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KI-Rechenzentrum für Wien?

KI-Rechenzentrum für Wien?

Eine erfreuliche Mitteilung: Die EU plant fünf Hochleistungsrechenzentren, um deren Standort sich verschiedene Staaten bewerben. Die Künstliche Intelligenz (KI) gilt als zukunftsweisende Technologie und ist aus unserem Alltag fast nicht mehr wegzudenken.  Wien soll jetzt zu einem führenden KI-Standort in der EU werden.

Mit dem Aufbau der "Gigafactories" will die EU ihre digitale Wettbewerbsfähigkeit stärken und sich als "KI-Kontinent" positionieren, zumal Europa mit Blick auf die Entwicklung von KI, gegenüber Ländern wie den USA oder China, eher als Nachzügler gilt.

Bürgermeister Ludwig begründete den gemeinsamen Schritt mit dem Bund mit den "guten Rahmenbedingungen" für eine Umsetzung. "Wir haben sowohl wirtschaftlich, infrastrukturell und ökologisch die idealen Voraussetzungen", sagte der Wiener Bürgermeister. So könne in Wien, neben klimafreundlichem Strom, für den Betrieb vor allem die Abwärme einer rund 100.000 Prozessoren umfassenden "Gigafactory" sinnvoll zur Versorgung der Wiener Haushalte genutzt werden. Das ist Standard in Finnland.

In Jülich steht gegenwärtig der stärkste Supercomputer Europas. Die neuen in der EU geplanten Rechenzentren werden mit jeweils etwa 100.000 KI-Chips der neuesten Generation ausgestattet, etwa viermal mehr als in aktuellen KI-Fabriken wie dem Supercomputer "Jupiter" - mit eigener Stromversorgung.

Natürlich hofft Österreich, dass eine der "AI-Gigafactories" hier gebaut wird. Sollte Österreich die Anlage bekommen, wird sie in Wien errichtet. Ein möglicher Standort für das Giga-Rechenzentrum wäre die Seestadt Aspern. Die Abwärme des Zentrums soll dann dafür genutzt werden, Wohnungen zu heizen. Geplanter Start für die "AI-Giga-Factory" ist laut EU-Plan bereits 2028.

Künstliche Intelligenz ist bereits länger als ein enormer Energiefresser bekannt. Laut IEA werden Rechenzentren in den USA bis 2030 mehr Strom verbrauchen als die Erzeugung aller energieintensiven Güter wie Zement, Chemie und Stahl zusammen. Neue Rechenzentren werden so viel Strom wie 2 Millionen Haushalte und mehr verbrauchen.

Das wirft die Frage auf, wie dieser immense Energiebedarf gedeckt werden kann. Zuverlässige Stromquellen sind nur begrenzt verfügbar. Die zusätzliche Nachfrage nach grünem Strom erfordert, gemäß McKinsey, massive Investitionen in erneuerbare Energiequellen und den Ausbau der Strominfrastruktur, damit der Strom von den Erzeugungsstandorten zu den Verbrauchern transportiert werden kann. Damit sind höhere Stromkosten unvermeidbar.

Mehrere Rechenzentren in den USA haben bestätigt, dass sie statt erneuerbarer Energie Strom aus Atom- und Gaskraftwerken nutzen.  Stillgelegte Atomkraftwerke sollen revitalisiert, oder neue gebaut werden – auch Gaskraftwerke – um den Energiebedarf großer Rechenzentren zu decken.

Das neue vom Elon-Musk-Unternehmen xAI Corp. in den USA errichtete Zentrum baut für die Stromversorgung eigene Gaskraftwerke.

Um den Bedarf auf saubere Art zu decken, hat die Alphabet-Tochter Google kürzlich einen Vertrag mit dem Unternehmen Kairos Power für die Lieferung von sechs Mini-Atomkraftwerken unterzeichnet. Der erste soll 2030 den Betrieb aufnehmen.

