
Hohe Strompreise: Die unangenehme Wahrheit
Alle österreichischen Medien sind sich einig, dass das kommende Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) nicht zur Zufriedenheit aller Stromerzeuger ausfallen wird. Nicht nur die Betreiber kleiner Photovoltaik-, Wasser- und Windkraftwerke, auch die großer Anlagen sind davon betroffen. Die vielzitierte Energiekrise wird mit dem EIWG aber dennoch keinesfalls gelöst. Es versucht nur die existierende Situation der ungleichen Verteilung der Netzkosten zu regeln.
Eine "Braunkohle- und Atomstromimporthilfe", meinte Paul Ablinger, Geschäftsführer des Interessenverbands Kleinwasserkraft Österreich, würde das neue Stromgesetz bedeuten. Erkennbar ist die Furcht der Ökostrom-Lobby, dass die Gelddruckmaschinen Wind- und Solaranlagen an Lukrativität verlieren.
Ja, wenn Braunkohle- und Atomstrom billiger sind als Ökostrom, dann wäre es naheliegend zu untersuchen, warum dieser preiswerter erzeugt und verkauft werden kann. Aber vielleicht ist Herr Ablinger allein mit seiner Meinung. IG-Windkraft wettert immer wieder gegen teuren Atom- und Kohlestrom, der die Netze verstopft. Das sind schon widersprüchliche Aussagen maßgebender Institutionen.
Aber die andere naheliegende Lösung wäre auch, Atomkraftwerke zu bauen und den Strom im Lande zu erzeugen. Aber nein: Es müssen noch mehr Windmühlen gebaut werden, Photovoltaikanlagen auf jedem Heustadel und natürlich der dazu erforderliche Netzausbau. Nur so, meint die Öko-Lobby, wird das Ziel der Klimaneutralität 2040 erreicht und preiswerter Strom dem Markt zur Verfügung gestellt werden können.
Jedoch, das Gegenteil ist zu erwarten. Jede weitere Ökostromanlage erfordert Backupsysteme, und das resultiert in eine Verteuerung der Energie.
Ob diese Energiepolitik, die von den Medien nicht hinterfragt wird, richtig ist, steht nicht zur Diskussion. Gemäß der Vorgabe unseres früheren Kanzlers Nehammer, der in einem Gespräch mit dem tschechischen Präsident Petr Fiala lakonisch bemerkte: Atomkraft ist in Österreich kein Thema.
Die Klimaweltrettungsgesellschaft und Regierung verfolgen die teuerste Methode, Strom bereitzustellen. Es wird kaum darüber berichtet, wie viele Gaskraftwerke erforderlich sind, um in Flauten die Wirtschaft am Laufen zu halten. Es wird kaum darüber berichtet, wie viele Speicher erforderlich und wie hoch deren Kosten sind, um den Verbraucher mit genügend Strom zu versorgen. Ab und zu wird die Bevölkerung informiert, dass Strom nie mehr so billig sein wird wie vor der Energiewende.
Daher ist die Frage berechtigt: Sollen die Österreicher die Welt vor allen erdenklichen Katastrophen bewahren? Warum erträgt das Volk die Knechtschaft der Klimaweltrettungsgesellschaft – also einer Minderheit von Österreichern, die in einer Öko-Blase leben?
Der unselige Green Deal schreibt auch vor, dass die nur zeitweise betriebenen Gaskraftwerke und die Industrie anstelle von Erdgas mit grünem Wasserstoff betrieben werden müssen. Er muss mit Ökostrom produziert werden. Und dazu braucht man Ökostromerzeugungsanlagen. Also noch mehr Sonnen- und Windkraftanlagen, die zu Zeiten einen Überschuss an Strom produzieren, da sie nicht gebraucht und zurzeit auch nicht gespeichert werden kann. Er wird zu negativen Preisen dem Markt zur Verfügung gestellt. Und dafür zahlt der Konsument.
