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Die Ukraine-Flüchtlinge und die SUV-Flut

Die Ukraine-Flüchtlinge und die SUV-Flut

Die Flüchtlinge aus der Ukraine, einige ungute Zwischenfälle und eine Fülle an teuren SUVs auf den Straßen Wiens erinnern an eine Entwicklung, welche viele Österreicher schon einmal in den 90er Jahren erlebt haben. Der Eindruck, den man hierzulande  von den Ukraine-Flüchtlingen  gewinnen muss, steht jedenfalls in seltsamem Kontrast zu dem, was man sonst täglich aus dem Ukraine-Krieg erfährt.

In den ersten Monaten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hatten viele Österreicher ein recht ungünstiges Bild  von den plötzlich in die Republik strömenden Menschen aus Osteuropa gewonnen. Dieser Eindruck trübte damals vielerorts die Freude über die Grenzöffnung.

Denn unter den ersten, die kamen, waren überdurchschnittlich viele, die die Freiheit des Westens mit einer Freiheit von jeder Rechtsordnung verwechselten. Auch der starke finanzielle Unterschied im Lebensstandard zwischen West und Ost gab manchen erstmals in den Westen Gekommenen am Anfang das Gefühl, deshalb irgendwie zu Eigentumsdelikten berechtigt zu sein. Dazu trug auch das in langer kommunistischer Indoktrination entstandene Gefühl bei, dass westlicher Reichtum ja nur durch "Mehrwertakkumulation", wie es Karl Marx geschwurbelt hatte, oder sonstwie durch Diebstahl zustandegekommen sei. Andere Osteuropäer wiederum empfanden es einfach als ungerecht, wie voll bei uns alle Geschäfte mit den schönsten Dingen waren, während sie von daheim lebenslang nur realsozialistische Kargheit gewöhnt waren.

Jedenfalls nahm damals die Zahl der Autodiebstähle ebenso zu wie der "Schwund" in "Selbstbedienungs"-Läden und Parfümerien. Es dauerte einige Monate, bis es gelang, diesbezügliche "Missverständnisse" aus der Welt zu schaffen. Und es dauerte noch länger, bis der Durchschnittsösterreicher entdeckte, dass die Autodiebsbanden aus Osteuropa nur der fast in jedem Land vorhandene, aber quantitativ kleine Abschaum waren; dass die Diebe bald aus dem Verkehr gezogen wurden; dass die stehlenden Schulkinder bald über den anfangs bei ihnen populären Irrtum aufgeklärt wurden, in Österreich wären Diebstähle unter 100 Schilling straffrei; und vor allem, dass die Durchschnitts-Ungarn, -Polen oder -Slowaken überaus anständige, ehrliche und fleißige Menschen sind.

Gar nicht so wenige meinen heute sogar, dass sie im Schnitt die wohlstandsdegenerierten Österreicher gerade in diesen Aspekten positiv übertreffen würden. Völlig unbestreitbar ist jedenfalls die Tatsache, dass die wirtschaftliche Überholkurve Österreichs in den letzten Jahrzehnten nicht zuletzt den enorm tüchtigen Arbeitskräften aus diesem Raum zu danken war.

Aber der erste Eindruck sorgte jedenfalls für verbreitete negative Emotionen, welche die Realität sehr stark überdeckten.

Jene Zeit kommt einem in den Sinn, wenn man den heutigen Massenzustrom an Ukrainern nach Österreich beobachtet. Damals wie heute ist der erste Eindruck ein verheerender, obwohl diesen auch jetzt wieder nur eine kleine, in keiner Weise typische Minderheit der aus der Ukraine gekommenen Menschen vermittelt.

Aber das, was die Österreicher – vor allem die Wiener – als erstes aus der Ukraine zu sehen bekommen, ist jedenfalls alles andere als eine Verkörperung eines um seine Existenz ringenden Volkes, einer armen Nation, für die wir in breiter Front Hilfe und Solidarität aufbringen sollten. Denn auf den Straßen sieht man mit ukrainischen Kennzeichen praktisch nur Luxusautos, vor allem der SUV-Klasse, und derer nicht gerade wenig. Inzwischen gibt es auch schon erste Berichte über üble Schlägereien mit Ukrainern.

"Denen sollen wir helfen?", ist eine gar nicht so seltene und gar nicht so unverständliche Reaktion erstaunter Österreicher. "Das sind doch offensichtlich alles nur reiche Oligarchen, die ihren Reichtum in Sicherheit bringen."

Dieser optische Eindruck wird zunehmend zu einem großen politischen Problem. Darüber sollte man sich nicht täuschen.

Politik und Mainstreammedien glauben aber wieder einmal, ein Problem durch Ignorieren wegzubekommen. Was nicht gelingen kann. Das geht nur dann, wenn man den Fakten nachgeht. Erst diese Fakten lassen den Eindruck durch die SUV-Flut als optische Täuschung erkennen. Denn:

