Warning: Illegal string offset 'portraitimage' in /var/www/lweb50/htdocs/science-blog.at/conf.php on line 67
ORF verliert Existenzberechtigung

ORF verliert Existenzberechtigung

Nicht einmal zwei Drittel der Österreicher vertrauen noch den Nachrichten des ORF – aber dennoch müssen alle dafür zahlen. Gleichzeitig zeigt die einzige objektive und vom ORF nicht beeinflussbare Messung der Vertrauens- und Nutzungswerte des ORF seit etlichen Jahren eine absolut katastrophale Entwicklung. Das ist angesichts der für den ORF von jedem österreichischen Haushalt und Unternehmen kassierten Zwangsgebühren wirklich fatal. Die beiden privaten Zeitungen "Standard" und "Presse" genießen praktisch ebensoviel Vertrauen – haben aber keine Zwangsfinanzierung hinter sich, sondern müssen sich aus dem Markt finanzieren und bekommen auch deutlich weniger Bestechungsinserate als die Boulevard-Medien aus dem Dunstkreis des Wiener Rathaus-Imperiums (was vielleicht gerade eine Ursache ihres relativ hohen Vertrauens ist …).

Dabei wird vom globalen "Digital News Report", der alljährlich im Auftrag von Reuters erstellt wird, ohnedies nur das "Vertrauen" in die "Nachrichten" gemessen, und nicht etwa auch die Objektivität der Kommentierungen, Analysen und "Einschätzungen" der ORF-Redakteure oder die ausgewogene Zusammensetzung von Diskussionsrunden im ORF oder die ideologische Schlagseite in Krimis oder Kultursendungen des Gebührensenders. Würde danach gefragt werden, würde das Urteil über den ORF zweifellos noch viel vernichtender ausfallen.

Aber auch unabhängig davon sollte die objektive Vertrauenswürdigkeit der Nachrichten der alleroberste Auftrag, die wichtigste Pflicht eines öffentlich-rechtlichen Mediums sein. Wenn der ORF diese Pflicht jedes Jahr signifikant schlechter erfüllt, wenn die beiden genannten Zeitungen genauso viel Vertrauen genießen, dann müsste der Gesetzgeber den ORF eigentlich zusperren. Beziehungsweise müsste sich dieser eben genauso aus dem Markt (also Werbung plus freiwillige Abonnements) finanzieren wie alle anderen Medien elektronischer oder gedruckter Art. Denn für Schlagersendungen, Quizshows, Sportübertragungen oder Krimis braucht es zweifellos schon gar keine Zwangsfinanzierung, die in die gewaltig überhöhten ORF-Gehälter fließt.

Auch die ÖVP müsste diese Fakten endlich erkennen, die dem ORF bisher knurrend, aber doch die Stange gehalten hat. Auch aus rein parteipolitischem Interesse: Denn solange die FPÖ die einzige Partei ist, die den Gebührenfunk grundsätzlich in Frage stellt, bringt ihr jedes Zwangsinkasso der ORF-Gebühren weitere Wähler, vor allem wenn die Nutzung des ORF und das Vertrauen in ihn ständig zurückgehen. Dieser ORF-bedingte Profit der FPÖ geschieht natürlich auch auf Bundesländerebene, selbst wenn die Landeshauptleute noch so oft bei der Eröffnung eines Kreisverkehrs ins Bild kommen …

Das Bekanntwerden dieser Studie fällt zeitlich mit zwei bemerkenswerten anderen Fakten aus der Medienwelt zusammen:

  1. In den USA haben sich sämtliche Werte für den linken Nachrichtensender CNN trotz mehrfacher Veränderung an der Spitze in den letzten Jahren so dramatisch verschlechtert, dass jetzt erstmals Hinweise auf eine bevorstehende Schließung von CNN kursieren. Allerdings werden diese vorerst offiziell nicht bestätigt. Aber auch für den rechten Konkurrenten Fox, der zwar seit einigen Jahren mehr Zuschauer als CNN hat, sind die Werte kritisch. Beides zeigt eine globale Krise des linearen Fernsehens gegenüber der über das Internet kommenden Konkurrenz.
  2. In den Sozialen Medien hat ein italienischer Spaßvogel die von ihm offenbar für lustig gehaltene Meldung verbreitet, dass die österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek gestorben sei – was eigentlich zeigt, dass es einen Bedarf an vertrauenswürdigen Medien gäbe, der aber nicht gedeckt wird.