Und so schließt sich der Kreis: Augen zu, Geldhahn auf, und Österreich macht weiter so. Maßgebende in Politik und Energiewirtschaft können nicht verstehen, dass man damit das Land in den Ruin treibt.
Ganz allein sind wir nicht. Auch andere Staaten stöhnen unter der Energiekriese. Elektrische Energie wird in einer modernen Gesellschaft immer mehr gebraucht und muss erzeugt werden.
Um eine vernünftige Energiepolitik zu verfolgen, reicht ein aufmerksamer Blick zu unseren Nachbarn. Diese setzen auf einen diversifizierten Energiemix; bis zu 70 Prozent der Stromproduktion werden durch Kernenergie bereitgestellt.
Das Problem in Österreich ist der sehr einseitige Informationsfluss, der einen wesentlichen Anteil an der negativen Einstellung der Gesellschaft zu Atomkraft hat. Wie sonst ist es zu erklären, dass nördlich der Thaya weit über 70 Prozent pro Atom sind, dass in Finnland, Frankreich, Schweden und in vielen anderen Staaten Atomkraft befürwortet wird?
Wenn Atomkraft in den Medien erscheint, dann nur im Zusammenhang mit Tschernobyl oder Fukushima. Und es gäbe keine Lösung für die Endlagerung von Abbränden, die über Jahrtausende strahlen würden. Auch die erfundenen erhöhten Krebsraten sind ein dankbares Thema, um die Bevölkerung gegen Atomstrom einzustellen. Und überhaupt wird eine lange Bauzeit und Kostenüberschreitung betont.
Also baut man weiterhin Wind- und Solarkraftanlagen. Um Strom aus dezentralen Anlagen an Verbraucher zu liefern, ist ein umfassendes Netzsystem erforderlich, das entsprechend erweitert werden muss. Der ist mit enormen Kosten verbunden, die gegenwärtig der Endverbraucher zu berappen hat. Ein Faktor, der diskussionswürdig ist. Grundsätzlich brauchen Einspeiser wie Verbraucher das Netz. Also wären diese Kosten auf beide zu verteilen.
Zu Zeiten, als noch Strom in großen Kohle- oder Atomkraftwerken produziert wurde, genügten bestehende Netze. Diese reichen für eine dezentrale Stromübertragung nicht mehr aus. Die Angaben für einen erweiterten Netzausbau in Österreich bewegen sich in Größenordnungen von bis zu 40 Milliarden Euro. Die Verteilung dieser Kosten soll unter anderem in dem viel diskutierten Elektrizitätswirtschaftsgesetz geregelt werden. Zu befürchten ist, dass damit nur weitere Erhöhungen der Stromkosten ins Haus stehen.
Dafür sind mehrere Komponenten maßgebend. Die Fakten dafür werden nicht in aller Deutlichkeit kommuniziert. Energieträger wie Wind- und Solaranlagen sowie Backup-Systeme wie Gaskraftwerke oder Batteriespeicher müssen ebenso wie die Übertragungssysteme parallel ausgebaut werden. Das bestehende Stromnetz ist nicht mehr geeignet, Stromspitzen aufzunehmen. Nun steht man vor der Situation, zu gewissen Zeiten Energie zu erzeugen, die keine Abnehmer findet; diese muss daher abgeregelt werden.
Damit verbunden ist aber auch die Idee, die Gaskraftwerke mit grünem Wasserstoff zu betreiben, dessen Kosten keiner der Regierenden nur annähernd schätzen kann. Und trotzdem kommt man nicht zur Besinnung und fördert weiterhin den Ausbau von Sonnen- und Windkraftanlagen.
Der Wunsch der Dekarbonisierung und Eliminierung der Atomkraft ist nicht nur mit enormen Kosten, verursacht durch den zusätzlich erforderlichen Netzausbau, sondern auch mit der Zerstörung des Landschaftsbildes verbunden. Diese Tatsache wird aber in den Medien, die von Subventionen abhängig sind, kaum gestreift. Das Ziel bleibt, bis 2030 eine vollständige bilanzielle Ökostromversorgung zu erreichen. Das hilft jedoch wenig während der Wintermonate, wo über Wochen, während Flauten von Wind und Sonne, die Stromversorgung mit Kohle- und Atomstrom gewährleistet werden muss.
