
EU-Feindbild Trump
Schon während des 2024er Wahlkampfs zur US-Präsidentschaft war sich der politmediale Komplex Eurolands in seiner an Besessenheit grenzenden Feindschaft zu Donald Trump einig. Den Wunsch zum Vater seiner Gedanken erhebend, waren Nomenklatura, Medien und Intellektuelle davon überzeugt, dass Kamala Harris, ein politisches Leichtgewicht, das schon bei den 2019 erfolgten Vorwahlen der Demokraten ums Präsidentenamt mit Pauken und Trompeten durchgefallen war, diesmal auf wundersame Weise das Rennen machen würde.
Nach erfolgter Wahl folgt prompt der kollektive Katzenjammer. Wie blöd diese bigotten Amis doch sind, einen reaktionären Sexisten und Menschenfeind ins höchste Amt im Staate zu wählen, während doch eine linke – noch dazu farbige, weibliche – Alternative bereitstand, die wie kaum jemand sonst den Deep State verkörpert. Dass Euroland von Figuren nach dem Zuschnitt Harris´ planmäßig in Grund und Boden gewirtschaftet wird, fällt entweder keinem auf, oder stört zumindest nicht. Dass kein Angehöriger der politischen Klasse Eurolands bei der Arbeit je einen Tropen Schweiß vergossen, geschweige denn, sich bei der Arbeit schmutzig gemacht, einen Privatbetrieb erfolgreich geführt oder gar auf eigenes Risiko gegründet hat, irritiert auch nicht. Allesamt sind sie Berufspolitiker – wie sie weiland im Politbüro der UdSSR zu finden waren. Mit dem Unterschied allerdings, dass die orthodoxen Kommunisten sich ja wenigstens dem Fortschritt verpflichtet fühlten, während die rezenten Eliten der EU ja drauf und dran sind, den Kontinent hinter die Errungenschaften der Aufklärung zurückzuführen.
Neben einer konsequenten LGBTQ-Politik steht in Mordor – pardon, Brüssel – die Weltrettung mittels CO2-Vermeidung ganz oben auf der Agenda. Und die verlangt nun einmal nach dem Ersatz klimaschädlicher Maschinen durch menschliche Muskelkraft. Fragen der Massenimmigration aus dem Westen ablehnend oder gar feindlich gegenüberstehenden Stammeskulturen, der galoppierenden Überalterung unserer Gesellschaften, der Unfähigkeit zur Landesverteidigung oder der wohlstandszerstörenden Deindustrialisierung, haben dagegen Nachrang.
Um sich peinlichen Fragen nach den verheerenden Konsequenzen des Irrwegs der EU nicht stellen zu müssen, arbeitet man sich lieber am Gottseibeiuns aus Mar-a-Lago ab. Nachdem unbelehrbare Rednecks und ungebildete Proleten "The Donald" den Vorzug gegeben haben, wird nun kein Pardon mehr gegeben und aus allen Rohren geschossen. Was auch immer Trump oder seiner Administration anpacken, wird gnadenlos verrissen. Umgekehrt wird US-Kritik an der EU-Politik als unerträgliche Einmischung in innere Angelegenheit und als Anmaßung gebrandmarkt. Europäische Politiker oder Journalisten dagegen nehmen ganz selbstverständlich für sich in Anspruch, etwa zu Wahlen oder deren Ergebnissen in den USA einseitig (nämlich stets zugunsten der Demokraten) Stellung nehmen zu können.
Ob es um Trumps – zugegeben – befremdliche Pläne zur Eingemeindung Kanadas oder zur Annexion Grönlands und des Panamakanals, um die Zollpolitik, seine Position zur illegalen Immigration, seinen Kampf gegen die überbordende Bürokratie oder die besonders an den Universitäten tobende Wokeness geht, die Kommentare in den fast durchwegs von Linken dominierten europäischen Medien und der Politnomenklatura, fallen ausschließlich negativ aus. Wenn aber sogar ein paradeliberaler Ökonom wie Thomas Sowell ein sehr differenziertes, tendenziell wohlwollendes Urteil zur Zollpolitik Trumps fällt, dann sollte das eventuell doch zu denken geben: Macht der Republikaner am Ende doch nicht alles falsch?
Dass in Euroland inzwischen ein Meinungsklima entstanden ist, in dem jedermann sich sachkundig genug und berechtigt fühlt, Trump und seine Mitstreiter wahlweise als Idioten, korrupte Schwachköpfe und/oder profitgierige Geschäftemacher zu beschimpfen, kann angesichts des medialen Trommelfeuers nicht verwundern. Unentwegte Propaganda zeigt eben Wirkung, wie aus der Geschichte – besonders jener Deutschlands – sattsam bekannt ist.
Dass die gewaltigen, von der Politnomenklatura Eurolands nicht adressierten Herausforderungen, mit auf "The Donald" projiziertem Hass vernebelt werden; dass Frankreich, Großbritannien und Deutschland langsam aber sicher zu "Failed States" herabsinken, in denen bereits offen zur Einführung des Kalifats aufgerufen wird (und "biodeutsche" Funktionäre darin kein Problem sehen!), treibt die politmedialen Eliten weniger um, als die Kritik an Trumps MAGA-Agenda.
Dass Amerikaner mehrheitlich anders ticken als die hoffnungslos feminisierten, verweichlichten und vegan-verschwulten (© Akif Pirinçci) Gesellschaften Eurolands, kommt kaum jemandem in den Sinn. Faktum ist indes, dass Westeuropa die Amerikaner viel eher braucht als die Amerikaner Europa.
In den USA zählt – anders als in Euroland – Leistung immer noch mehr als Haltung. Und die wird aus Sicht der Mehrheit der Amerikaner durch Donald Trump eher verkörpert als von Joe Biden, Kamala Harris & Genossen. So bitter die Pille auch sein mag: Europa wird sie schlucken müssen. Trump – ganz Geschäftsmann – interessiert sich nämlich mehr für den pazifischen, als für den atlantischen Raum, in dem sich am östlichen Ufer nicht mehr als ein sterbender Kontinent findet, der seine Zukunft längst hinter sich hat.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.