind die eher konservativen US-amerikanischen Kardinäle zu sehr in Konflikte mit dem Vatikan verstrickt und angesichts der politischen Probleme ihres eigenen Landes zusätzlich problematisch.
Hingegen scheint es viel zu früh zu sein, gleich wieder zu dem kleinen und in Sachen Religiosität noch kleiner gewordenen Europa als Herkunftsort des nächsten Papstes zurückzukehren; außerdem ist die europäische Kirche innerlich viel zu sehr gespalten und so wie Lateinamerika von schlimmen Linksentwicklungen geplagt.
Manche spekulieren: Heißt nicht die Tatsache, dass 108 der 136 auf Grund ihres Alters noch wahlberechtigten Kardinäle von Franziskus ernannt worden sind, dass es jedenfalls ein sehr weit links stehender Nachfolger sein wird? Ganz und gar nicht: Denn sehr oft erfolgt gerade bei der Papstwahl ein sehr überraschender Wechsel der Akzente – ob man den nun auf die Klugheit der Kardinäle oder auf den Heiligen Geist zurückführen mag. Und nur sehr selten hat ein Papst die Wahl seines Nachfolgers wirklich beeinflussen oder gar vorherbestimmen können.
Kardinäle lassen sich nicht so leicht lenken und vorherbestimmen wie amerikanische Richter, je nachdem, wer sie einst bestellt hatte. Ob ihnen aber auch der Heilige Geist, wie sie alle hoffen, in den nächsten Wochen bei der Papstwahl wirklich beistehen wird? Nun, beim großen Blick auf 2000 Jahre Papstbestellung hat er das zweifellos nicht immer getan ….