  1. Es gibt sehr viele Österreicher und andere Westeuropäer – meistens Geschäftsleute – die in der Ukraine tätig gewesen oder verheiratet sind. Oder die dort zumindest ihr Auto angemeldet haben. Aus steuerlichen Gründen und meist weil sie vor dem Krieg in der Ukraine ein Land mit großen Zukunftspotentialen für unternehmerische Aktivitäten entdeckt haben; durch seine Größe, durch seinen zielstrebigen Weg aus Osteuropa in die EU, durch seine niedrigen Löhne, durch seine gut gebildete und arbeitsame Bevölkerung.
  2. Es gibt zweifellos auch unter den 44 Millionen Ukrainern wie überall kriminelle Elemente, die allzu rasch in einem an sich bitterarmen Land zu relativem Reichtum gekommen sind, der sich als erstes gerne in Autos niederschlägt (siehe zum Vergleich die nicht sehr europäisch wirkenden 20-Jährigen, die ihr erstes selbstverdientes Geld in schwarze BMWs, Audis und Mercedes umtauschen und die damit nächtens den Wiener Gürtel und die Triesterstraße in Gefahrenzonen verwandeln). Diese Elemente haben im Gegensatz zur ganz überwiegenden Mehrheit ihrer Landsleute keine Bereitschaft gehabt, sich in den Dienst des Vaterlandes zu stellen, sondern sind als erste abgehaut.
  3. Wer (wie ich) vor dem Krieg in der Ukraine gewesen ist, weiß, dass dort SUVs eigentlich absolut wie relativ viel seltener als in Österreich sind.
  4. Der weiß aber auch, dass es auf vielen ukrainischen Straßen außerhalb der Städte sehr vorteilhaft ist, wenn man auf schlechten Landstraßen technisch gut motorisiert ist.
  5. Tatsache ist, dass das Durchschnittseinkommen der Ukraine noch weit unter dem russischen liegt, von dem der EU-Länder ganz zu schweigen. Das macht zusätzlich klar, dass die Hunderten protzigen SUVs alles andere als landestypisch sind.
  6. Weit über 90 Prozent der geflüchteten Ukrainer sind keineswegs mit dem Auto, sondern mit dem Zug und Bussen in eine ungewisse Existenz geflüchtet. Das sind meistens Frauen mit Kindern, die stündlich hoffen und bangen müssen, nicht bald Witwen zu werden. Die aber durch ihre äußere Erscheinung – im Gegensatz zu den außereuropäischen Importen – in keiner Weise als Ukrainer oder Ausländer zu erkennen sind (solange sie nicht den Mund aufmachen).

Wenn man die Fakten kennt, weiß man, dass das beobachtete Protzgehabe alles andere als typisch ist. Aber es ist eben für viele das Einzige, was viele Österreicher als ukrainisch sehen können.

Und es ist nun einmal oft der äußere Anschein, und es sind nicht die tiefgründigen Analysen, die zu öffentlichen Urteilen führen. Das sieht man ja auch beim Image vieler Politiker.

So ist es das Schlimmste, was einem US-Präsidenten passieren kann, öffentlich über eine Stufe zu stolpern.

So ist das, was vielen Menschen, auch in Großbritannien, heute als erstes zu Boris Johnson einfällt, die Tatsache, dass er in den Corona-Jahren mehrmals an eigentlich verbotenen alkoholischen Partys teilgenommen hat. Dass er (für die Briten) in den wirklich wichtigen Fragen eine ganz herausragende politische Erscheinung mit echten Führungsqualitäten und imponierender Entscheidungsstärke ist, geht daneben fast unter. Dabei haben wohl 99 Prozent der Europäer in diesen (mehr als) zwei Jahren nicht nur einmal irgendwelche Corona-Regeln ignoriert, die zwar alle gewiss ihren virologischen Sinn hatten, die aber der menschlichen Natur zuwiderlaufen. Diese Natur ist nun einmal eine sozial-gesellschaftliche, die insbesondere nach sauren Wochen harter Arbeit nach frohen Festen verlangt, wie schon ein gewisser Goethe erkannt hat.

Dennoch sollte die Politik das SUV-Problem ernster nehmen, als sie es bisher tut. Denn auch wenn es scheinbar nur eine Kleinigkeit ist, auch wenn es oft nur Neidgenossenschafts-Reflexe sind, so sind sie doch ein politisches Faktum mit Nachwirkungen.

  • Österreich sollte bei jedem ukrainischen SUV prüfen lassen, ob der nicht eigentlich einem Österreicher gehört und daher umgemeldet werden müsste.
  • Österreich sollte strenger bei jenen, wenn auch wenigen Prozent der Ukrainer, die offensichtlich auch nach der Flucht betucht sind, die Notwendigkeit eventueller Hilfsmaßnahmen überprüfen.
  • Und die Politik sollte vor allem einmal rechtzeitig kommunizieren, dass sie das Problem erkannt und gehandelt hat. Denn sonst setzen sich bald jene durch, die die billigsten Vorwände nutzen, um trotz aller Grässlichkeiten in unmittelbarer Nähe sagen zu können: "Was geht das uns an?" Oder gar: "Wir sind eh neutral, uns kann ja nix passieren. Die sollen ihre Fehler alleine auslöffeln."

PS: Übrigens: Neutral gemäß allen konkreten Inhalten des österreichischen Neutralitätsgesetzes war auch – die Ukraine. Nur hat sie das halt nicht auf das Papier ihres Gesetzbuches geschrieben und (so wie ich) zur Erhöhung der nationalen Sicherheit von einem Nato-Beitritt geträumt …

PPS: Apropos, alleine mit ihren Kindern geflüchtete Frauen aus der Ukrainer, die das Gros der Flüchtlinge bilden: Hat irgendjemand etwas von einer Hilfsaktion, von Solidarität der medial immer so lautstarken Feministinnen mit ihnen gehört, die sonst so aktiv sind, wenn sie Quoten für Aufsichtsräte erzwingen oder eine üble Zerstörung der deutschen Sprache durchsetzen? Zugegeben, da flüchten meist keine Feministinnen, keine Möchtegern-Aufsichtsrätinnen und Gleichbehandlungsbeauftragtinnen, sondern tapfere und mit wirklichen Problemen konfrontierte Frauen in Not …