
Falsche Rücksicht hilft keinem Migranten, bedroht aber unseren Frieden
Oziel Inácio-Stech ist 43 Jahre alt, stammt aus Brasilien und lebt seit 2010 in Deutschland. Dort arbeitet er mittlerweile über neun Jahre an der Berliner Carl-Bolle-Grundschule als Lehrer. Und er ist schwul.
Vor wenigen Tagen nun ist in der Süddeutschen Zeitung eine Reportage erschienen, die – wieder einmal – ein alarmierendes Schlaglicht auf den Zustand unserer Gesellschaft wirft. Inácio-Stech soll über zwei Jahre hindurch in seiner Schule von Teilen der Schülerschaft wegen seiner sexuellen Orientierung gemobbt und drangsaliert worden sein. Derzeit ist er im Krankenstand, er leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, hoffe aber, bald wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Er soll unter Anfeindungen und Beleidigungen in seinem Unterricht durch einige seiner Schüler gelitten haben, Schüler aus anderen Klassen sollen immer wieder seinen Unterricht gestört haben und auch am Schulhof wäre er solchen Schmähungen ausgesetzt gewesen. Inácio-Stech hat alle Vorfälle offenbar penibel dokumentiert, daher wissen wir etwa von Formulierungen wie er sei »kein Mann«, eine »Familienschande« oder schlicht »ekelhaft«.
Die Carl-Bolle-Schule hat rund 300 Schüler und von denen haben gute 95 Prozent Migrationshintergrund. Vorsichtig geschätzt werden das also 75 bis 80 Prozent Kinder mit muslimischer Religionsangehörigkeit sein. Und damit ist es recht wahrscheinlich, dass es – zumindest vor allem – muslimische Kinder waren, die diese sexistischen Angriffe auf den Lehrer zu verantworten haben. Worauf das vom Lehrer protokollierte »Du Schwuler geh weg von hier. Der Islam ist hier der Chef« hindeuten würde.
Von Beginn seiner Probleme mit den Schülern (einigen, selbstverständlich nicht allen) an, hat Stech jeden Vorfall der Schulleitung mitgeteilt. Dort erfuhr er aber offenbar, so ist der SZ-Reportage zu entnehmen, keinerlei Rückhalt. Ganz im Gegenteil wurde er mit sich im Nachhinein als haltlos erwiesenen Anschuldigungen konfrontiert und es wurde ihm damit also auch von Seiten der dortigen Direktion recht übel mitgespielt.
Interessant erscheint für mich zudem, dass in den natürlich umfangreichen Diskussionen im Netz über diesen Sachverhalt durchaus dem Lehrer des Öfteren vorgeworfen wird, er hätte seine sexuelle Orientierung nicht »publik« machen sollen. Es wäre »unprofessionell« in der Beziehung Lehrer-Schüler, so ein privates Thema zu besprechen. Was mich angesichts zahlreicher Pride-Monate und noch viel mehr Pride-Paraden, mit dem im Grunde einzigen Wesenskern fassungslos macht,, »stolz« auf sich und seine sexuelle Orientierung sein zu sollen. Weil es so sehr an die Verlogenheit diverser internationaler Konzerne erinnert, die ihre Logos in Europa und Amerika so gerne in Regenbogenfahnenart dekorieren, im Nahen Osten und anderen muslimischen Staaten darauf aber tunlichst verzichten.
Ich verstehe dieses »Stolz-Sein« im Übrigen nicht wirklich, nie käme ich auf die Idee, auf meine Heterosexualität »stolz« zu sein. Ich bin recht zufrieden damit, ruhe da in mir. Aber ich brauch das niemandem bei einer Parade auf die Nase drücken. Mir geht sogar, ich gestehe, jeder einzelne Regenbogenzebrastreifen und noch viel mehr jedes einzelne superbunte Erstebankappdesign sowas von auf die Nerven, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich 1966 geborener, alter weißer Mann also, in ein Gymnasium und danach in eine Handelsakademie gegangen bin, in denen wir keinen Mitschüler ungestraft wen auch immer wegen seines »Schwulseins« beleidigen hätten lassen. So weit waren wir damals jedenfalls. Und, wenn wir schon dabei sind, in die Frühbar, damals in den Neunziger- und Nullerjahren, hab ich nur aufgehört zu gehen, weil ich dort zu viel konsumiert hab. Und nicht, weil der eine oder die andere Kellner*in einen Rock zu seiner bzw. ihrer Perücke getragen hat. So weit waren wir also schon.
Und jetzt dieser weitere Fall von traurigem Migrantismus. (»Migrantismus« meint hier die Tatsache, dass man – aus falscher und unangebrachter Toleranz – Migranten gegenüber keine klaren und deutlichen Verhaltensregeln aufstellt. Und nicht, dass es nicht auch unter Migranten den einen oder anderen Tor geben darf.) Ich denke heute gar nicht an den FPÖ-Funktionär, der mit einer ähnlichen Entgleisung Schnappatmung bei Standard, ORF und Falter auslösen würde. Ich denke daran, dass Multikulti gescheitert ist. Dass wir endlich, siehe mein letztes Editorial, ganz klare Regeln aufstellen müssen. Und diese mit Konsequenzen behaftet sein müssen.
Das hilft aus meiner Sicht auch den friedvollen und engagierten Migranten, die es natürlich in großer Zahl gibt. Das rettet vor allem aber unser friedliches Zusammenleben. Und unsere Kultur.
Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Hirschegg-Pack und Graz.