Neben Google setzen auch andere Tech-Giganten wie Amazon und Microsoft auf Kernenergie, um den wachsenden Energiebedarf ihrer KI-Rechenzentren zu decken und gleichzeitig ihre hochgesteckten Klimaziele zu erfüllen.

Der Techkonzern Amazon hat vor kurzem mit Talen Energy, einem Unternehmen für Energieinfrastruktur und -versorgung, einen Vertrag über 1.920 Megawatt (MW) Kernenergie zur Versorgung von Amazon Webservern und KI-Rechenzentren in Pennsylvania bis zum Jahr 2042 unterzeichnet.

Für den Betrieb der angepeilten Anlage in Wien mit 100.000 KI-Chips sind nicht nur hochqualifizierte Mitarbeiter erforderlich, sondern auch gewaltige Mengen Energie.

Um eine, hoffentlich in Österreich angesiedelte, KI-Gigafactory rechnen zu lassen, ist für eine gesicherte Stromversorgung zu sorgen. Zurzeit müssen noch immer 20 Prozent des Strombedarfs in den Wintermonaten eingeführt werden. Ob selbst ein akzelerierter Ausbau der Netze zuzüglich Photovoltaik- und Windkraftanlagen ausreicht, um den Verbrauch an Strom für die Gigafactory zu genügen, ist nach den Erfahrungen in den USA zu bezweifeln. Aber nicht nur das, sondern es braucht auch Backup-Systeme, um bei Flauten Strom zu erzeugen. Dafür kommen in Österreich nur Gaskraftanlagen in Frage, da Atomkraft in Österreich verpönt ist. Damit tut sich ein weiteres Problem auf: woher kommt der grüne Brennstoff, vor allem im Hinblick darauf, dass 70 Prozent des Bedarfs eingeführt werden soll. Von wo? Und ferner gibt es bis dahin Gasturbinen, die mit Wasserstoff betrieben werden können?

Ferner sind die daraus resultierenden erhöhten Stromkosten dieser "Energiefresser", in Betracht zu ziehen.

Deutschland denkt darüber nach, ein Rechenzentrum in Schweden zu bauen. SAP argumentiert mit dem grünen Strom aus Wasserkraft, günstige Stromtarife, transparente Genehmigungsverfahren und sehr wettbewerbsfähige Bodenpreise.

In Finnland wird ein weiteres zu den bereits bestehenden Rechenzentren auf Grund genügend vorhandener grüner Energie gebaut. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass per finnischer Definition auch Atomkraft zu grüner Energie gerechnet wird. (Finnland deckt seinen Strombedarf zu mehr als 40 Prozent mit Atomkraft und will dessen Anteil vergrößern).

Aber vielleicht kommt auch Österreich zur Einsicht, dass ein KI-Rechenzentrum der angepeilten Größe mit grünem Strom allein nicht betrieben werden kann.

Zu denken gibt:

  • Der Enthusiasmus der Regierenden für das wichtige Vorhaben des Baus eines KI-Rechenzentrums in Wien. Die angepeilten Kosten von fünf Milliarden werden erfahrungsgemäß in Österreich sicherlich nicht reichen. An Beispielen von wesentlichen Kostenüberschreitungen bei Großbauten ist Österreich reich.
  • Mit gegenwärtigen Stromkosten ein KI-Rechenzentrum zu betreiben, ist kaum wirtschaftlich.
  • Die Erfahrungen aus den USA gibt zu denken. Vor allem im Hinblick auf die Stromversorgung während der Wintermonate.
  • Und hoffentlich widerfährt uns nicht noch einmal die Misere mit dem Atomkraftwerk Zwentendorf, wo man erst hunderte Millionen in den Bau der Anlage gesteckt und sie dann nicht in Betrieb genommen hat. Im übertragenen Sinn für das 5-Milliarden-KI-Rechenzentrum könnte es sein, dass die nötige Energie, um das Rechenzentrum rechnen zu lassen, schlicht nicht vorhanden ist. In Österreich kein absurder Gedanke.Formularende

 

Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.