Energie muss teurer werden - muss sie?
"Energie muss teurer werden" war zumindest die Forderung von Werner Kogler in seinen frühen Jahren als Vizekanzler. Im Hinterkopf hatte er zweifellos die ihm verhassten SUVs. Mit der CO2-Steuer hofften die Grünen, dass eine Umstellung von einer mit fossilen Brennstoffen betriebenen Mobilität zu einer E-Mobilität, zu beschleunigen. Jedoch, selbst mit satter Förderung für Elektrofahrzeuge ist der erhoffte Schwenk nicht erfolgt.
Auch sollte die Industrie gezwungen werden, auf E-Wirtschaft umzustellen. Bisher auch nur ein bescheidener Erfolg, leider auch mit einer Abwanderung der Industrie und Produktion in Nachbarländer verbunden, wo sowohl Strom als auch Arbeitskräfte preiswerter sind.
Mit steigender Anzahl von Photovoltaik- und Windkraftanlagen steigen auch die Kosten für Strom für den Konsumenten, da ja im Fall einer Flaute andere Stromerzeuger einspringen müssen. Und letztendlich, aber durchaus nicht in der Bedeutung, sind entgangene Steuereinnahmen für den Staatssäckel zu nennen. Was das für unseren Finanzminister bedeutet, bedarf keiner Erörterung.
Auch die österreichischen Haushalte, die weitgehend Gas als Energie verwenden, leiden unter der gewünschten Energiewende.
An die Folgen dieser forcierten grünen Energiewende – unterstützt von den Medien – denken Herr Kogler, sein Team und die anderen Mitläuferparteien nicht. Für diese ist nur wichtig, dass das Volk an die "Klimakrise" glaubt. Der in allen Medien immer wieder erwähnten und diskutierten "Klimakrise" könne nur mittels der Energiewende begegnet werden. Dazu willkommen sind Berichte von Überschwemmungen hier, Trockenkatastrophen dort, Waldbrände, Hunger. Alles, was den Geruch einer "Katastrophe" haben könnte, ist dienlich und wird mit dem anthropogenen Eintrag von CO2 in die Atmosphäre als alleinige Verantwortliche des Klimawandels erklärt. Klimawandel – nein, Klimakrise – nein, dieses Wort ist auch noch nicht stark genug, es muss die Klimakatastrophe sein, mit der der Bürger tagtäglich konfrontiert wird. Und sind wir guten Österreicher durch das tägliche Bombardement mit Schreckensnachrichten einmal weichgeklopft, kann man auch entsprechende Gesetze verabschieden, deren Folgen und die daraus entstandenen Kosten, vom Steuerzahler willig beglichen werden. So zumindest die Hoffnung wirrer grüner Parteien.
In österreichischen Medien hieß es vor einigen Jahren, dass der erneuerbare Energieausbau bis 2030 acht Milliarden Euro kosten werde. Schon einige Monat später war zu vernehmen, dass die Kosten 18 Milliarden für den Ausbau der Erneuerbaren Energiesysteme und den Netzausbau bis 2030 betragen werden.
Wieder einige Monate später wurden von einem Politiker, der mittlerweile zum Chef eines großen Energieunternehmens hochgespült wurde, 60 Milliarden in den Raum gestellt. 30 Milliarden sollten es sein für den Bau der EE-Anlagen und 30 Milliarden für die dafür nötigen neuen Netze bzw. Erneuerung dieser. Gleichzeitig wurde dem geneigten Leser verkündet: Strom wird nie wieder so billig wie gegenwärtig sein. Wobei zu bemerken ist, er war es auch damals nicht und ist es auch jetzt nicht.
Vor kurzer Zeit erfuhr man im "Standard" auch einige Details dazu im Beitrag: "Erneuerbare bringen Stromnetze zum Glühen". Zusätzliche Umspannwerke, Trafos, Netzverstärkung, Digitalisierung und Datenaustausch seien notwendig. Zum ersten Mal waren auch Details dieser Kosten aufgelistet. "Bis 2030 müssen in die Verteilernetze rund 24 Milliarden Euro investiert werden. Bis 2040 wären es gar rund 44 Milliarden Euro. Einen Gutteil davon müssten die Endkunden über Umlagen aufbringen, was angesichts der hohen Energiepreise politisch schwer vorstellbar ist." Und: "Der Bedarf an Strom für den elektrifizierten Schwerverkehr ist in den Modellierungen des AIT ebenso wenig enthalten wie die Dekarbonisierung von Industrie und Gewerbe. Auch die E-Ladeinfrastruktur, die von Supermärkten und an öffentlichen Stellen errichtet wird, blieb unberücksichtigt."
Und am 4.Mai 2024 war im "Kurier" zu lesen: "So müssen durch den Boom bei Photovoltaik und den Ausbau der Windkraft mehr Stromproduzenten ins Netz einspeisen können. Schätzungen zufolge summieren sich bis 2030 notwendige Investitionen in Verteiler und Hochspannungsnetz auf 30 Milliarden Euro."
