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Mit wem soll sich das Europa von 2025 vergleichen?
Leo Dorner
 

Mit wem soll sich das Europa von 2025 vergleichen?

Niemand weiß, ob es sich lohnt, die politische Lage Europas von 2025 mit seiner Lage von 1913 zu vergleichen. Warum nicht 1990, warum nicht 1939, warum nicht 1945? Warum nicht 1608 oder 1825 (nach dem Wiener Kongress)? Unwillkürlich spürt der nach Vergleichsposten suchende Historiker ein gewisses Analogie-Gefälle: Vergleiche mit Jahren, in denen Europa begann, einen großen Krieg auf sich zu nehmen, kontrastieren mit Vergleichen anderer Jahre, in denen Europa das Ende langer Kriegsjahre erlebte. 

Der Vergleich zwischen den "EU-Eliten" des heutigen Europas mit den Monarchien Europas von 1913 drängt sich auf. 1913 schien Europas Weltmacht als Kultur-Hegemon für alle Zukunft gesichert. Trotz "Fin de siecle" und "Jugendstil" und trotz zahlreicher Rebellionen und Auswanderungen nach Übersee schien es mit der "Belle Époque" weiter wie bisher gehen zu können. An einen Zusammenbruch der Monarchien und des gesamten alten Europas dachte niemand. 

Zwar wurden dem "christlichen Abendland" durch die Epochen der Aufklärung zahllose Veränderungen und "Aufstände" zugemutet, aber der Adel der Eliten im Europa von 1913 konnte sich nicht vorstellen, dass ein künftiger Krieg nicht mehr wie die bisherigen verlaufen wird. Deutschlands Kaiser Wilhelm setzte auf die Erfahrungen des Sieges von 1871, das russische Zarentum auf die Größe seines Imperiums, das vielleicht noch als "drittes Rom" triumphieren könnte, und das Weltreich des noch wirklich großen "Großbritanniens" werde seine Größe, seine Macht und seinen Reichtum niemals verlieren.

Heute lässt sich nicht erahnen, wohin die Zukunft Europas führen wird, in der die USA nicht mehr die ungeliebte Aufgabe eines "Weltpolizisten" übernehmen werden. Eine Welt, in der die wertschöpfende Industrie nach Asien wandert, die "sterbende" Demographie Europas dem Islam durch das trojanische Pferd namens "No-Border" Einlass gewährt und die geplante und notwendige "Demokratisierung" der islamischen Welt wegen "Neokolonialisierung" durch ein Woke-Verbot der US-Dems und ihrer europäischen Anhänger abgesagt wurde.

Ungern stellen wir uns Friedrich Merz und Emanuel Macron oder die jeweils neuesten "Brüsseler Amazonen" als Führungs-Eliten vor, die Europa in eine haltbare Zukunft führen könnten. Oder ist eher ein Vergleich mit 1815 angebracht, als die noch glorreichen und gottbegnadeten Monarchen Europas das Ergebnis des Wiener Kongresses von 1815 als "ewige Lösung" bejubelten?

Heute glauben und vertrauen Europas Eliten auf UNO, Internationale Strafgerichtshöfe, auf unendliche Verschuldungen ihrer Staaten-Budgets. Auf die unerschöpfliche Prosperität eines neuen Wirtschaftsraums von Portugal bis Litauen, auf neue Werte mit neuen Geschlechtern, neue Einmaleins, auf neuartige Neu-Wörter und "faktenbasiert" verkündende   Staatsmedien, die eine neue Demokratie herbeigesegnet haben, die dem EU-Volk als neues "Wir" schmackhaft gemacht und eines Tages auch den weltweiten Klimanotstand durch eine weltweite Energiewende besiegt haben wird. Mit einem Wort: Die Hoffnung ist groß, dass keine unserer Seifenblasen eines natürlichen Todes sterben wird, weil die allermeisten mit dem Siegel der bewährten Nachhaltigkeit plombiert sind, befugt und befähigt, den verblichenen K & K Wappen-Adler abzulösen.

 

Leo Dorner ist ein österreichischer Philosoph.