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Der Blender Babler: Wundersame Erzählungen des Ex-Bürgermeisters von Traiskirchen

Der Blender Babler: Wundersame Erzählungen des Ex-Bürgermeisters von Traiskirchen

Mit Verwunderung musste ich die aufgestellten Behauptungen unseres aktuellen Vizekanzlers Andreas Babler in der "Presse" über seine Zeit als Bürgermeister in Traiskirchen lesen. Einige Punkte, wenngleich nicht abschließend, erlaube ich mir als vormaliger Leiter der Betreuungseinrichtung Traiskirchen nachfolgend aufzugreifen und klarzustellen:

 

Der ehemalige Herr Bürgermeister war nie für die Betreuungsstelle zuständig, wie er gerne suggeriert, die Leitung oblag stets dem Innenministerium. Vielmehr wurde ihm mangels Zuständigkeit mehrfach der Zutritt verwehrt. Er trat gegenüber dem Innenministerium oftmals als im Eigeninteresse agierender Quertreiber auf, der durch die Verbreitung von Fehlinformationen und falschen Gerüchten Stimmung gegen die Einrichtung und gegen die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort machte. Was er zweifellos erreicht hat, war seinen eigenen Bekanntheitsgrad zu erhöhen.  

Bemerkenswert war, dass Babler mit Tricks immer wieder versuchte die Kapazitäten der Betreuungsstelle zu reduzieren. 2015 reduzierte er mit einem mir noch vorliegenden Bescheid die Betreuungsstelle auf wenige hundert Plätze. Dieser Bescheid wurde später aufgehoben. Auch konnten unter dem Vorwand des Brandschutzes über 30 leerstehende Zimmer in der Flüchtlingskrise nicht belegt werden. Somit machte er in dieser schwierigen Situation mehr als 600 Plätze für die Menschen weniger verfügbar. Babler benutzte den Vorwand des Brandschutzes, um das politische Ziel einer geringeren Betreuungszahl zu erreichen. Dies ist verständlich, aber nicht in einer Krise – zumal durch Bürgermeister Babler zahlreiche Menschen in Zelten schlafen mussten.  

An den Bescheid dürfte er sich nicht so genau erinnern, hingegen völlig postfaktischer Weise an Bildern von Wiesengeburten, welche jedoch nie Realität waren. Auch ist schleierhaft in welchen 60 Grad heißen Zelten er sich vermeintlich aufgehalten habe, sie waren jedenfalls nicht in der Betreuungseinrichtung Traiskirchen.  

Ein anschauliches Beispiel für die verzerrte Selbstwahrnehmung und kreativitätsunterstützte Erinnerungsgabe unseres nunmehrigen Vizekanzlers liegt auch in seiner Aussage, er hätte tonnenweise Wasser gespendet, auch wenn dieses selbst – obwohl nicht gebraucht – doch von der Firma Vöslauer bereitgestellt wurde. Er suggeriert damit auch, dass Menschen in Obhut des Innenministeriums Durst leiden mussten, obwohl das Leitungswassers vor Ort hervorragend ist und an den zahlreichen Wasserentnahmestellen die am Gelände/Wiese entnommen werden konnte. Über solche Fehlinformationen eines Spitzenpolitikers kann man nur den Kopf schütteln. 

Auch die medizinische Versorgung war zu keinem Zeitpunkt prekär. Vielmehr bestand durch die Ärzte vor Ort ein deutlich höherer, was sachlich indiziert ist, Betreuungsschlüssel als man dies als Steuerzahler im niedergelassenen Bereich erfährt. Das Innenministerium war damals dennoch viel mit Falschinformation und Emotion gespickter Kritik von NGOs ausgesetzt und sah sich gezwungen diese auch medial richtigzustellen (siehe Seite 163-171 im Buch "Brennpunkt Traiskirchen"). Berichtet wurde darüber 2015 in der Zeit der einseitigen Berichterstattung nicht. 

Dass Herr Babler in seiner bewussten Wortwahl etwa von Entmenschlichungsstätten spricht, reiht sich in meine Erfahrungen ein, dass er lediglich negative Emotion schüren und hierdurch Bilder bei den Lesern erzeugen will, auch wenn diese mit der Realität nichts zu tun haben. Abschließend sei noch erwähnt, dass dem mündigen Leser durchaus auffällt, dass auch ein Vizekanzler keine Dinge garantieren sollte, für die er nicht zuständig ist. Wenn Herr Babler sagt "es geht um Lösungen" und keine anbietet, sollte ihm bewusst sein, dass er keine Kompetenz in Asyl- und Migrationsfragen hat und sollte er sich eventuell seine eigene gegen Sebastian Kurz gerichtete Aussage "Er war ein großer Blender ohne irgendeine Lösungskompetenz" wohl eher selbst zuschreiben.  

 

Franz Schabhüttl, vormals langjähriger Leiter der Betreuungsstelle Ost in Traiskirchen und Autor des Buches "Brennpunkt Traiskirchen".