Also das nur einmal bis 2030. Von den Kosten, die eine kolportierte Verdoppelung des Strombedarfs nach 2030 auslösen werden, wird geschwiegen.
Über eine Diskussion am 1. Mai 2024 war im "Standard" zu lesen: "Cernko rechnete vor, dass allein in Österreich 130 Milliarden Euro nötig seien, um die Ziele für 2030 zu erreichen; das Geld von Unternehmen, Staat und EU sowie Banken werde nicht reichen. Sein Plädoyer: ,Wir brauchen privates Geld, damit die Transformation zügig, statt in Trippelschritten, vorangehen kann. Der Kapitalmarkt braucht Kapitalisten, das müssen wir ideologiebefreit bereden.‘"
Bei den 130 Milliarden, die nicht im Detail dargestellt wurden, wird es aller Voraussicht nicht bleiben. Die Erfahrung aus den vergangenen Jahren bewies immer wieder, dass solche Kosten-Schätzungen in Österreich immer überschritten wurden.
An den Hoffnungen oder Forderungen, dass "Kapitalisten" diese sehr zweifelhafte Energiewende finanzieren werden, sind Zweifel berechtigt.
Einhergehend mit dem Schätzungschaos der Kosten für die Energiewende vertrat ein anderer Kapazunder dieser Sekte ähnlich hohe Kosten und legte noch ein Schäuferl nach, indem er verkündete: Die Gesellschaft muss sich an die Degradierung der Landschaft durch Windmühlen gewöhnen, um die Energiewende zu meistern.
Danke! Und trotzdem liebt die Mehrheit der Österreicher erneuerbare Energiesysteme.
Den lieben Regierenden sei geraten: Bevor man ein grünes Energiewende-Programm verabschiedet, und noch dazu versucht, das per Gesetz möglichst in der Verfassung zu verankern, sollte man schon in etwa die Kosten dafür erfasst haben. Auch der Finanzminister wäre dazu zu befragen. Vielleicht hat man es, nur ist darüber in den Medien nichts zu erfahren.
Mycle Schneider ist ein deutscher Energie- und Atompolitikberater und Anti-Atomkraft-Aktivist. Nun, kein Wunder, dass die deutschen Politiker, wie auch seine Kohorten in Österreich, seine Ergüsse goutieren. Alles sehr kaltblütige Burschen, die ohne Scham den dummen Steuerzahler eintrichtern, Kernenergie sei die teuerste Form der Energieerzeugung und könnte nicht ohne Subventionen – nur Kernkraftwerke werden subventioniert, alle anderen Systeme werden gefördert – leben. Es ist eine Behauptung, die leider die Mehrheit der Steuerzahler nie hinterfragt. Dagegen steht die Tatsache, dass die Windkraft-Erbauer immer neue "Förderungen" brauchen, um überhaupt den Bau dieser finanzieren zu können. Dass gleich darauf ein höherer Stromabnahmepreis gefordert wird, um die Betriebskosten zu decken, fällt dem p.t. Publikum nicht auf.
Im Rahmen der Berichte verschiedener Medien wird immer wieder der Verbrauch an Ressourcen an den Pranger gestellt. Dazu gehört auch die Ressource Land. Aber was solls, wichtig ist der Green Deal, wichtig ist die Energiewende, und da kann man so kleine Kollateralschäden, wie unter anderem Schädigung unserer österreichischen Landschaft, leicht verkraften. Energiewende koste es, was es wolle: Der Steuerzahler wird sich damit abfinden und die Kosten begleichen.
IG-Windkraft fällt mit Beiträgen dazu auf ihrer Webseite besonders auf. So wird unter anderem der Bodenverbrauch für Windkraft angegeben. 55 m2/KW werden je installierter Leistung für 2021 genannt. Dem sei der Bodenverbrauch des Atomkraftwerkes Temelin gegenübergestellt. Es sind lediglich 0,67 m2/KW. Also Windkraft verbraucht das 82-Fache an Boden wie das Atomkraftwerks Temelin.
Nun kann man die Angaben von IG-Windkraft noch weiter analysieren, vor allem in Hinblick auf erzeugten Strom pro installierter Leistung. Als Basis wird die Lebenszeit eines Windrades von 25 Jahren, eines Atomkraftwerkes von mindestens 50 Jahren vorausgesetzt. Nach IG-Windkraft wurden 2021 etwa 7,6 TWh/Jahr in das Netz gespeist. Damit ergibt eine Hochrechnung über die Lebenszeit eine Produktion von etwa 0,058 TWh/MW Leistung. Dem gegenüber kann man für Temelin 0,32 TWh/MW installierter Leistung prognostizieren. Das ist ein Faktor von 5. Und so weiter, man könnte noch weitere Fakten nennen, alle sprechen, nach Abwägen von pro und contra, für Kernenergie.