Die wichtigsten Daten zum ORF

Das für den ORF und seine Zwangsfinanzierung verheerende Ergebnis dieser Studie in den wesentlichsten Fakten:

  1. "Vertrauenswürdig sind die Nachrichten von":
    ORF                          60 Prozent
    "Der Standard"          58
    "Die Presse"              56
    (diese Werte sind in Wahrheit für den ORF noch viel schlimmer als der de-facto-Vertrauensgleichstand mit "Standard" und "Presse", da diese ja deutlich niedrigere Nutzungsraten haben, da also viel weniger Konsumenten ihre Vertrauenswürdigkeit kennen können)
  2. "Allgemeines Vertrauen in Nachrichten" im internationalen Vergleich:
    Österreich               35 Prozent              
    Global                     40
    (diese Zahlen zeigen schlechte Werte für alle österreichischen Medien, sie sind aber für den ORF deshalb besonders katastrophal, weil er doch noch immer das relativ meistgenutzte Medium der Republik ist)
    2021              46 Prozent
    2022              41
    2023              38
    2024              35
    (Global hat sich das allgemeine Vertrauen im Gegensatz zu dieser bestürzenden Entwicklung in Österreich weitgehend stabil gehalten)
  3. Hauptnachrichtenquelle der Befragten sind die TV-Nachrichten (alle österreichischen Sender):
    2022              33 Prozent
    2023              29
    2024              27
  4. "Nutzung von ORF 2 für Nachrichten": 
    2021                          49 Prozent
    2022                          45
    2023                          38
    2024                          35
    (diese Werte zeigen eine für Armin Wolf & Co besonders katastrophale Entwicklung, die noch steiler nach unten geht als die anderen ORF- beziehungsweise TV-Werte; bei jedem privaten Unternehmen hätte sie längst zu Kündigungen geführt)
  5. "Nutzung von Ö3 für Nachrichten": 
    2021                          37 Prozent
    2022                          34
    2023                          31
    2024                          29
  6. "Online-Nutzung von orf.at": 
    18-24 Jahre             26 Prozent
    25-44                     29
    55+                       33
  7. Hauptnachrichtenquelle Offline vs Online:
    18-24 Jahre:
             32 Prozent: TV, Radio, Zeitungen      
             68 Prozent: Online
    55+:                          
           74 Prozent: TV, Radio, Zeitungen      
           26 Prozent Online

Die Krise der Zeitungen

In der Folge sind noch einige weitere interessante Erkenntnisse aus der Datenflut dieser Studie ausgewählt, welche die gesamte Medienwelt betreffen und ein riesiges und weiter wachsendes Problem für alle alten Medien von der Zeitung bis zum Radio zeigen, aber auch ein bestürzend zurückgehendes Interesse an Nachrichten:

  1. "Habe für Online-Nachrichten bezahlt" (Österreich):
    2020              11 Prozent
    2024              14
  2. Große Nachrichtenaffinität (großes Interesse) nach Alter (Österreich):
    18-24 Jahre             14 Prozent
    55+                        26
  3. "Äußerst interessiert an Nachrichten" (Österreich):
    Männer                    57 Prozent
    Frauen                     39
  4. "Nutzung gedruckter Zeitungen (Österreich)":
    18-24 Jahre             14 Prozent
    25-44                      22
    55+                        47                  
  5. "Nicht interessiert" an Nachrichten (egal welche Quelle, Österreich):
    2020                5 Prozent
    2024              14