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Go East: Der globale Niedergang der westlichen Populärkultur

Go East: Der globale Niedergang der westlichen Populärkultur

Südkoreanische Serien, japanische Mangas und chinesische Filme boomen, während Hollywood in der Krise steckt. Die von Linken beherrschte und durchideologisierte westliche Populärkultur verliert nach Jahrzehnten globaler Dominanz an Strahl- und Anziehungskraft. Auch im Kulturkampf gerät der dekadente, neosozialistische Westen in die Defensive.

Mit über 690 Millionen gesehenen Stunden war die zweite Staffel von "Squid Game" die weltweit mit Abstand erfolgreichste Serie auf dem Streamingportal Netflix in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Diese südkoreanische Produktion hat alle US-amerikanischen und europäischen in den Schatten gestellt. "Squid Game" ist aber nur die Spitze des Eisberges. Südkoreanische Serien und Filme, sogenannte K-Dramen, werden weltweit immer populärer. Aktuell liegt etwa die romantische Liebeskomödie "Tastefully Yours" in den weltweiten Netflix-Charts weit vorne, war bzw. ist in zahlreichen Ländern von Bolivien und Peru bis Vietnam und Thailand die Nummer 1. Auch das Historiendrama "Dear Hongrang", angesiedelt im Südkorea des 14. Jahrhunderts, liegt aktuell in den weltweiten Streamingcharts auf den vorderen Plätzen.

Südkoreanische Serien sind zu einem weltweiten Exportschlager geworden. Als Vertriebsweg bzw. globale Plattformen dienen die Streaminganbieter, insbesondere Netflix. Dass viele dieser Serien nicht synchronisiert werden, sondern im Originalton mit Untertiteln angeboten werden, tut dem Erfolg dieser Produktionen keinen Abbruch. Neu ist dieser Trend nicht, er begann bereits Anfang der 2000er-Jahre, als die südkoreanische Pop- und Jugendkultur in China populär wurde und sich wie eine Welle über den ostasiatischen Raum bis in den Westen ausbreitete. Man spricht deshalb auch von der koreanischen Welle, von "Hallyu" (chinesisch für Welle). Das 52-Millionen-Einwohner-Land exportiert nämlich nicht nur im großen Stil Smartphones, Unterhaltungselektronik, PKW, Stahl und Pharmaprodukte, sondern auch kulturelle Güter. In diesem Bereich zählt Südkorea ebenfalls zur Weltspitze.

Mit ihrem globalen Kulturexport, der von Filmen über Popmusik, Computerspielen bis hin zu Belletristik, Mode, Lifestyle und Kulinarik reicht, machen die Südkoreaner den Amerikanern Konkurrenz, die jahrzehntelang fast monopolartig die Popkultur dominiert haben. Während südkoreanische Serien Erfolge feiern, rutscht Hollywood immer tiefer in die Krise. Die Film- und TV-Produktionen im Großraum Los Angeles sind laut Fachmedien im ersten Quartal dieses Jahres um weitere 22 Prozent zurückgegangen, obwohl bereits im vergangenen Jahr so wenig gedreht wurde wie zuletzt 2020, als die Produktionen wegen der Covid-Pandemie fast vollständig zum Erliegen gekommen waren.

Die Ursachen für den Niedergang Hollywoods bzw. der nachlassenden Strahlkraft westlicher Populärkultur auf der einen und die steigende Popularität südkoreanischer Serien (auch die chinesische Film- und die japanische Anime-Industrie verzeichnen gewaltige Zuwachsraten) auf der anderen Seite liegen auf der Hand, auch wenn sie linke westliche "Experten" und Feuilletonisten aufgrund ihrer ideologischen Scheuklappen nicht erkennen können bzw. wollen. Man kann sie verkürzt mit der simplen Formel "Go woke, go broke" zusammenfassen.

US-amerikanische und europäische Produktionen bieten nur noch wenig Handlung, Spannung und Unterhaltung, dafür jede Menge linke Ideologie und Volkspädagogik. Egal welches Genre, ob Action oder Komödie, Art-House-Film oder Trash, westliche Filme und Serien sind nur noch Vehikel zum Transport der immergleichen linken politischen Botschaften. Die westliche Unterhaltungsindustrie will nicht mehr unterhalten, sondern erziehen – und selbst das auf eine besonders plumpe und penetrante Art.

Die woke Ideologie ist das Drehbuch für praktisch alle westlichen TV- und Filmproduktionen. In westlichen Film- und Serienproduktionen ist die linke, globalistische Utopie bereits Realität, sie werden von neuen, von Linken modifizierten und verbesserten Menschen, von woken, postkolonialen Role-Modells bevölkert. Die demographischen Verschiebungen und die Marginalisierung der Weißen sind in US-Filmen oder europäischen Serien längst Realität. Farbige Darsteller haben den weißen längst den Rang abgelaufen. In dieser woken Zukunftsvision, dieser Fantasie-Welt will aber außerhalb des linken Milieus niemand leben.

Besonders deutlich wurde das etwa bei der Kinoneuverfilmung von Schneewittchen. Dass vom Disney-Konzern zu einem ideologischen Lehrstück umgeschriebenen Märchen geriet zur woken Groteske und zu einem über 100 Millionen Dollar schweren Flop an den Kinokassen. Aus einem bezaubernden Schneewittchen mit, wie es im Märchen heißt, einer Haut so "weiß wie Schnee", mit dem sich Mädchen hätten identifizieren können und wollen, machte der woke Disney-Konzern eine farbige Emanze, gespielt von der eher unansehnlichen Kolumbianerin Rachel Zegler – denn auch Schönheit ist im woken Universum nicht "sozial gerecht" und daher unerwünscht.  Die ikonische Kuss-Szene im Märchen wird im linken Propagandastreifen zum "sexuellen Übergriff ohne Zustimmung" Schneewittchens umgedeutet. Den Zauber eines Märchens hat Disney mit seinem ideologischen Vorschlaghammer restlos zerstört.