Es wird immer deutlicher, dass die Milliardenförderungen, die europaweit für das Erreichen von Netto-Null eingesetzt wurden, für andere Produktions-Systeme besser eingesetzt worden wären. Wo diese von Ideologie diktierte Politik hinführt, ist schmerzlich erkennbar. Energie wird teurer und damit werden Produktionsstätten geschlossen oder wandern ab.
Aber dafür brüstet sich die Politik, unterstützt von den Medien, dass mit dieser Energiepolitik die Ziele einer 100-prozentigen Ökostrom-Versorgung 2030 und die Netto-Null 2040 in Österreich in die Nähe rückt. Der Preis dafür ist erhöhte Arbeitslosigkeit und sinkende Beiträge für die Staatsfinanzen im Gleichschritt mit der Reduktion des angeblich giftigen Gases CO2.
Ganz offenbar leiden maßgebende Institutionen und Regierung unter der noch nicht heilbaren Krankheit Förderalities.
In Deutschland muss wegen der Windflaute – eine Folge des Klimawandels – vermehrt Kohle-Strom produziert werden. Das führt zur Erhöhung des verteufelten, aber für unser Leben so notwendigen CO2 Eintrages in die Atmosphäre. Auch ist zu erwarten, dass Wasserkraftwerke in Zukunft weniger Strom produzieren können. In Österreich verursacht vor allem durch das Abschmelzen der Gletscher.
Von ähnlichen Problemen wird weltweit berichtet. Australien, das keine Kernkraftwerke bauen und Kohlekraftwerke schließen will, macht ähnliche Erfahrungen. Solaranlagen sollen Kohlestrom ersetzen. Strompreise gehen wegen des nötigen Netzausbaus durch die Decke.
Ein Investitionsvolumen von 200 Milliarden US-Dollar sollte Australien zur grünen Wasserstoffzentrale der Welt machen. Die Idee wurde gekübelt. Die hohen Kosten und die schwache Nachfrage ließen Vernunft Ideologie besiegen.
Der Ausbau der Energieversorgung hat in China gigantische Maße. Nicht nur Ökostromanlagen werden massiv ausgebaut, jedoch im verstärkten Maße Kohle- und Atomkraftwerke.
Ein Artikel im April 2024 in der South China Morning Post berichtet über Atomambitionen in China. Zehn neue Reaktoren mit einem Investitionsvolumen von 24 Milliarden Euro sollen die bestehende Flotte vergrößern. Diese sollen während ihrer Laufzeit von 60 Jahren jährlich 10 TWh produzieren.
Dem stehen Investitionen im gleichen Ausmaß für Windkraftanlagen in Österreich gegenüber mit einer Laufzeit von 20 bis 25 Jahren. Das berechtigt sehr wohl zu fragen, warum nicht auch an den Bau solcher, in China hergestellter Reaktoren, für Österreich gedacht wird.
Betrachtet man das Verhältnis erneuerbarer zu total erzeugter Energie, so beträgt dieser in China 38 %, in Österreich 87 %, das dazu führt, dass die Stromkosten in China etwa 7 c/kWh und in Österreich 25 c/kWh betragen.
Ohne Zweifel besteht ein Zusammenhang zwischen Stromerzeugungssystemen und Stromkosten. Eine unangenehme Wahrheit, die die linksgrünen Medien verschweigen und den unwissenden Parlamentarier nicht berührt.
Vielleicht wäre es nützlich, Anstrengungen zu unternehmen, die Klima- und Energiekrise etwas nüchterner zu betrachten und die im Green Deal verankerten Ziele zu schubladisieren.
Es könnte helfen, die Stromkosten zu normalisieren.
Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.