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Linke und rechte Demokraten müssen wieder konstruktiv streiten

Linke und rechte Demokraten müssen wieder konstruktiv streiten

Die Lüge ist seit jeher Teil allen politischen Wirkens. Nicht erst in Demokratien war und ist sie gern Verwendung findender Ausweg aus Argumentationsnotständen politischer Akteure. In unseren Demokratien waren das seit dem Weltkrieg in aller Regel Lügen, die missliebiges Verhalten (Betrug, Diebstahl, Korruption usw.) »kaschieren« sollten oder die – umgekehrt – solch missliebiges Verhalten dem politischen Mitbewerber angedichtet haben.

In letzter Zeit hat sich im politischen »Dialog« (wenn man den zwischen links und rechts noch so nennen kann) eine Sonderform der Lüge, die »alternative Realität« eingenistet, in der ganze politische Gruppierungen kollektiv Behauptungen als Tatsache in den Raum stellen, die dann als unbelegte Basis dienen, ihren eigenen Zielen (eben als Kollektiv) nachzukommen.

Dabei geht es gar nicht mehr darum, irgendjemanden »der Lüge« zu überführen. Das Anzweifeln solcher Behauptungen wird per se als Ausweis gesehen, »schlecht« zu sein, »böse« zu sein und damit also in aller Regel »rechts« zu sein. Ich denke, es gibt das auch von rechter Seite, da erscheint es mir aber noch nicht so stark ausgeprägt.

Das Fatale an dieser Gemengenlage ist nun, dass es fürchterlich an Joseph Goebbels Diktum von der Lüge erinnert, die bloß oft genug wiederholt werden muss, damit sie am Ende alle glauben. Und dass wir uns in unserer offenen, demokratischen, freien Gesellschaft mit einem solchen Phänomen konfrontiert sehen. Das im Grunde drauf und dran ist, jeden sinnvollen demokratischen Dialog zwischen den politischen Strömungen zu untergraben und letztlich zu verunmöglichen.

Mir ist unlängst ein Artikel der BBC untergekommen, in dem es um einen Vergewaltiger geht, der für seine Untat zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. In der Überschrift ist zu lesen, »Transfrau verurteilt«. Das Porträt dazu zeigt einen muskulösen (weißen) Mann mit Vollbart. Ich weiß nicht, wie es um die Rechtslage im Königreich dazu gerade steht, ich befürchte, ich will es im Detail gar nicht wissen. Ich weiß nur, dass mir in der Bundesrepublik das »Selbstbestimmungsgesetz« bei Strafandrohung verbieten würde auszudrücken, was ich sehe: nämlich einen Mann mit Vollbart. Ich muss also – zumindest in Deutschland – diese aus meiner Sicht »alternative Realität« als »wahr« annehmen.

Ein für mich besonders krasses Beispiel dieser Realitätsverzerrung stellt auch der Umgang mit dem Mord an Charlie Kirk dar.  Dieser wird beinahe ausschließlich als »rechtsextrem« eingeordnet, natürlich meist unter Verwendung camouflierender Heißluftbegriffe wie »ultrarechts« oder »national-christlich«, die immer nur darauf abzielen, ihn zu dem Nazi und Rassisten zu machen, der er in der »alternativen Realität« sein muss.

Charlie Kirk war ein junger Mann, 1993 geboren, der sehr erfolgreich eine konservative Studentenbewegung (Turning Point USA) gegründet hat (2012), und dessen innerer Antrieb der Dialog zwischen allen Bürgern einer Demokratie war. »Dort wo das Reden aufhört, dort beginnt die Gewalt«, war der wichtigste Satz seiner Überzeugung.

Ich habe ihn seit gut zehn Jahren gekannt und mir immer wieder einmal eine seiner von gegenseitigem Respekt getragenen Diskussionen mit Menschen anderer Überzeugung angeschaut. Der USA-Experte des ZDF, Elmar Theveßen, hat kurz nach dem Attentat in der Talkshow »Lanz« behauptet, Charlie Kirk hätte verlangt, Homosexuelle müssen gesteinigt werden (und noch weitere Lügen über ihn).

Kirk war sehr konservativ. Und er war Christ. Er war kein Rassist, Nazi oder Hassprediger und er war weder schwulen- noch frauenfeindlich. Schauen Sie sich selbst in Ruhe einige Videos von ihm an, Sie werden es sehen.

In der "Furche" hat eine Woche nach Kirks Tod Hildegund Keul seiner Witwe – nachdem sie in einem Nebensatz deren Ausbildung in Frage gestellt hatte – vorgeworfen, sie würde sich zum »Opfer« stilisieren, sie würde sich »in den Dienst explosiver Vulneranz« stellen. Ich kann nicht nachempfinden, was im Kopf dieser Redakteurin einer irgendwann einmal katholisch gewesenen Wochenzeitung vorgeht, wenn sie über eine Mutter, deren zwei Kleinkinder gerade zu Halbwaisen geworden sind, so schreibt.

Erika Kirk hingegen hat bei der Trauerfeier für ihren Mann – vom "Spiegel" und anderen als »Messe christlichen Machtanspruchs« denunziert – dem Mörder ihres Mannes vergeben. Ein ungeheuer menschlicher und christlicher Akt. In der »alternativen Realität« deutschsprachiger Medien ist diese Botschaft (beinahe) untergegangen. Dabei wäre das Vermächtnis Kirks, »miteinander zu diskutieren«, so wichtig für unsere Gesellschaft. Um nicht in gewaltvollen Auseinandersetzungen unterzugehen. 

Übrigens: Elmar Theveßen hat sich mittlerweile für seine Falschinformationen entschuldigt. 

 

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Hirschegg-Pack und Graz.