Nur so eine Randbemerkung. Bei einem Besuch eines Kioskes der FPÖ am Hauptplatz in Graz für den sich abzeichneten Wahlkampf kam ich nicht umhin deren Politik zu kritisieren. Viel konnte man ihren Broschuren nicht entnehmen, weder für die anstehende EU-Wahl noch für die Landtagswahl. Dabei kam der Punkt leistbarer Energie zur Sprache. Das haben die FPÖ auch in ihrem Wahlprogramm. Ich konnte mir nicht verkneifen die Frage zu stellen, warum eigentlich alle unsere Nachbarn auf den Ausbau der Kernenergie setzen. Ich war erstaunt über die Antwort: Weil sie billiger ist! Und das von einem jungen Vertreter der Partei. Aber, so meinte er, leider sei die Bevölkerung anderer Meinung. Machte ihn darauf aufmerksam, dass auch seine Parteigranden derselben Meinung seien. Eine Antwort blieb er schuldig.
IG-Windkraft hält fest: "Durch den Umstieg von Kohle, Öl und Gas auf erneuerbare Energien wächst der Strombedarf in Europa in Zukunft kontinuierlich an." Eine richtige Feststellung, ob wir sie lieben oder nicht. Der Umstieg auf erneuerbare Energie ist verbunden mit enormen Kosten und Ressourcenverbrauch und ökologischen Folgen, wie Abholzung der Wälder etc. In Großbritannien sollen Elektrizitätswerke anstelle mit Kohle künftig mit Importierten Pellets aus dem nordamerikanischen Raum betrieben werden. Bizarr und irre.
Überwältigend sind die Angaben zum Strombedarf der deutschen Chemie, um eine CO2-neutrale Produktion zu gewährleisten. Einer Studie zufolge werden ab Mitte der 2030er Jahre 628 TWh Grünstrom, das entspricht dem gesamten heute verzeichneten Stromproduktion Deutschlands, benötigt. "Das heißt: Der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie hierzulande muss enorm beschleunigt werden. Auch die EU-Kommission geht das nun an; sie will die Stromerzeugung auf Offshore-Anlagen im Meer deshalb bis 2050 um das 25-Fache steigern."
Nur um diese Aussage etwas bildhafter darzustellen sei die Frage beantwortet wie vieler Windmühlen mit 7 MW Leistung bedarf es, um 628 TWh Grünstrom zu produzieren? Die Antwort: Etwa 39.000! Nur bei Stromkosten von 4 Cent je Kilowattstunde wären die neuen stromintensiven Verfahren wirtschaftlich, so die VCI-Experten. Heute zahlen industrielle Großabnehmer, die 100 Millionen Kilowattstunden im Jahr beziehen, im Schnitt 8,5 Cent. Über Kosten und erforderlichem Netzausbau wird leider geschwiegen.
Zu all diesen Fakten wäre auch zu beantworten:
- Wie steht die Bevölkerung zu den Folgen des Ausbaus der grünen Energie? Noch liegen u.a. keine Informationen vor, wo die Stromtrassen geführt werden sollen. Über Tage oder unterirdisch?
- Wie lange braucht es für Genehmigungsverfahren?
- Was sind die ökologischen Folgen?
- Welchen Effekt hat der Ausbau auf den Tourismus, einen wichtigen Träger unseres Wohlstands?
- Sind die Rohstoffe ausreichend, um die grüne Energiewende weltweit oder zumindest im Westen durchzuziehen?
- Ist die Technologie und das Material für die unweigerlich notwendigen Gaskraftwerke vorhanden, die mit Wasserstoff betrieben werden sollen? Sie sollen die Stromproduktion bei Flauten sichern und betreiben?
- Der gegenwärtige Stand der Technik lässt es nicht zu, Gaskraftwerke nur mit Wasserstoff zu betreiben.
- Was sind die Kosten dafür? Falls diese dem Ministerium vorliegen, warum werden sie von den Medien nicht in allen Details veröffentlicht?
- Oder ist es eher so, wie eingangs zu entnehmen ist: Nichts Genaues weiß man nicht! Nur eines ist sicher: Der Endverbraucher wird die Zeche bezahlen, und er soll das, wie gegenwärtig ersichtlich, ohne Widerspruch tun.
Herr Kogler war mit seiner Forderung: Energie muss teurer werden, erfolgreich. Auch die Ankündigung: "Strom wird nie wieder so preiswert sein wie gegenwärtig" wurde mittlerweile bestätigt. Ob die Industrie damit bestehen kann, ist aus jetziger Sicht zweifelhaft.
Ja, wie die Chinesen sagen würden: "Interessante Zeiten stehen uns bevor."
Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.