Südkoreanischen Produktionen bieten im Gegensatz dazu nicht das, was auf der Agenda des Justemilieu steht, sondern was der Zuseher will: Und das sind in erster Linie gut erzählte Geschichten, spannende Plots, große Emotionen, attraktive Schauspieler etc. Was sie nicht wollen: Von politischen Botschaften und moralischen Belehrungen belästigt zu werden. Bei südkoreanischen Serien bleiben einem Klimawahn, Schwulenkult, Multikultiideologie, Black-Lives-Matter-Gedöns und Genderismus erspart, sie drehen sich vor allem um Familie, Liebe, Partnerschaft und Moral (nicht zu verwechseln mit linker Hypermoral). Sie sind zudem handwerklich wie technisch gut gemacht und atmosphärisch dicht. Besonders empfehlenswert sind etwa die Serien "My Mister", "Beyond Evil" oder "Karma".

Südkoreanische Serien erfüllen eine Funktion, die auch bei westlichen Produktionen einst zentral war: Sie ermöglichen den Zuschauern die Flucht aus dem eintönigen Alltag. Gerade für die von Krisen und Massenzuwanderung gebeutelten Europäer wäre das besonders wichtig. Doch wer amerikanische Filme, deutsche Fernseh-Krimis oder depressive skandinavische TV-Produktionen konsumiert, entkommt nicht der immer düsteren Realität, er wird mit noch mehr linker Ideologie, die das Leben der Menschen vergiftet, konfrontiert.

Im krassen Gegensatz dazu stehen südkoreanische Serien, deren Handlungen in einem Land angesiedelt sind, in dem es noch ein homogenes Volk mit gemeinsamen Werten und Traditionen gibt, in dem die Kriminalität niedrig, der Wohlstand und die Leistungsbereitschaft hoch, Frauen noch Frauen und Männer noch Männer sind. Während westliche Produktionen von linken Weltrettern, migrantischen Opfern, vom bösen Kapitalismus gezeichneten Existenzen, feministischen Frauen, tuntigen Männern und anderen linken Lebensentwürfen bevölkert werden, sind die Identifikationsfiguren in den südkoreanischen Konkurrenzproduktionen beruflich erfolgreiche Männer und Frauen, nationale Helden, pflichtbewusste Angestellte oder Beamte, liebevolle Mütter etc. Während in westlichen Serien Sexualität in allen erdenklichen Varianten zelebriert, propagiert und möglichst viel gezeigt wird, ist bei den Südkoreanern ein kurzer Kuss das Höchste der Gefühle – alles andere bleibt der Phantasie der Zuseher überlassen.

Nach einer solchen im Westen längst verlorenen Welt sehnen sich immer mehr junge, von der linken Ideologie und der Realität desillusionierte Europäer. Dank südkoreanischer Serien können sie zumindest für ein paar Stunden aus ihrer durchpolitisierten Umgebung flüchten, sie gehören zu den wenigen noch unpolitischen Freiräumen, die es in Europa noch gibt.

Dieser Eskapismus beschränkt sich nicht auf südkoreanische Produktionen, er zeigt sich auch in anderen Bereichen und lässt sich an vielen Zahlen festmachen. So verzeichnen Animes (japanische Zeichentrickserien) und Mangas (japanische Comics) einen globalen Boom. 2018 lag der Umsatz an Mangas im deutschsprachigen Buchhandel bei rund 38 Millionen Euro, 2023 waren es bereits über 120 Millionen – Tendenz steigend. Die japanische Anime-Industrie erzielt einen weltweiten Umsatz von 21 Milliarden Euro pro Jahr. Und der amerikanische Autorenverband PEN jammert: "Das Wachstum von Chinas Filmindustrie – dessen technische Kapazität und die zunehmende Fähigkeit, Kinospektakel zu liefern – verschiebt das Gleichgewicht zwischen Hollywood-Filmemachern und Peking."

Während die von linker Ideologie vergiftete westliche Popkultur immer mehr an Strahlkraft verliert, boomen asiatische Populärkultur und asiatischer Lifestyle. Auch wenn sich viele, vor allem junge europäische Konsumenten dessen nicht bewusst sind, es ist eine zutiefst politische Entscheidung, ob man sich vermehrt westlicher oder fernöstlicher (Populär-)Kultur zuwendet. Der ideologiegetriebene globale Abstieg und Bedeutungsverlust des Westens manifestiert sich nicht nur geopolitisch, wirtschaftlich und technologisch, sondern auch kulturell. Nicht mehr der Westen, mit seinen pervertierten Werten, seiner degenerierten Kultur und seinem dekadenten Lebensstil ist mehr Vorbild für die Menschen rund um den Globus, sondern zunehmend der pazifische Raum. Auch im globalen Kulturkampf sind Europa und die USA längst in der Defensive.

 

Werner Reichel ist Journalist und Buchautor: Von ihm zuletzt erschienen: "Die hysterische Gesellschaft – Wenn der letzte Vorhang fällt" (Frank&Frei) und "Endspiel – Der Multikulticrash" (Kopp).