
Bargeld: Wie es in Finnland wirklich zugeht
Wir haben ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Dies sei den von uns gewählten Volksvertretern und der daraus hervorgehenden Regierung deutlich gesagt. Die persönliche Kommunikation wie auch das Barzahlen schützt und fördert unsere Privatsphäre. Eine digitalisierte Welt ist anfällig für Betrug und Überwachung der Bürger, auch durch staatliche Stellen.
Unsere Reise nach Finnland, wo das digitale Bezahlen nach medialen Erzählungen weit fortgeschritten sein soll, zeigt, dass dem nicht so ist. Bargeld wird ohne Probleme angenommen. Das ist gut so. In Finnland wie bei uns ist die grundsätzliche Annahmepflicht von Bargeld gesetzlich geregelt. Den Unternehmen bleibt jedoch die Vertragsfreiheit. Bargeld hat derzeit den alleinigen gesetzlichen Zahlungsstatus. EZB und EU wollen diesen gesetzlichen Status auch einem digitalen Euro gewähren. Als Folge davon wird Bargeld verdrängt werden.
Als erste Erfahrung dieser Reise zeigte schon das Mieten eines Autos am Flughafen in Helsinki die Grenze des digitalen Bezahlens mit Kreditkarten auf. Obwohl offizieller Partner dieser Kreditkartenunternehmung, hat die große Mietautofirma die Bezahlung über Kreditkarten von zwei Kreditkartenunternehmen verweigert. Mit Bargeld war die Zahlung sofort möglich. Das Bezahlen der Hotelrechnung einer Hotelkette war trotz anderslautender Geschäftsbedingungen mit unserer Kreditkarte nicht möglich. Bargeld war kein Problem. Man sagte uns im Hotel, es gäbe mit diesem Kreditkartenunternehmen im gesamten skandinavischen Bereich keine Verträge, was sich bei der Bezahlung des Hotels am nächsten Tag als Unwahrheit herausstellte. Ein familiengeführtes Hotel nahm dieselbe Kreditkarte ohne Probleme an. So bleibt der Verdacht, dass gewisse Kreditkarten wegen der vorgeschriebenen Gebühren vor Ort zurückgewiesen werden. Die Hotelkette und das Autovermietungsunternehmen waren bekannte internationale Ketten, das Hotel mit Akzeptanz unserer Kreditkarte war ein privates finnisches Unternehmen. Der Bedarf des täglichen Lebens wurde von uns mit Bargeld beglichen, auch das Tanken an Automaten funktionierte mit Bargeld. Einzig am städtisch betriebenen Parkautomat konnte man die Gebühr ausschließlich mit der Bankomat-Karte begleichen. Bequemlichkeit kann recht teuer werden: QR-Codes auf Parkautomaten wurden von Betrügern bereits überklebt, die damit an die Kartendaten gelangten. Dem Betrug ist in der digitalen Welt Tür und Tor geöffnet. Die Sicherheitsvorkehrungen vor Cyberbetrug und Missbrauch werden enorme Kosten und Schäden verursachen. Anderslautenden Beteuerungen der digitalen Vorteilsnehmer sind im Schadensfall nutzlos.
Kürzlich sollen vom Online-Bezahldienst Paypal Millionen von privaten Daten mit Passwörtern gestohlen worden sein. Es besteht die Gefahr, dass die Hacker diese Daten verkaufen und daraus hohe Schäden entstehen.
Die Nutzung digitaler Anwendungen ist in vielen Fällen vorteilhaft und effizient, doch die Gefahren sind nicht zu unterschätzen. Die praktische Nutzung darf nicht im Verkauf persönlicher Daten oder in Überwachung enden. Jede digitale Anwendung muss Privatheit und Anonymität vor und in der Programmierung sicherstellen. Zentrale Datenbanken wie die Gesundheitsakte ELGA beinhalten zwangsweise das Risiko eines unautorisierten bis missbräuchlichen Zugangs. Durch dezentrale Systeme lassen sich Anonymität und Privatsphäre der Menschen besser schützen: Ärzte haben im Notfall schnellen Zugriff auf die notwendigen Daten, wenn die Patientendaten direkt auf der E-Card gespeichert sind, und dies auch ohne Internetzugang.
In der Nutzung ist der geplante Digitale Euro ein zentrales System, Bargeld ist dezentral. Bargeld ist gedruckte Freiheit. Zahlen Sie bar so oft wie möglich. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur sicheren Bargeldversorgung.
Mag. Elisabeth Weiß, Betriebswirt, Initiator SOS Bargeld - Stopp der Abschaffung!